Märchentheater in der Dresdner Yenidze feiert 20jähriges Bestehen
14.05.2017, 20:00 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)
Kunstministerin Dr. Eva-Maria Stange: „Märchen als Mittel im Kampf gegen Verhärtung und Dummheit.“
Kunstministerin Dr. Eva-Maria Stange hat während einer Festveranstaltung anlässlich des 20jährigen Bestehen des 1001 Märchentheaters in der Dresdner Yenidze die zeitlose Aktualität von Märchen hervorgehoben: „Wir befinden uns in einer Welt voller Informationen, in der wir den Überblick zu verlieren drohen. Zum Glück ist der Mensch so gebaut, dass er nicht nur wie ein Computer Informationen verarbeiten kann, sondern auch denken, fühlen und assoziieren. Wir können dem Wesentlichen auf der Spur bleiben. Kunst, Literatur und auch die Märchen sind wunderbare Wegweiser dafür. Die Weisheit der Märchen führt uns zum Eigentlichen, Menschlichen. Märchen gehören zum Bodenständigsten, das Menschen schaffen können, ganz nah am realen Leben. Bei aller scheinbaren Phantasterei sind Märchen die erzählte Erfahrung von Generationen.“
Hinter den Bildern und Gleichnissen, so die Ministerin, stehen Erlebnisse, die zu allen Zeiten und auf jedermanns Lebensreise eine Rolle spielen. „Wir sind gemeint, wenn die Helden sich in unlösbaren Aufgaben bewähren müssen, wenn Klugheit plumpe Machtanmaßung überwindet, wenn die Schwachen gemeinsam stark werden. Wir sind gemeint mit Liebe, Verrat und Wandlung.“
Die Wahrheiten mancher Märchen könne man oft erst als Erwachsener wirklich begreifen. Die Spuren, die sie in der Kultur hinterlassen haben, ließen nur eine Schlussfolgerung zu, sagte die Ministerin: „Sie sind für jeden unverzichtbar. So betrachtet ist es kein Wunder, dass es wohl kein Volk auf der Welt gibt, das nicht seine Märchen hat. Und diese Märchen wandern. Sie wandeln sich auf ihren Wegen von Land zu Land. So exotisch sie auf uns wirken mögen, all die Märchen der amerikanischen Ureinwohner, der Bewohner des Orients oder des fernen Chinas, alle erzählen von uns, und so rückt das Ferne nah. Märchen sind eine Möglichkeit, das Fremde als fremd und zugleich als verwandt zu verstehen. In dieser Zeit können wir sie als Mittel verstehen, gegen Dummheit und die Verhärtung anzukämpfen, die nur in sich kreist und im Anderen nur den Gegner sieht.“