Zschopau ist ab heute offiziell »Motorradstadt«

16.07.2021, 13:37 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)

Gemeinsame Pressemitteilung des Sächsischen Staatsministerium des Innern und der Motorradstadt Zschopau

Ab heute trägt Zschopau offiziell die längst geläufige Bezeichnung »Motorradstadt«. Die Urkunde an Oberbürgermeister Arne Sigmund überreichte Innenminister Prof. Dr. Roland Wöller während eines Festaktes auf dem Freigelände des ehemaligen MZ-Werks, würdig gerahmt von Motorengeräuschen eines Motorradkorsos. Die Zweiräder choreografierten sogar die – die Vergangenheit der Stadt so prägenden – Buchstaben »M« und »Z« (Motorradwerke Zschopau). Die Bezeichnung »Motorradstadt« wird künftig die Ortseingangsschilder von Zschopau zieren.

Zschopau war der Vorreiter in Sachen Motorradbau – und zwar weit über die Grenzen Deutschlands hinaus. Trotz vieler Herausforderungen wurden in den hiesigen Werkstätten immer wieder Wege gefunden, geniale Motorräder zu entwickeln. Aktuell sind noch immer fast 100.000 der Räder aus den Zschopauer Produktionshallen zugelassen. Allein diese Zahl verdeutlicht die Bedeutung des Motorradbaus in der Stadt, die heute eine besondere Würdigung erfährt«, erklärt Staatsminister Prof. Dr. Roland Wöller und fügt an: »Der Titel ‚Motorradstadt‘ wird der Geschichte der Stadt mehr als gerecht. Wer in Zukunft nach Zschopau kommt, den wird nicht nur eine schöne Stadt, sondern auch eine Motorradstadt willkommen heißen.«

Oberbürgermeister Arne Sigmund: »Dieser Titel – das ist die Anerkennung für einen prägenden Teil unserer Geschichte. Ist Würdigung für die Lebensleistung der Generationen, die daran mitgewirkt haben. Und ist Motivation und Verpflichtung für uns alle, dieses Erbe verantwortungsvoll zu pflegen und es als Tradition an die, die nach uns kommen, weiter zu geben.«

DKW und MZ: zwei prägende Unternehmen der Zschopauer Motorradbaugeschichte

Zwar werden in Zschopau keine Motorräder mehr produziert, doch blickt die Stadt auf viele Jahrzehnte Motorradbaugeschichte. Vor allem zwei Perioden waren prägend – die der Unternehmen DKW und MZ. 1922 wurde das erste DKW-Motorrad gebaut, ab 1926 erfolgte die Produktion am Fließband. Das Unternehmen galt Ende der 20er-Jahre als wohl weltweit größte Motorradfabrik. Der Erfolgskurs wurde erst durch die Weltwirtschaftskrise 1929 gestoppt. 1932 erfolgte die Zwangsfusion der vier bedeutenden Automarken im Freistaat Sachsen DKW, Audi AG, Horch AG und Wanderer Werke zur Gründung der Auto Union AG mit der ersten Konzernzentrale in Zschopau. 1939 begann dann die Serienproduktion des Motorrads RT Modell 125, welches bis heute als das meist kopierte Modell der Welt gilt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Produktionsanlagen komplett demontiert, doch es gelang, nach wenigen Jahren an die Vorkriegsproduktion anzuknüpfen. Ab 1950 wurden wieder Motorräder in Zschopau für die IFA (Industrieverwaltung Fahrzeugbau) gefertigt. Ab 1952 begann für die Motorradwerke Zschopau (MZ) als volkseigener Betrieb die zweite Blütezeit des Motorradbaus, deren Motorräder ab 1956 auch alle den Namen »MZ« trugen. Ab 1962 begann die Produktion der legendären MZ ES 125/150.

Nach der Wiedervereinigung wurde der volkseigene Betrieb als Motorradwerk Zschopau GmbH privatisiert, doch meldete das Unternehmen am 18. Dezember 1991 Konkurs an.

Das Verfahren zur Bezeichnung als »Motorradstadt«

Nach § 5 Abs. 3 Satz 2 der Sächsischen Gemeindeordnung kann das Sächsische Staatsministerium des Innern auf Antrag an Gemeinden sogenannte »sonstige Bezeichnungen« wie etwa »Motorradstadt« verleihen, die auf der Geschichte oder der heutigen Eigenart bzw. Bedeutung der Gemeinden beruhen. Die Gemeinde musste in ihrem formlosen Antrag darlegen und begründen, dass die in der Gemeindeordnung vorgesehenen Voraussetzungen erfüllt werden und einen entsprechenden, mehrheitlich gefassten Gemeinderatsbeschluss vorlegen. Im Rahmen der Prüfung des Antrages wurden gutachterliche Stellungnahmen eingeholt – insbesondere zur historischen, geografischen und sprachwissenschaftlichen Bedeutung der beantragten Bezeichnung. Das Sächsische Staatsarchiv sowie die zuständige Rechtsaufsichtsbehörde wurden ebenfalls angehört. Auf Grundlage der dann vorliegenden Unterlagen hat das Sächsische Staatsministerium des Innern über den Antrag entschieden.

Diese verliehenen »sonstigen Bezeichnungen« berechtigen die jeweiligen Städte, die Bezeichnung etwa auf dem Ortseingangsschild, auf amtlichen Schreiben oder im Dienstsiegel zu verwenden.

Aktuell führen offiziell durch das Sächsische Staatsministerium des Innern verliehene »sonstige Bezeichnungen« Freiberg (»Universitätsstadt«) und Mittweida (»Hochschulstadt«). Neben Zschopau (»Motorradstadt«) kommt am kommenden Montag, den 19. Juli 2021 noch Frankenberg/Sa. hinzu (»Garnisonsstadt«).


Kontakt

Sächsisches Staatsministerium des Innern

Ansprechpartner Martin Strunden
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