Was bewegt Menschen, ihre Heimat zu verlassen?

14.06.2016, 13:00 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)

Sonderausstellung Migration. [Aus] Wanderung –Vertreibung - Flucht im Verkehrsmuseum Dresden

Das Verkehrsmuseum Dresden widmet sich vom 16. Juni bis 30. Dezember 2016 in einer Sonderschau dem Thema Migration. AusWanderung-Vertreibung – Flucht in Vergangenheit und Gegenwart.
Vorgestellt werden unter anderem zwei spektakuläre Fluchtversuche über die innerdeutsche Grenze aus der DDR in die BRD mit einem selbstgebauten Heißluftballon und einem selbst konstruierten Kleinflugzeug.
Zentrales Objekt ist aber ein acht Meter langes Festrumpfschlauchboot aus dem Mittelmeer, das von Flüchtlingen zur Überfahrt genutzt wurde. Eigentlich nur für 16 Passagiere zugelassen, gelangten damit im September 2015 48 (!) Menschen von der Türkei auf die griechische Insel Lesbos.

«Die Ausstellung verdeutlicht, dass hinter den Statistiken und anonymen Zahlenkolonnen zur Migration immer individuelle Schicksale von Menschen stehen. Wir geben den Menschen hinter diesen Zahlen ein Gesicht und stellen eine beispielhafte Auswahl von Einzelschicksalen der vergangenen Jahrhunderte bis in die Gegenwart vor. Eine zentrale Rolle spielen dabei die Fahrzeuge, mit denen sich die Menschen in ihre neue Heimat beweg(t)en, denn Migrationsgeschichte ist immer auch Verkehrsgeschichte.» Joachim Breuninger, Direktor

Die sächsische Staatsministerin für Gleichstellung und Integration, Petra Köpping, dankte heute (14.6.2016) im Rahmen der Eröffnungs-Pressekonferenz dem Team des Verkehrsmuseums für die Ausstellung. „Sie haben eine kluge, originelle und doch emotionale Herangehensweisen an das Thema Migration und Wanderung gewählt. Diese Denkanstöße sind wichtig“, erklärte Köpping. Sie wies auf den engen Zusammenhang von Migration und Integration hin: „Viele Menschen, auch in dieser Stadt, haben Eltern, Großeltern oder Urgroßeltern, die hierherkamen und blieben. Integration ist auch eine Art der Bewegung – im besten Fall bewegen sich Menschen aufeinander zu.“

Hintergrund

Zurzeit sind weltweit etwa 60 Millionen Menschen auf der Flucht. Dabei machen die Flüchtlinge nur einen Teil der globalen Migrationsbewegungen aus. Arbeits- und Bildungsmigration etwa «bewegen» ebenfalls jährlich Millionen von Menschen. Das Verkehrsmuseum greift mit seiner Ausstellung dieses brandaktuelle Thema auf und macht die komplette Bandbreite, die sich hinter dem Begriff «Migration» verbirgt, sichtbar. Sie offenbart aber auch, dass «Migration» kein Phänomen allein der Gegenwart ist.

Menschen wandern, seit es Menschen gibt. Die Gründe dafür sind vielfältig – und über Jahrtausende doch immer wieder dieselben. Menschen sind auf der Suche nach besseren Lebensverhältnissen für sich und ihre Nachkommen. Sie fliehen vor Hungersnöten, Unterdrückung, Kriegen oder Naturkatastrophen und gehen dabei bewusst auch Risiken ein.
Die Ausstellung geht den Fragen nach, WARUM Menschen ihre Heimat verlassen und WIE sie das tun. Dabei kommen Migrantinnen und Migranten selbst zu Wort, um ihre Geschichte zu erzählen. Die Portraits sind in Verbindung mit persönlichen Objekten in 23 «Storyboxen» arrangiert. Sie laden ein zur Begegnung mit Menschen aus ganz unter- schiedlichen Kulturkreisen, die in Deutschland einen Neuanfang gewagt haben oder aus Deutschland weggegangen sind. Diese sehr persönlichen Interviewaussagen machen die Beweggründe, Erlebnisse, Erfahrungen und Interessen der Flüchtlinge, Heimatvertriebenen, Auswanderer, «Arbeitsmigranten», aus politischen oder religiösen Gründen Verfolgten oder der modernen «Wirtschafts- und Bildungsimmigranten» sichtbar und verstehbar. Denn so unterschiedlich die Migrationsgründe sind, so unterschiedlich sind auch die Menschen und ihre Biografien.

Die Ausstellung richtet den Blick auch auf einen oft wenig beachteten Aspekt: Migrationsgeschichte ist auch Verkehrsgeschichte. Die Entwicklung von Fahrzeugen spielte immer eine wichtige Rolle für das Entstehen und den Ablauf von Migrationsbewegungen. So haben die Eisenbahn und das Dampfschiff die großen Auswanderungswellen aus Deutschland nach Amerika im 19. Jh. enorm befeuert. Die Auswanderung der Donauschwaben z. B. fand in so genannten „«Ulmer Schachteln», kleinen Flussschiffen, statt, deren Holz am Zielort gleich zum Hausbau der Siedler genutzt wurde.

Woher kommen eigentlich Nutella oder Toilettenpapier? Im Ausstellungsteil «Migration der Dinge» sind viele Gegenstände zu finden, die Einwanderer in den letzten Jahrhunderten aus ihrer Heimat mitbrachten und die aus unserem Alltagsleben nicht mehr wegzudenken sind.

Mit der Ausstellung will das Verkehrsmuseum die Besucher für das Thema «Migration» sensibilisieren und ein Podium zum Gedankenaustausch und zur Meinungsbildung schaffen.


Weiterführende Links

Kontakt

Sächsische Staatsministerin für Gleichstellung und Integration

Pressesprecherin Alexandra Kruse
Telefon: +49 351 564 54910
Telefax: +49 351 564 54909
E-Mail: pressegi@sms.sachsen.de
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