Mit allen Mitteln gegen den Borkenkäfer
20.05.2020, 11:16 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)
Das Handeln der Forstleute von Sachsenforst wird nunmehr im dritten Jahr wieder durch den Borkenkäfer bestimmt
Um den Wald zu erhalten, den Befall gesunder Bäume zu vermeiden und die Verbreitung der Borkenkäfer einzugrenzen, müssen viele Arbeitsschritte reibungslos aufeinander abgestimmt sein. Sachsenforst setzt für eine effiziente Borkenkäferabwehr auf eine rasche Erkennung befallener Bäume, einen zügigen Abtransport von Schadholz sowie eine zeitnahe Entrindung gefällter Fichten.
Denn die Borkenkäferdichte in den sächsischen Wäldern ist enorm. Das zeigen auch die aktuellen Fangergebnisse des landesweiten Borkenkäfer-Monitorings. Mehr als 80% der Fallen weisen höhere Fangzahlen auf als im Rekordjahr 2019 zum gleichen Zeitpunkt. Ist die erste Befallswelle der Borkenkäfer im Hügelland bereits abgeschlossen und sind neue Bäume bereits infiziert, so steht dies vor allem den Gebirgslagen noch bevor.
Bei der Erkennung von Borkenkäferbefall ist eine hohe Aufmerksamkeit erforderlich. Die von weitem noch gesund erscheinenden Fichten weisen – aus der Nähe betrachtet – Bohrlöcher, Bohrmehl und Harztröpfchen auf. Diese müssen so schnell wie möglich erkannt werden. Unterstützt werden die Forstleute von Sachsenforst dabei auch von forstlichen Ingenieurbüros und von Kollegen im Ruhestand.
Das frisch befallene und aufgearbeitete Holz muss zeitnah abtransportiert werden. Es wird entweder vom Holzkäufer abgefahren oder auf Zwischenlagerplätzen in einem ausreichenden Abstand zu gefährdeten Waldgebieten gelagert. Dafür werden durch Sachsenforst mehrere Lagerplätze mit einem Volumen von über 300.000 Kubikmeter Holz vorgehalten. Ebenso sind Verträge mit Firmen geschlossen worden, welche die Umlagerung des Holzes auf die Lagerplätze übernehmen.
Kann befallenes Holz nicht rechtzeitig abgefahren werden, so muss es entrindet werden. Dadurch wird die Larvenentwicklung der Borkenkäfer, welche unter der Rinde stattfindet, unterbrochen. Dies geschieht vereinzelt händisch mit Schäleisen sowie mit umgerüsteten Motorkettensägen, welches sehr aufwendig ist, oder maschinell mit speziellen Entrindungsmaschinen. Sachsenforst möchte in diesem Jahr die maschinelle Entrindung aufgrund der großen Schadmengen verstärkt einsetzen. Weiterhin bieten die Forstbezirke von Sachsenforst den Bürgern vor Ort verstärkt den Erwerb von Brennholz an. Holz, welches keinen Käufer findet, kann gehackt werden, damit die Borkenkäfer keine zusätzlichen Vermehrungsmöglichkeiten finden.
Dank einer breiten Maßnahmenpalette und engagierter Förster und Waldarbeiter vor Ort kann bei einem reibungslosen Ablauf der Arbeitsschritte der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, als letzte Möglichkeit der Borkenkäferabwehr, auf ein absolutes Minimum beschränkt werden. Ein Ziel des sächsischen Koalitionsvertrages ist es, den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln bis 2030 zu halbieren. Neben der Landwirtschaft leisten auch die engagierten Förster und Waldarbeiter von Sachsenforst einen wesentlichen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt und zur Bereitstellung von sauberem Trinkwasser. Die Vermeidung und Reduktion von Pflanzenschutzmitteln ist eines der Themen in den aktuell stattfindenden strategischen Gesprächen, welche der sächsische Umweltminister gemeinsam mit Sachsenforst führt.
Alle Maßnahmen werden angewendet, um den Wald in Sachsen zu erhalten: Als einen Ort der Heimat mit bedeutsamen Nutz-, Schutz-, und Erholungsfunktionen und als wertvollen Beitrag zum Klimaschutz. Denn der Erhalt stabiler Wälder ist stets Kernaufgabe und Hauptanliegen der Förster und Waldarbeiter. Auf die nun seit drei Jahren andauernde Aufarbeitung der Borkenkäferschäden schließt sich für die Forstleute von Sachsenforst die nächste Mammutaufgabe an: Durch den Borkenkäfer, aber auch durch Stürme und Schneebruchschäden, sind eine Vielzahl von Freiflächen entstanden. Auf diesen sollen klimastabile und artenreiche Mischwälder entstehen. Hier können die Förster auf die umfangreichen Erfahrungen aus dem bislang praktizierten Waldumbau zurückgreifen. Auf den Freiflächen werden die verschiedenen Möglichkeiten der Wiederbewaldung genutzt: Saat, Pflanzung und Naturverjüngung kommen zum Einsatz. Auch die Anlage von Waldinnenrändern wird den Wald, als einen Hotspot der Artenvielfalt, strukturreicher gestalten.
Hintergrundinformationen:
Nach einem relativ milden Winter und einem aktuell trockenen und warmen Frühjahr wird die Waldwirtschaft in Sachsen mit einer immensen Borkenkäferdichte konfrontiert. Die Käfer haben für ihre Entwicklung derzeit ideale Bedingungen. Gleichzeitig sind die Wälder durch die bereits seit zwei Jahren andauernde Trockenheit geschwächt und können somit einen Borkenkäferbefall nicht mehr abwehren.
Dass diese Kombination ein Problem für Sachsenforst ist, zeigt bereits die Entwicklung der borkenkäferbedingten Schadholzmengen der vergangenen Jahre: Sie stiegen alleine im Landeswald um den Faktor 20 von rund 50.000 Kubikmeter in 2017 auf gut 1.000.000 Kubikmeter in 2019. Hinzu kamen Schäden durch Stürme, Nassschnee und Trockenheit, sodass Sachsenforst im Jahr 2019 insgesamt fast 1,8 Millionen Kubikmeter Schadholz verarbeitete.
Informationen zu Sachsenforst erhalten Sie im Internet unter www.sachsenforst.de. Aktuelle Informationen zur Borkenkäfersituation in Sachsen finden Sie auf dem Waldportal Sachsen im Internet unter www.wald.sachsen.de/aktuelle-situation-2020-8793.html. Der Facebook-Auftritt von Sachsenforst kann unter www.facebook.com/Sachsenforst eingesehen werden.