Projektbeginn für die geplante Sanierung der Talsperre Quitzdorf - Finanzierung steht – Planungswettbewerb läuft
12.08.2022, 07:58 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)
Nachdem aus dem Sondervermögen »Strukturentwicklungsfonds sächsische Braunkohleregionen« rund 20 Mio. EUR für die Komplexsanierung der Talsperre Quitzdorf bereitstehen, nimmt die Projektumsetzung Fahrt auf.
In einem zweistufigen europaweiten Verfahren werden die Planungsleistungen für die Sanierung der Talsperre Quitzdorf vergeben. Bei planmäßigem Verfahrensverlauf kann dann ab März 2023 mit den eigentlichen Planungen begonnen werden. Die Planungs- und Genehmigungsverfahren für die einzelnen Teilprojekte werden einen längeren Zeitraum in Anspruch nehmen. Parallel dazu werden erste Instandsetzungsmaßnahmen vorgezogen, so dass mit einem Baubeginn bereits 2024 zu rechnen ist. Die Komplexsanierung selbst soll entsprechend der Vorgaben des Bundes in der Hauptsache bis Ende 2026 umgesetzt werden.
Nach 50 Jahren Dauerbetrieb und aufgrund der zukünftigen Nutzungsanforderungen an die Talsperre besteht Handlungsbedarf. Dazu zählen unter anderem die Betonsanierung der Winkelstützmauern und der Grundablässe, die Instandsetzung der Hochwasserentlastungsanlage, der Schussrinne und des Tosbeckens, die Sanierung des Bedienhauses, der Austausch der Armaturen und Leitungen im Grundablassbauwerk und die Modernisierung des Schöpfwerkes Kollm. Im Rahmen der Komplexsanierung soll außerdem die Wasserqualität verbessert werden, um das sommerliche Blaualgenwachstum zu reduzieren. Dafür wird der Stauraum so umgestaltet, das ein besseres Sedimentmanagement und ein Nährstoffrückhalt möglich ist.
Die vorrangige Aufgabe der Talsperre war bei Inbetriebnahme die Brauchwasserbereitstellung für die Energie- und Landwirtschaft, insbesondere die Versorgung des Kraftwerks Boxberg mit Kühlwasser. Der Aufgabenschwerpunkt hat sich allerdings in den letzten 20 Jahren in Richtung Hochwasserschutz, Niedrigwasseraufhöhung, Wasserbereitstellung für das Lausitzer Revier, Naherholung und Naturschutz verschoben.
Die Komplexsanierung der Talsperre Quitzdorf dient insbesondere der langfristigen Sicherung der Wasserbereitstellung und der Wassergüte für das Lausitzer Revier und den Unterlauf der Spree bis nach Brandenburg und Berlin. Damit hat die Talsperre eine wichtige Funktion bei der Sanierung des Wasserhaushaltes der ehemaligen Braunkohleregion. Vor dem Hintergrund des Struktur- und Klimawandels wird sich die Bedeutung der Anlage verändern, denn sie ist eine der wenigen zur Verfügung stehenden, wasserwirtschaftlichen Anlagen, mit der aktiv auf die Wassermenge und –güte im Einzugsgebiet der Spree eingewirkt werden kann. Im Fokus wird künftig neben dem Hochwasserschutz für die Region vor allem eine flexible Niedrigwasseraufhöhung stehen. Die Nutzung der Talsperre für die Fischerei und zu Erholungszwecken soll mit der Sanierung ebenfalls dauerhaft gesichert werden.
Hintergrundinformation
Die Talsperre Quitzdorf liegt südwestlich von Niesky (Lkr. Görlitz). Sie wurde zwischen 1965 und 1972 erbaut und staut den Schwarzen Schöps. Mit einer Wasserfläche von rund 730 Hektar ist die Talsperre Quitzdorf die flächenmäßig größte Talsperre in Sachsen. Der Stausee ist durchschnittlich allerdings nur zwischen zwei und drei Meter tief.
TECHNISCHE DATEN
Lage: Niesky, Landkreis Görlitz
Bauzeit: 1965 – 1972
HYDROLOGIE / NUTZUNG
Gestautes Gewässer: Schwarzer Schöps
Einzugsgebiet: 175,6 km²
Rohwasserabgabekapazität für Brauchwasser: 9,28 Mio. m³/Jahr
STAUBECKEN
Gesamtstauraum: 25,60 Mio. m³
davon Betriebs- und Reserveraum: 16,48 Mio. m³
Gewöhnlicher Hochwasserrückhalteraum: 4,45 Mio. m³
max. Beckentiefe : 6,8 m
ABSPERRBAUWERK
Höhenlage der Dammkrone: 162,44 m über NN
Kronenlänge: 1,5 km
Kronenbreite: 4,00 m
Höhe über der Gründungssohle: 11,50 m
Höhe über Talsohle: 10,50 m