Grenzturm Heinersgrün: Mahnendes Denkmal wird erhalten
08.06.2020, 16:30 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)
Staatssekretär Dr. Pfeil überreicht Fördermittelbescheid
Staatssekretär Dr. Frank Pfeil hat heute (8. Juni 2020) im Weischlitzer Ortsteil Heinersgrün (Vogtlandkreis) an Landrat Rolf Keil einen Fördermittelbescheid überreicht. Mit den Mitteln in Höhe von 46 000 Euro aus dem Sonderprogramm Denkmalpflege des Freistaates Sachsen soll der bauliche Erhalt der ehemaligen Führungsstelle Heinersgrün sichergestellt und ein Beitrag zur historischen Aufarbeitung geleistet werden.
»Die Zeugen der Geschichte sind Bildungsorte, an denen die Vergangenheit für die nachfolgenden Generationen lebendig wird. Ich bin dankbar, dass diese, für viele Menschen emotionale Landmarke neben der Autobahn erhalten bleibt und weiterhin als Erinnerungsort zum Frieden, zur Deutschen Einheit und zur Freiheit des Einzelnen mahnt«, sagte Staatssekretär Dr. Pfeil. »Die Sanierung für den unter Denkmalschutz stehenden Turm ist dringend, um den Verfall zu verhindern. Freistaat und Landkreis wollen dieses Mahnmal gemeinsam erhalten.«
»Ich danke allen Beteiligten für das gemeinsame Erreichen dieses wichtigen Etappenzieles auf dem Weg zur Erhaltung einer der letzten Grenzeinrichtungen des DDR-Regimes, das noch aus der Zeit der Teilung Deutschlands auf dem Gebiet des Freistaates Sachsen existiert und somit Leid und Unterdrückung vergangener Tage dokumentiert«, sagte Landrat Keil.
Der Vogtlandkreis hatte das Grundstück mit dem Turm vor kurzem mit dem Ziel erworben, die notwendige Sanierung zum 30. Jahrestag der Deutschen Einheit abzuschließen. Als erste Maßnahmen mit Gesamtkosten in Höhe von rund 91 000 Euro sollen das Dach, die Außenfassade, die Fenster der Kanzel und das historische Geländer auf dem Dach saniert werden. Der fehlende Suchscheinwerfer wird aus den Depotbeständen des Museums Mödlareuth (Freistaat Bayern) zur Verfügung gestellt werden. Das Nutzungskonzept sieht Informationstafeln und die Einbindung in Führungen des Deutsch-Deutschen Museums Mödlareuth vor.
Von der Führungsstelle Heinersgrün wurde der deutsch-deutsche Grenzstreifen seit 1978 bis zur Öffnung der Grenzen der DDR mit Scheinwerfern beleuchtet. Nach der Auflösung der Grenztruppen wurde der Turm nahe der Autobahn A 72 noch Jahre als Ausflugs- und Aussichtsziel genutzt, bis er schließlich Opfer von Vandalismus wurde und zu verfallen begann. Der Grenzturm ist eine Stätte der Erinnerung an die Teilung der Welt und Deutschlands in Ost und West. Die Erinnerung an eine Grenzziehung mitten in Deutschland, die mit Schießbefehl den Grenzübergang von Menschen von Ost nach West verhindern wollte, soll im vereinten Deutschland Mahnmal bleiben.
Hintergrund:
Zur Förderung national wertvoller und besonders hochwertiger sächsischer Kulturdenkmale hat der Freistaat Sachsen 2013 erstmals ein eigenständiges Förderprogramm aufgelegt. Über dieses Programm werden die Mittel zur Komplementärfinanzierung von Bundesförderprogrammen bereitgestellt. Darüber hinaus werden insbesondere Kirchen, Herrenhäuser und Schlösser, aber auch Garten- und Industriedenkmale erhalten. Für die Bewilligung der Förderung von bedeutsamen Denkmalen ist das Landesamt für Denkmalpflege zuständig. Die Fördermittel werden finanziert aus Mitteln des Freistaates Sachsen auf Grundlage des von den Abgeordneten des Sächsischen Landtages beschlossenen Haushaltes.