Kreative erobern ländlichen Raum

26.04.2019, 10:32 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)

Fachtagung vernetzt Kreativwirtschaft und LEADER-Akteure

Dass Künstler und Kreativschaffende nur in den Szenevierteln der Großstädte wohnen und arbeiten, ist ein längst überholtes Klischee. Der ländliche Raum ist für die Kultur- und Kreativwirtschaft bereits ein interessanter Standort – und umgekehrt. Welche Potenziale in der Verbindung der Kreativwirtschaft und den ländlichen Regionen liegen und wie diese noch besser gehoben werden können, thematisierte heute (26. April 2019) die simul+Fachtagung „LEADER trifft Kreativwirtschaft“ in Löbau.

„Gerade im ländlichen Raum eröffnen sich neue Möglichkeiten, nachhaltige Wirtschaftsstrukturen der Zukunft zu etablieren. Arbeit ist zunehmend digital vernetzt und damit nicht mehr primär ortsabhängig, das Pendeln zum Arbeitsplatz wird zunehmend durch Telearbeit verringert. Bestehende Handwerksbetriebe und Startups können sich digital vernetzen und ortsunabhängig neue Geschäftsmodelle und Produkte entwickeln“, sagte Staatsminister Thomas Schmidt bei der Eröffnung der Tagung des Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie in Kooperation mit dem Sächsischen Zentrum für Kultur- und Kreativwirtschaft „Kreatives Sachsen“ und der Europäischen ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung. „Während die Digitalisierung vermeintliche Nachteile des ländlichen Raums auszugleichen vermag, bieten seine Freiheiten und Freiräume große Vorteile. Bisher leer stehende Gebäude in grüner Umgebung können preisgünstig und individuell genutzt werden und damit sehr attraktiv für solche vernetzten Arbeitsplätze sein. Coworking Spaces ermöglichen den kreativen Austausch unterschiedlicher Branchen. Für Fachkräfte aus der Region und aus aller Welt können so hervorragende Bedingungen geschaffen werden.“

Die Kultur- und Kreativwirtschaft ist eine wachstumsstarke Zukunftsbranche. Die Unternehmen der Kreativwirtschaft greifen wie die regionalen LEADER-Gruppen Gestaltungsmöglichkeiten innerhalb dynamischer Veränderungsprozesse auf. Eine gute Vernetzung von LEADER und Kreativschaffenden ist daher ein Baustein in Hinblick auf die Fortsetzung des LEADER-Programms nach dem Jahr 2020 und für die Zukunft der Kultur und Kreativität im ländlichen Raum. „Mit dem simul+Wettbewerb ‚Ideen für den ländlichen Raum‘ unterstützen wir kreative Lösungen zur Entwicklung des gemeinschaftlichen Lebens und Zusammenhalts im ländlichen Raum. Mit Prämien in Höhe von insgesamt zehn Millionen Euro unterstützen wir die Umsetzung dieser hervorragenden Projekte in unseren Dörfern und Kleinstädten“, sagte Staatsminister Schmidt. An der bisher ersten Wettbewerbsrunde mit 58 prämierten Projektideen hatten sich viele Vertreter der Kreativwirtschaft erfolgreich beteiligt. Eine zweite Wettbewerbsrunde soll am 21. August 2019 im Rahmen des Jahresforums der Zukunftsinitiative simul+ starten.

„Indem wir Chancen für kreatives Unternehmertum befördern, stärken wir die ländlichen Regionen als Standort. Die Kreativwirtschaft ist mit einem hohen Anteil von Selbstständigen und einer kleinteiligen Struktur vielfach durch neue und vielseitige Arbeitsformen und einen großen persönlichen Gestaltungsraum geprägt. Sie trägt auch zur Verbesserung des kulturellen Angebots und der Vielfalt im Bildungsbereich in ländlichen Regionen bei“, sagte Staatsminister Schmidt. „Zahlreiche Beispiele zeigen, dass Kreative gerade eine Vorliebe für weniger dicht besiedelte Räume entwickeln. Diese Räume haben ein großes Potenzial für Selbstorganisation und Selbstverwirklichung - sie wollen erobert werden!“ Die Zusammenarbeit von Kreativschaffenden mit den regionalen LEADER-Akteuren soll Impulse für konkrete Projekte vor Ort setzen. So sollen die Standortvorteile besser kommuniziert werden können. Daneben sollen auch geeignete Unterstützungsmöglichkeiten durch LEADER für Unternehmen der Kreativwirtschaft stärker herausgestellt werden. Dabei wurden beispielsweise Projekte wie das Netzwerk „Zukunftsorte“ in Brandenburg oder ein internationales LEADER-Kooperationsprojekt zu Coworking Spaces im Leipziger Muldenland vorgestellt. Ein weiterer Schwerpunkt war die Vernetzung mit der Kreativszene der benachbarten polnischen Wojewodschaft Niederschlesien. Eine Exkursion zu Unternehmen der Kreativwirtschaft wird die Tagung morgen abschließen.

Hintergrund:

LEADER (französisch: „Liaison entre actions de développement de l'économie rurale“) ist eine Initiative der Europäischen Union zur Entwicklung der ländlichen Räume. LEADER in Sachsen unterstützt die ländliche Entwicklung in den Jahren 2014 bis 2020 mit 427 Millionen Euro aus EU-Mitteln sowie aus sächsischen Landesmitteln auf Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes. Die Akteure in den sächsischen LEADER-Gebieten entwickeln selbst regionale Initiativen und bestimmen eigenständig auf Grundlage ihrer LEADER-Strategie, welche Vorhaben in welcher Höhe finanziell gefördert werden. Die Vernetzung von Akteuren unterschiedlicher Branchen hat dabei eine hohe Priorität.


Kontakt

Sächsisches Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft

Pressesprecher Burkhard Beyer
Telefon: +49 351 564 20013
Telefax: +49 351 564 20007
E-Mail: Burkhard.Beyer@smekul.sachsen.de
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