Ultrakondensatoren-Fertigung: Skeleton Technologies investiert weitere 25 Millionen Euro in Großröhrsdorf

18.04.2019, 11:38 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)

Mitarbeiterzahl soll sich mehr als verzehnfachen – Martin Dulig in Tallinn: „Diese Investition stärkt die Wirtschaft in Ostsachsen!“

Zum Abschluss seiner Finnland- und Estland-Reise hat der sächsische Wirtschaftsminister und Vize-Ministerpräsident Martin Dulig den Investor Skeleton Technologies Group in Tallinn besucht. Dabei gab das Unternehmen – weltweiter Technologieführer bei der Ultrakondensatortechnologie für Elektromobilität und Netzstabilität – bekannt, dass es weitere 25 Millionen Euro im Freistaat Sachsen investieren wird. Die Mitarbeiterzahl soll bis 2022 von 50 auf 545 erhöht werden. Ultrakondensatoren sind Energiespeicher, die für hohe Leistungsspitzen und schnelles Laden verwendet und daher oft mit Batterien kombiniert werden.

Martin Dulig bedankte sich beim estnischen Unternehmen für sein Vertrauen in den Wirtschaftsstandort Sachsen. In Tallinn sagte er: „Durch den geplanten Braunkohle- und bereits eingeleiteten Atomausstieg erlebt Deutschland derzeit eine energiepolitische Zeitenwende. Ganz besonders gilt das für das bisher noch Braunkohleland Sachsen. Deshalb steht das Thema Versorgungssicherheit in Sachsen ganz oben auf der Tagesordnung. Denn allein mit Erneuerbaren Energien lässt sich die Versorgungssicherheit heute noch nicht bewerkstelligen. Die Potenziale für einen substanziellen Ausbau in den Sektoren Strom, Wärme und Verkehr sind im Freistaat Sachsen jedoch vorhanden. Deshalb freut es mich ganz besonders, dass Skeleton sein Engagement in Sachsen weiter ausbauen und damit einen wichtigen Beitrag leisten wird, die Energiepolitik in Sachsen langfristig weiterentwickeln und zukunftsfähig gestalten zu können. Mit technischer Stärke sowie einer industrie- und innovationsgetriebenen Wirtschaft wird es gelingen, dieses Ziel zu erreichen.“

Die Skeleton Technologies Group hat 2017 einen Produktionsstandort in Großröhrsdorf (Landkreis Bautzen) eröffnet. 6,2 Millionen Euro wurden dort in die Ultrakondensatoren-Fertigung investiert. Die Folgeinvestition wird für den Ausbau der Forschungs- und Entwicklungs-Aktivitäten und die Unterstützung der Produktionsskalierung verwendet, um die Elektrifizierung und die Reduzierung der CO2- und NOx-Emissionen in der Transport- und Schwerindustrie zu ermöglichen, die Netzstabilität zu gewährleisten und eine höhere Nutzung erneuerbarer Energien zu erreichen.

Ein weiterer inhaltlicher Schwerpunkt des Tages waren Tallinns Erfahrungen beim Nahverkehr, welcher für die Einwohner der estnischen Hauptstadt kostenfrei ist. Die Fahrt zur Stadtverwaltung erfolgte in der Straßenbahn. In den rund 500 Fahrzeugen – Straßenbahnen, Busse, Trolleybusse – befinden sich Kartenleseautomaten, an denen Touristen und Menschen aus dem Umland, unter anderem via NFC-Verfahren direkt mit ihrer Kredit- oder Bankkarte ein Ticket lösen können. In der Bahn kostet es für sie 1 Euro pro Fahrt.
Während der Fahrt wurde die sächsische Delegation von Sven Rosenberg, Sales Manager des Unternehmens Ridango AS, begleitet. Ridango entwickelt Lösungen für Echtzeitinformationen und Ticketing. Seit 2012 fahren in Tallinn die 430.000 Einwohner kostenfrei. Für die Stadt haben sich die Ausgaben angeblich gerechnet – die Mehrkosten, etwa ein viertel der gesamten Betriebs- und Unterhaltungskosten, welche bislang über Tickets erzielt wurden – werden vor allem durch 25.000 Neuzuzüge in die Stadt und die damit verbundenen Steuermehreinnahmen kompensiert. 12 von 15 Landkreisen in Estland bieten inzwischen kostenfreie Leistungen für ihren ÖPNV an.

In der Stadtverwaltung sprach Martin Dulig mit Allan Alaküla, Leiter des EU-Büros, und Toomas Türk, Chief of Innovation über das System kostenloser ÖPNV. Dulig: „Ein spannendes Projekt. Tallinn ist weltweit die erste Hauptstadt, welche dieses Service ihren Bürgern anbietet. Vor dem Start wurden die Bürger befragt, ob sie die Einführung wünschen – mit allen Konsequenzen, die sich daraus auch ergeben können. Man kann die Bedingungen und Voraussetzungen aus Estland nicht 1:1 auf Deutschland oder Sachsen übertragen. Hier liegt der Radverkehr bei unter 1 Prozent auf den Straßen, der Autoverkehr ist primär im Stadtbild präsent. Fußgänger und Radfahrer profitieren also am meisten von dem Angebot. Aber in Tallinn hat sich der Autoverkehr um sechs Prozent verringert und der Anteil am des ÖPNV ist in den vergangenen sechs Jahren um 10 Prozent gestiegen. Allein schon deshalb – natürlich auch unter Umweltaspekten – ein interessantes Konzept, von dem wir lernen können. Gerade in der Einfachheit des Ticketsystems, welches auf Bargeld weitestgehend verzichtet und unkompliziert ist. Auch unsere sächsischen Verkehrsunternehmen waren bereits in Tallinn vorstellig, um sich zu informieren.“

Am Nachmittag reist der sächsische Wirtschaftsminister und Vize-MP Martin Dulig zurück nach Sachsen. Er hat vom 14. bis 18. April Finnland und Estland besucht. Beide Länder gelten als Vorreiter bei Themen wie Digitalisierung und Mobilität der Zukunft. Stationen der vom sächsischen Wirtschaftsministerium und der Wirtschaftsförderung Sachsen GmbH organisierten Reise waren die Hauptstädte Helsinki und Tallinn sowie die zweitgrößte finnische Universitäts- und Foschungsstadt Espoo.

Minister Dulig wurde von einer sächsischen Delegation begleitet, die sich aus Vertretern von Unternehmen, Netzwerken, Kommunen sowie Bildungs- und Forschungseinrichtungen zusammensetzte. Bei Fachgesprächen, Besuchen von Unternehmen (u.a. Skeleton Technologies) und Forschungseinrichtungen (u.a. Espoo Innovation Garden, Technisches Forschungszentrum Finnland, Technische Universität Tallinn) sowie politischen Treffen hat die sächsische Delegation Ideen für die Gestaltung der Verkehrs- und Digitalisierungspolitik im Freistaat gesammelt.
In Tallinn kündigte gestern der estnische Investor Selfdiagnostics OÜ Großinvestitionen in Höhe von 30 Millionen Euro an, die er unter anderem in den kommenden drei Jahren in den Bau einer Produktionsstätte für Schnelltestgeräte (Arztpraxen und Heimanwender), in der Leipziger BioCity investieren möchte.

„Unsere Erwartungen wurden mehr als erfüllt. Wir arbeiten in Sachsen an Themen, die in Finnland und Estland bereits im Alltag umgesetzt sind oder mit anderen, ebenfalls Erfolg versprechenden Ansätzen verfolgt werden. Meine Delegation und ich kommen mit vielen neuen Eindrücken, Anregungen und Ideen zurück nach Sachsen. Wir haben viele neue Kontakte geschlossen und in einigen Bereichen wird es mit Sicherheit die eine oder andere Zusammenarbeit geben. Die Reise bestätigte einmal mehr: Wir müssen über den Tellerrand von Sachsen und Deutschland hinausschauen. Gemeinsam können wir in Europa Technologien und Anwendungen entwickeln, ohne uns von Amerikanern oder Chinesen künftig abhängig zu machen. Gerade in den Bereichen Künstliche Intelligenz, Digitalisierung von Verwaltung und Dienstleistungen und gerade auch beim Thema moderner Nahverkehr können wir einiges lernen. Ich würde mir die Offenheit der Esten und Finnen in Sachsen wünschen – ohne Vorurteile die Chancen neuer Technologien zu sehen. Wichtig ist aber auch ein Grundvertrauen in den Staat, dass dieser nicht nur ihre Daten sicher verwaltet, sondern auch ein verlässlicher Partner ist.“

Hinweis für Redaktionen

Über die Auslandsreise von Minister Dulig berichten wir kontinuierlich auf unserer Internetseite www.smwa.sachsen.de/4114.htm. Auf Anfrage stellen wir Medienvertretern Fotos für die Veröffentlichungen gern kostenfrei zur Verfügung.

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Kontakt

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Pressesprecher Jens Jungmann
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