Sachsen und Polen treiben die Wiederbelebung der „Rollenden Landstraße“ voran
06.06.2018, 13:05 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)
Tag 1 der Polen-Reise: Industriekontakte und Entlastung der A4 stehen im Mittelpunkt – Martin Dulig: „Gute grenzüberschreitende Zusammenarbeit ist unerlässlich für wirtschaftliches Wachstum“
Sachsens Wirtschafts- und Verkehrsminister Martin Dulig besucht am 6. und 7. Juni das Nachbarland Polen. Er wird von einer Delegation begleitet, die sich aus Vertretern der Wirtschaftsförderung Sachsen GmbH, Leipziger Messe GmbH, Europastadt Görlitz/Zgorzelec GmbH sowie der sächsischen Industrie und Kultur- und Kreativwirtschaft zusammensetzt.
Die erste Station seiner Reise war die wichtigste polnische Industriemesse „ITM 2018“ in Poznań (1.000 Aussteller aus 26 Ländern). Erstmals sind bei der ITM sächsische Aussteller vertreten. Am „Sachsen live“-Gemeinschaftsstand, den die Wirtschaftsförderung Sachsen GmbH im Auftrag des SMWA organisiert hat, führte der Minister Gespräche mit der Messeleitung und den Ausstellern. Aus dem Freistaat präsentieren sich dort die Auerhammer Metallwerk GmbH (Aue), der Laser-Spezialist DREMICUT GmbH (Dresden), die ERMAFA Sondermaschinen- und Anlagenbau GmbH Werk Auerbach (Ellefeld), die MPT Präzisionsteile GmbH (Mittweida), die Technologieberatung „Innovation Metall“ (Hammerbrücke) und die Leipziger Messe GmbH. Dulig informierte sich auch über die Technologien polnischer Unternehmen wie Kimla (Hersteller von CNC-Bearbeitungsmaschinen) und UBOT 3D (auf 3D-Druck spezialisiertes Start-up).
„Eine gute grenzüberschreitende Zusammenarbeit ist unerlässlich für wirtschaftliches Wachstum. Deshalb liegt mir der Besuch unseres Nachbarlandes Polen sehr am Herzen“, sagte Martin Dulig und erklärte weiter: „Messen sind ein Vergleichsort und Motivationsmotor. Hier sieht man, wohin die Trends weltweit gehen, vor allem beim Thema Digitalisierung. Daher ist es gut und wichtig, dass Sachsen sich bei der ITM präsentiert und wir neben unserem direkten Nachbarn Niederschlesien auch die Entwicklungen in anderen polnischen Regionen – so wie hier in Großpolen – im Blick haben. Als Wirtschaftsminister unterstütze ich die Zusammenarbeit unserer Unternehmer mit polnischen Firmen nach Kräften. Als Aufsichtsratsvorsitzender der Leipziger Messe bin ich hier, um gemeinsam mit Geschäftsführer Markus Geisenberger die Zusammenarbeit zwischen den Messestandorten Leipzig und Poznań zu vertiefen.“
Am Nachmittag besichtigt Dulig gemeinsam mit Vertretern der Bahntechnikindustrie die bei Żmigród gelegene Teststrecke des polnischen Bahninstitutes (Instytut Kolejnictwa). Es ist dem Ministerium für Infrastruktur und Bauwesen unterstellt. Auf dem rund acht Kilometer langen ringförmigen Kurs werden die Belastbarkeit und die Sicherheit von Zügen untersucht. „Die Bahntechnik gehört zu den wichtigsten Industriezweigen in Sachsen. Die 240 Unternehmen beschäftigen im Freistaat rund 13.000 Mitarbeiter und erwirtschaften jährlich eine Milliarde Euro Umsatz. Die vom Bahninstitut angebotenen Dienstleistungen sind für unsere sächsischen Unternehmen von großer Bedeutung. Mein Besuch soll bestehende Kontakte intensivieren und neue Türen öffnen“, so Sachsens Verkehrsminister. Die Branchennetzwerke BTS Rail Saxony und Południowy Klaster Kolejowy pflegen bereits einen engen Austausch. Im Rahmen dieser Partnerschaft fanden 2016 und 2017 zwei Workshops statt, die sich mit Innovation und Sicherheit in der Bahntechnik und im Bereich Straßenbahn befassten.
Der grenzüberschreitende Güterverkehr wird ein zentrales Thema des Gespräches mit dem für Verkehr zuständigen Vorstand der Woiwodschaft Niederschlesien, Jerzy Michalak, sein. Mit ihm trifft sich Martin Dulig heute in Wrocław zum Abendessen. Daran nehmen wiederum Vertreter der sächsischen Bahnbranche und Multiplikatoren aus Polen teil. Dulig: „Um die Autobahn A4 und damit das Transitland Sachsen dauerhaft zu entlasten, prüfen wir die Wiederbelebung der ,Rollenden Landstraße‘. Dazu sprechen wir bereits mit der Bahn. Gemeinsam mit unseren polnischen Partnern möchten wir nun Parameter wie die Ausstattung von Verladestationen, die Beschaffenheit der Güterwagen und den Reisekomfort für die Lkw-Fahrer ausloten, damit eine Rollende Landstraße funktioniert. Außerdem muss die Strecke ausreichend lang sein. Nur so wird sich der Umstieg auf die Schiene für die Speditionen betriebswirtschaftlich und zeitlich lohnen.“
Am Donnerstag informiert sich Martin Dulig, wie der Containerumschlag zwischen Straße und Schiene praktisch funktioniert. In Kąty Wrocławskie wird er das intermodale Container-Terminal des Unternehmens Metrans Polonia besichtigen.
Weiterer Ausblick
Im Anschluss an den Termin in Kąty Wrocławskie trifft sich Minister Dulig in Wrocław mit Vize-Marschallin Iwona Krawczyk, die in der Woiwodschaft Niederschlesien für Wirtschaft und Regionalentwicklung verantwortlich zeichnet. Parallel dazu findet ebenfalls in Wrocław ein sächsisch-polnischer Eisenbahn-Workshop statt. Am Nachmittag besichtigt die sächsische Delegation die Universität Wrocław (Mathematischer Turm, barocke „Aula Leopoldina“), das junge Stadtviertel „Nadodrze“ und das Kulturzentrum „Krzywy Komin“ (deutsch: „Schiefer Schornstein“). Am Abend eröffnet Martin Dulig im Generalkonsulat der Bundesrepublik Deutschland in Wrocław das traditionelle Sommerfest. Dort präsentiert sich der Freistaat Sachsen den Gästen als Kulturreiseziel Nr. 1 in Deutschland.
Hintergrund Export/Import
Polen zählt zu Sachsens wichtigsten Handelspartnern. Im Export belegte das Nachbarland im vergangenen Jahr den sechsten, im Import den zweiten Platz. 2017 wurden sächsische Waren im Wert von rund 2,02 Milliarden Euro nach Polen geliefert – ein Plus von knapp fünf Prozent gegenüber 2016. Im gleichen Zeitraum wurden Waren im Wert von rund 2,01 Milliarden Euro aus Polen importiert (plus 8,6 Prozent). Die wichtigsten Branchen sind der Kraftfahrzeugbau, die Elektrotechnik und der Maschinenbau.