„Hilfe aus einer Hand“ – Erfolgsmodell für Ausbildung in der Bauwirtschaft
27.03.2018, 11:30 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)
Staatssekretär Brangs: „Junge Menschen vor dem Scheitern bewahren“
Eine Ausbildung zu beginnen und sie auch erfolgreich abzuschließen – das ist nicht nur in Zeiten eines erhöhten Fachkräftebedarfs erstrebenswert. Doch nicht allen Auszubildenden fällt es leicht, diesen Weg zu Ende zu gehen. Deshalb gibt es seit 2015 Unterstützung aus dem Programm „Vorrang für duale Ausbildung“, das mit 11 Mio. Euro aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF) und des Freistaates Sachsen finanziert wird. Mit dem darin verfolgten Ansatz der Assistierten Ausbildung werden ganz konkrete Maßnahmen gegen einen drohenden Abbruch der Ausbildung ergriffen.
- Hilfe aus einer Hand
Der BFW Bau Sachsen e. V. ist ein Projektträger, der im Rahmen seiner Initiative „Hilfe aus einer Hand“ Unternehmen der Baubranche dabei unter-stützt, Jugendliche zum erfolgreichen Ausbildungsabschluss zu führen. Stefan Brangs, Staatssekretär im Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr, hat sich heute bei der SLB Stadt- und Landbau Bautzen GmbH über diese Initiative informiert und eine Baustelle in Großdrebnitz besucht.
Staatssekretär Brangs: „Wir wollen junge Menschen vor dem Scheitern bewahren und ihnen eine anerkannte berufliche Chance zu geben.“ Es gelte außerdem, in der jetzigen guten Wirtschaftslage alle potenziellen Ressourcen an Fachkräften zu nutzen. „Auf der einen Seite haben Unternehmen zunehmend Probleme, offene Ausbildungsplätze zu besetzen. Auf der ande-ren Seite gibt es die hohe Zahl an vorzeitigen Ausbildungsvertragslösungen und immer noch junge Menschen, die keinen Ausbildungsplatz gefunden haben. Wir wollen nicht einfach zusehen, wenn Jugendliche ohne Ausbildung zurückbleiben und keine Perspektive für ihre Zukunft haben. Unsere Assistierte Ausbildung setzt genau hier an“, so Staatssekretär Brangs.
- Ein Rucksack voller Probleme, die es zu lösen gilt
Frank Rätze und Stephan Kilank, Ausbilder der SLB Stadt- und Landbau Bautzen GmbH, sind sich einig: „Die Jungs kommen jeder mit einem Ruck-sack voller Probleme zu uns. Die benötigte zusätzliche und sehr individuelle Unterstützung kann kein Unternehmen leisten.“ Diese erhalten sie vom BFW Bau Sachsen e.V. „Ohne diese Hilfe sind sie chancenlos. Obwohl auch unsere Nerven manchmal auf das Äußerste strapaziert werden“, betonen die Ausbilder. „Der Förderunterricht ist aus unserer Sicht am wichtigsten. Und auch die sozialpädagogische Begleitung“, so Stephan Kilank. Die Ausbildungsbegleiter machen regelmäßig Förderplangespräche mit den Jugendlichen und den Unternehmen und helfen den jungen Männern, ihre Fähigkeiten jenseits von Schulnoten in das Berufsleben einzubringen und mit gezielter Unterstützung durchzustarten. „Bei uns bekommen alle Bewerber eine Chance – mit den gebotenen Möglichkeiten kann es jeder mit echtem Ehrgeiz zum Gesellen schaffen. Wir benötigen derzeit jede Hand“, resümiert Silvio Buchhorn, Geschäftsführer SLB Stadt- und Landbau Bautzen GmbH.
- Hohe Erfolgsquote
Die Erfolgsquote ist hoch: „Insgesamt begleiten wir aktuell sachsenweit 220 Lehrlinge im Bauhandwerk, 29 haben bereits ihre Ausbildung erfolgreich be-endet“, berichtet Kerstin Ganz Projektleiterin vom BFW Bau Sachsen e.V. „Bisher haben nur 11 Prozent die Lehre vorzeitig beendet. Im Vergleich mit der sachsenweiten Quote von mehr als 25 Prozent sind wir mit dem Ergebnis sehr zufrieden und merken, dass unsere Hilfe wirkt und ankommt.“
Auch die fünf Auszubildenden der Firma Baufirma Stadt- und Landbau Bautzen GmbH sind immer noch alle dabei – das war nicht immer so. Teilweise waren die privaten Probleme so exorbitant, dass bei mehr als 50 Prozent eines Jahrganges die Lehrverträge gelöst wurden. Frank Rätze meint: „Dank unserer straffen Hand in Verbindung mit dem Projekt sind die Jugendlichen auf einem guten Weg. Sie merken, dass sie im Unternehmen anerkannt sind und mit ihren Fähigkeiten gebraucht werden. Das ist eine sehr große Motivation.“
- Sachsenweites Angebot der Assistierten Ausbildung
Das Angebot in der Baubranche ist eines von zahlreichen im Rahmen der Assistierten Ausbildung. Staatssekretär Brangs: „Das Angebot der Assistierten Ausbildung kann Betrieben ein umfassendes Unterstützungs- und Dienstleistungsangebot aus einer Hand bieten. Bevor es also zum Ausbildungsabbruch kommt, sollte man sich über die sachsenweit bestehenden Angebote zur Assistierten Ausbildung bei der zuständigen Agentur für Arbeit erkundigen.“
In der beigefügten Übersicht finden Sie die regionalen Ansprechpartner.
Hintergrund:
„Vorrang für duale Ausbildung“ ist das Dach im Rahmen der ESF-Förderung. Gefördert werden 13 Projekte, wovon 2 der Initiative „Hilfe aus einer Hand“ des BFW Bau zuzuordnen sind. Inhalt der Projekte ist der Ansatz der Assistierten Ausbildung nach § 130 SGB III.