Vietnam-Reise: Minister Dulig besucht erste Automobilfabrik Vietnams
21.11.2018, 12:31 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)
„Sächsisches Know-how unserer Zulieferer kann beim Aufbau der neuen Industrie helfen!“
Nach dem erfolgreichen Auftakt der Reise in Hanoi fuhr die sächsische Delegation um Wirtschaftsminister Martin Dulig am Dienstag zunächst weiter nach Haiphong, der drittgrößten Stadt in Vietnam, die besonders als wichtigster Hafen Nordvietnams bedeutsam ist. Vor Ort traf sich die Delegation zunächst mit dem Volkskomitee Haiphong Nguyen Van Tung und lokalen Unternehmern, um über künftige Kooperationen zu sprechen. Gerade die künftig geplante Sonderwirtschaftszone der Stadt - welche über den größten Tiefseehafen Nordvietnams verfügt, den auch das nur 100 Kilometer entfernte China nutzt - interessierten die sächsischen Unternehmer.
Im Anschluss folgte ein Besuch beim Autohersteller Vinfast, der gerade für 3,5 Milliarden Dollar das erste Automobilwerk des Landes baut. Am Tag des Besuches startete Vinfast den Verkauf seiner E-Scouter. Die kleinen Elektroflitzer sollen die bisherigen Benzinroller bald ersetzen, welche zur Luftverschmutzung deutlich beitragen. Ende 2019 soll dann das erste vietnamesische Auto auf den Markt kommen, für die kommenden Jahre steht die Entwicklung eines eigenen Elektroautos sowie von Elektrobussen auf dem Programm. Als Partner stehen den Vietnamesen dabei renommierte deutsche Automobilzulieferer wie Bosch, Siemens und ZF Friedrichshafen zur Seite.
Vinfast ist Teil der gigantischen Vingroup von Phạm Nhật Vượng, dem ersten US-Dollar-Milliardär und reichstem Mann Vietnams. Die Gruppe baut neben Fahrzeugen alles, was die Vietnamesen zum Leben brauchen sollen: Wohnungen, Kindergärten, Schulen, Universitäten, Krankenhäuser, betreibt eigene Supermärkte und produziert sogar Arzneimittel.
Wirtschaftsminister Martin Dulig nutze die Gelegenheit, für den Automobilstandort Sachsen zu werben: „Besonders bei der Elektromobilität nimmt Sachsen in Deutschland eine Vorreiterrolle ein. Hier bieten sich viele Kooperationsmöglichkeiten in den Bereichen Engineering und E-Mobilität. Gerade unsere Zulieferer können Vietnam behilflich sein, um erfolgreich auf dem Automarkt zu starten. Es ist beeindruckend zu sehen, wie hier innerhalb von 15 Monaten auf trockengelegten Reisfeldern eine moderne Fabrik mit riesigen Hallen entstanden ist, in der bereits produziert wird.“
Am heutigen Mittwoch stand für die Delegation in Hanoi zunächst die Eröffnung des vietnamesisch-sächsischen Kooperationszentrums im Bereich Verkehrsinfrastruktur an der Hochschule für Verkehrs- und Transportwesen auf dem Programm. Prof. Jochen Trinckauf von der TU Dresden unterzeichnete einen entsprechenden Gründungsvertrag. Dieses soll vor allem helfen, Ingenieure und Experte im Bereich Metro- und Schienenverkehr auszubilden und später Vietnam beim Bau neuer Schienenstrecken zu unterstützen.
Anschließend ging es für die Unternehmerdelegation von Minister Dulig direkt weiter nach Ho-Chi-Minh-City (Saigon), dem wirtschaftliche Zentrum der Republik Vietnam. In der 13-Millionen-Einwohnerstadt - der einstigen Hauptstadt Südvietnams - stand zunächst der Besuch des Deutschen Hauses auf dem Programm. Das Haus, in dem über 60 deutsche Institutionen und Firmen arbeiten, wurde im Herbst 2017 eingeweiht - die erste Veranstaltung im 600 Personen fassenden Kongresscenter veranstaltete die Universität Leipzig.
Hintergrund: Wirtschaftsbeziehungen Sachsen – Vietnam
Um sächsischen Unternehmen den Weg nach Vietnam zu ebnen, besucht Wirtschaftsminister Martin Dulig vom 17. bis 24. November mit einer rund 20-köpfigen Delegation das südostasiatische Land. Die vom sächsischen Wirtschaftsministerium und der Wirtschaftsförderung Sachsen (WFS) organisierte Reise verfolgt das Ziel, die Kontakte zwischen Sachsen und Vietnam weiter auszubauen. Dabei liegt der Schwerpunkt auf den Bereichen Maschinen- und Anlagenbau, Infrastruktur, Textil und Kfz-Zulieferung. Die Besichtigungen, Erfahrungsaustausche und politischen Gespräche konzentrieren sich auf die Wirtschaftszentren Hanoi, Ho-Chi-Minh-City und Haiphong.
Die langjährigen, guten Verbindungen zwischen Sachsen und Vietnam fußen auf einem geschichtlichen Fundament – zahlreiche vietnamesische Studierende und Fachkräfte wurden zu DDR-Zeiten in Sachsen ausgebildet. Bis heute prägt diese historische Beziehung die gegenseitigen Wirtschafts- und Hochschulkooperationen.
In den vergangenen Jahren haben sich die außenwirtschaftlichen Aktivitäten zwischen Sachsen und Vietnam intensiviert. Im Jahr 2017 wurden sächsische Waren im Wert von 79,72 Mio. Euro nach Vietnam exportiert. Dies entspricht einem Zuwachs von 51 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die wichtigsten Warengruppen bilden Erzeugnisse der Elektrotechnik, des Kraftfahrzeugbaus und des Maschinenbaus.
Mit dem Ziel der Markteröffnung und Kontaktpflege führt die WFS seit dem Jahr 2000 regelmäßig Unternehmerreisen nach Vietnam zu den Schwerpunktbranchen Textil, Umwelt und Maschinenbau durch und betreut im Rahmen von Weiterbildungsmaßnahmen vietnamesische Delegationen in Sachsen. Die Aktivitäten in Vietnam fokussieren sich vorzugsweise auf die Hauptstadt Hanoi mit dem angrenzenden Umland sowie auf das Wirtschaftszentrum in und um Ho-Chi-Minh-Stadt im Süden des Landes. Außerdem arbeitet die WFS bereits seit 1994 mit einem Kontaktpartner in Hanoi eng zusammen.
Viele sächsische Unternehmen pflegen langjährige Kooperationen mit Vietnam und realisieren gemeinsame Projekte. Sie sind in den Bereichen Städte- und Verkehrsinfrastruktur, Wasser-/Abwassermanagement, Maschinenbau, im Handel und in weiteren Branchen aktiv. Im Bereich der Berufsbildung entwickeln die sächsischen Bildungsträger in enger Kooperation mit vietnamesischen Partnern tragfähige und länderspezifische Bildungsmodelle.
Vietnam, das Land mit der drittgrößten Bevölkerung Südostasiens, hat in den vergangenen Jahren ein beeindruckendes Wirtschaftswachstum erreicht. Legt man das Bruttoinlandsprodukt (BIP) zugrunde, so ist dieses seit 1989 um mehr als das Dreißigfache gestiegen. Infolge seiner Freihandelspolitik könnte sich Vietnam für europäische Unternehmen zu einem internationalen Knotenpunkt für den Welthandel entwickeln. Dennoch gibt es noch einiges zu tun, bei dem ausländische Unterstützung nach wie vor gefragt ist. Der Aufbau einer eigenen mittelständischen Wirtschaft und einer modernen Industrie ist wichtig. Hier können entsprechende Partner, auch aus Sachsen, einen Beitrag zur Entwicklung leisten.
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