Für Biodiversität im Wald
30.06.2021, 14:22 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)
Dritte Waldbiotopkartierung in Sachsen startet
Was man nicht kennt, kann man nicht schützen: Darum werden jetzt wieder die gesetzlich geschützten und naturschutzfachlich wertvollen Biotope in Sachsens Wäldern kartiert. Die Erfassung von Biotopen im Wald – abgrenzbare Lebensräume wie Buchenwälder, Bäche oder offene Felsbildungen – erfolgt für alle Eigentumsarten, flächen-scharf und lagegenau. Im Auftrag von Sachsenforst streifen dafür ab Juli Ingenieurbüros durch alle Wälder in Sachsen. Für die vollständige Kartierung der voraussichtlich über 50.000 Waldbiotope werden zwölf Jahre benötigt.
»Mit der Waldbiotopkartierung leisten wir einen wichtigen Beitrag für den Erhalt der Biodiversität in Sachsen«, betont Utz Hempfling, Landesforstpräsident und Geschäftsführer von Sachsenforst. »Geschützte und seltene Tier- und Pflanzenarten können nicht ohne ihre Lebensräume überleben. Wer aber diese besonderen Biotope kennt, kann sie gezielt schützen und pflegen − und damit die Artenvielfalt im Wald erhalten und vermehren.«
Umfangreiche Informationen und Entwicklungsempfehlungen
Bei der Waldbiotopkartierung werden die vorhandenen Biotopdaten aktualisiert und neu entstandene Biotope erfasst. Dabei wird der Zustand und die Struktur jedes Biotops de-tailliert beschrieben und Empfehlungen für seine Pflege und Entwicklung erarbeitet. Alle Ergebnisse werden digitalisiert und für jeden abrufbar ab dem Folgejahr im Internet im Sachsenatlas sowie im »Datenportal iDA« zur Verfügung gestellt. Innerhalb des Kartierungszeitraumes werden die bereits vorliegenden Ergebnisse einmal jährlich veröffentlicht.
»Die Waldbiotopkartierung soll Waldeigentümerinnen und Waldeigentümer bei der Erfüllung ihrer gesetzlichen Aufgaben unterstützen«, so Hempfling. Denn: Für gesetzlich geschützte Biotope wie Moore, Auwälder oder in Sachsen auch höhlenreiche Bäume besteht die gesetzliche Verpflichtung, diese Lebensräume zu erhalten. Eine Zerstörung oder erhebliche Beeinträchtigung ist verboten. Entscheidend, ob ein wertvolles Biotop vorliegt, ist dabei der tatsächliche Zustand in der Natur, nicht die behördliche Erfassung.
Grundlage für Naturschutzplanung und -vollzug
Mit der Waldbiotopkartierung wird eine wichtige Grundlage für den Schutz dieser wert-vollen Lebensräume geschaffen. Die Ergebnisse sind unter anderem bei naturschutz-fachlichen Planungsverfahren zu berücksichtigen oder werden zur Beurteilung von Ein-griffen in Natur und Landschaft herangezogen. »Im Landeswald werden die kartierten Biotope in die Bewirtschaftung integriert«, erläutert Hempfling. »Unsere Revierleiterinnen und Revierleiter berücksichtigen diese sensiblen Bereiche in besonderem Maße und entwickeln ihre Eigenarten gezielt.«
Die jetzt beginnende Erfassung ist bereits der dritte Durchlauf nach den Kartierungen von 1994 bis 2000 und 2006 bis 2016. Im Rahmen der letzten Aktualisierung wurden rund 45.000 Biotope mit einer Gesamtfläche von fast 58.500 Hektar im Wald erfasst − das entspricht rund 12 % der Gesamtwaldfläche Sachsens. Die erneute Aktualisierung ist notwendig, weil Biotope im Wald sich innerhalb weniger Jahre stark verändern können. Insbesondere nach den massiven Waldschäden der vergangenen Jahre und den Folgen des zunehmenden Klimawandels ist eine Fortschreibung für den gezielten Schutz erforderlich.
Die Waldbiotopkartierung durch Sachsenforst erfolgt in Zusammenarbeit mit dem Sächsischen Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie. Nach der vollständigen Erfassung der Biotope wird eine umfangreiche Auswertung durch Sachsenforst erarbeitet und veröffentlicht.
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Medienobjekte
- [Foto] Bodensaure Buchenwälder, wie hier im Seußlitzer Grund (Naturschutzgebiet Seußlitzer und Gauernitzer Gründe) im Landkreis Meißen, bilden wertvolle Lebensräume
- [Foto] Vielfalt im Wald - auch Gewässer wie im Fauna-Flora-Habitat-Gebiet „Doras Ruhe“ in der Oberlausitz werden durch die Waldbiotopkartierung erfasst