Tag 2: Chancen für sächsische Firmen auf südafrikanischem Energiemarkt und bei Bahntechnik
06.04.2017, 18:05 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)
Der 2. Tag ihrer Südafrika-Reise führte die 26-köpfige Delegation um Wirtschaftsminister Martin Dulig nach Pretoria. Die Stadt mit ca. 1 Million Einwohnern liegt in der Provinz Gauteng und gilt als offizielle Hauptstadt von Südafrika. In Pretoria befindet sich im zweiten Halbjahr eines Jahres der Sitz der Regierung. Im ersten halben Jahr ist der Regierungssitz in Kapstadt.
Zunächst stand ein Gespräch im Energieministerium auf dem Programm. Yunus Hoosen, Investitionschef von „the dti“ – der Wirtschaftsförderung von Südafrika, welcher direkt dem Präsidenten und 18 Ministerien untersteht – sprach mit seinen Gästen über die Entwicklung der südafrikanischen Wirtschaft. Von der Wasserversorgung und der Digitalisierung über Software- und Halbleiterindustrie bis zu Schienenfahrzeugbau und Umwelttechnik waren die Südafrikaner an sächsischen Technologien interessiert. Dringenden Handlungsbedarf gibt es vor allem bei der Stromversorgung, denn Stromknappheit und daraus resultierende Stromrationierungen und geplante Abschaltungen ganzer Gebiete schaden der Wirtschaft und verhindern Investitionsprojekte.
Minister Dulig: „Das Gespräch hat gezeigt, wie groß die Gemeinsamkeiten sind, wie wir an gleichen Themen arbeiten. Es ist beeindruckend, wie offen und direkt die Südafrikaner auf uns zugekommen sind und mit unserer Wirtschaft zusammenarbeiten wollen. Ich habe die dti und politische Vertreter nach Dresden eingeladen. Uns wurde sofort zugesagt. Im Bereich Bahntechnik und Bahninfrastruktur wurden unsere sächsischen Unternehmen auf eine große afrikanische Konferenz im Juni eingeladen.“
Auch beim anschließenden Besuch im Energieinstitut des Council for Scientific and Industrial Research (CSIR) blieb das Thema Energien Gesprächsthema. Geschäftsführer Prof. Dr. Tobias Bischof-Niemz, vor fünf Jahren nach Südafrika gegangen, hat am CSIR ein Energieforschungszentrum mit einem wachsenden Team von Wissenschaftlern und Ingenieuren aufgebaut und berät den Energieminister zu langfristigen, strategischen Energiethemen. Auf dem Campus am Stadtrand von Pretoria werden erneuerbare Energien getestet – etwa auf einem großen Solarpark. Die Fahrzeugflotte besteht zum Teil aus in Leipzig gebauten BMW i3.
Obwohl Südafrika reich an Sonne ist und über viel Wind verfügt, besteht der Energiemix des Landes noch immer zu über 90 Prozent aus Kohle, Öl und Gas. Der Anteil an erneuerbaren Energien im Jahr 2015 lag bei gerade 4,5 Prozent der Gesamterzeugungskapazität. Diese Abhängigkeit aus fossilen Energien möchte das Land ändern. Bischof-Niemz: „Im optimalen Fall könnte der Mix im Jahr 2050 zu 40 bis 50 Prozent aus Sonnenenergie bestehen, zu 30 bis 40 Prozent aus Windenergie und den restlichen Anteil könnten Biomasse und Wasserkraft bringen. Südafrika könnte also problemlos auf erneuerbare Energien wechseln.“
Minister Dulig: „Wir haben vor Ort unsere mitreisenden Energietechnik-Firmen präsentiert und auch mit dem Fraunhofer-IKTS ein Institut anbieten können, mit dem das CSIR direkt in Kooperationen treten kann.“ Das südafrikanische Institut ist ähnlich wie die Fraunhofer-Gesellschaft aufgebaut, bekommt 30 Prozent ihres 200 Millionen Euro Budgets vom Staat, wirbt den Rest über private Kooperationspartner ein. 3.000 Menschen arbeiten bei CSIR, davon 2.500 in Durban.
Die politische Delegation besuchte im Anschluss noch die Airports Company South Africa (ACSA). Die ACSA ist Eigentümer und Management-Unternehmen von neun Hauptflughäfen in Südafrika. Im Februar 2015 unterzeichneten die ACSA und die Mitteldeutsche Airport Holding eine globale Partnerschaftsvereinbarung. Die Vereinbarung soll insbesondere die internationalen Luftfrachtaktivitäten befördern und die Position der Flughäfen Leipzig/Halle Airport und O.R. Tambo International Airport in der Luftverkehrsbranche stärken. Die strategische Partnerschaft umfasst den Austausch von Informationen, Fachkenntnissen und die Zusammenarbeit im Bereich Kundenakquise.
Parallel dazu führten die sächsischen Unternehmervertreter heute im Rahmen einer Kontaktbörse erste Business-to-Business-Gespräche mit ansässigen Unternehmen. Organisiert wurde die Veranstaltung durch die örtliche Wirtschaftsfördergesellschaft der Provinz Gauteng.
Am Abend nimmt die gesamte Delegation noch an einem Empfang der deutschen Botschaft mit lokalen Wirtschaftsvertretern und Stiftungen in der Residenz des Geschäftsträgers, Klaus Streicher, in der Deutschen Botschaft Pretoria teil.
Am Freitagmorgen wird die Delegation weiter nach Durban reisen.
Hintergrund:
Vom 5. – 12. April reist Wirtschaftsminister Martin Dulig mit einer Delegation aus Politik- und Unternehmensvertretern nach Südafrika und Mosambik. Schwerpunkt der Reise ist die Förderung von Absatz- und Kooperationsaktivitäten sächsischer Unternehmen und die Vertiefung bereits bestehender Kontakte in Mosambik und Südafrika in den Bereichen Bergbau, Rohstoffgewinnung und -verarbeitung sowie Energie- und Umwelttechnik und Maschinenbau. Stationen sind die Städte Johannesburg, Durban und Pretoria in Südafrika sowie Maputo in Mosambik. Neben Firmenbesuchen sind auch Gespräche mit offiziellen Vertretern, Netzwerkpartnern und Partneruniversitäten geplant.
Südafrika bietet als zweitgrößte Volkswirtschaft Afrikas (nach Nigeria) einen großen Absatzmarkt. Mit einer relativ guten Infrastruktur und politischer Stabilität ist Südafrika ein guter Ausgangspunkt für den Markteintritt in andere afrikanische Länder. Deutschland ist Südafrikas zweitwichtigstes Lieferland und es gibt bereits mehr als 500 Niederlassungen deutscher Unternehmer vor Ort. Damit besteht bereits ein Netzwerk, das auch sächsischen Unternehmen den Markteintritt vereinfacht.
In der Außenhandelsstatistik des Freistaates belegt Südafrika bei der Ausfuhr von Waren Platz 21 (von insgesamt ca. 200 Ländern in der Statistik). Die Summe der Ausfuhren beläuft sich auf ca. 400 Millionen Euro. Bedeutendste Ausfuhrgüter sind Erzeugnisse des Kraftfahrzeugbaus mit einem Anteil von 55 Prozent der Gesamtausfuhren nach Südafrika, gefolgt von den Erzeugnissen des Maschinenbaus (11 Prozent) sowie elektrotechnischen Erzeugnissen (9 Prozent).
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