»Persönliche Kontakte schaffen Vertrauen«: Wirtschaftsminister Martin Dulig vernetzt kanadische und sächsische Akteure der Wasserstoffindustrie

02.10.2022, 08:45 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)

Energieträger Wasserstoff als verbindendes Element der Expertengespräche in Québec, Alberta und British Columbia | Einladung zum Hydrogen Innovation Congress nach Leipzig | Delegation kehrt mit neuen Kontakten und erweiterter Expertise nach Sachsen zurück

Der Freistaat Sachsen setzt beim Aufbau seiner Wasserstoffwirtschaft auch auf internationale Kooperationen. Nachdem Wirtschaftsminister Martin Dulig bereits bei seinen diesjährigen Besuchen im belgischen Flandern und in Schottland Kooperationen im Wasserstoffsektor ausgelotet hat, bahnte er nun in Kanada eine transatlantische Zusammenarbeit an. Seine einwöchige Auslandsreise brachte in den Provinzen Québec, Alberta und British Columbia kanadische und sächsische Akteure der Energiebranche zusammen.

Die durch Russlands Angriffskrieg in der Ukraine verursachte Energiekrise und ganz aktuell die Lecks an den Nordstream-Pipelines in der Ostsee zeigen: Deutschland und Europa müssen sich unabhängig von den Energieimporten aus Russland machen. Wasserstoff spielt für eine stabile Energieversorgung des Kontinents, für die Klimaschutzziele der Länder und die Dekarbonisierung der Industrie eine Schlüsselrolle. Der Freistaat hat mit seiner 2022 vorgelegten Wasserstoffstrategie den Weg dafür geebnet, eine sächsische Wasserstoffwirtschaft entlang der gesamten Wertschöpfungskette bis 2030 aufzubauen und industrietaugliche Wasserstoffanwendungen im großen Maßstab für den Weltmarkt zu entwickeln.

Minister Dulig betont: »Sachsen hat viel vor: Wir wollen führende Region in Europa für die Industrialisierung von Wasserstofftechnologien werden. Dafür braucht es auch Partner und Kooperationen über Europa hinaus. Darum sind wir hier in Kanada – ein Land mit vielen natürlichen Ressourcen und zugleich ein verlässlicher Partner, der auf dem Boden der Demokratie steht. Persönliche Kontakte schaffen Vertrauen und sind die Grundlage beständiger Geschäftsbeziehungen. Insofern ist unsere Auslandsreise sehr gut investiertes Geld. Gemeinsam wollen wir Wasserstofftechnologien vorantreiben. Deshalb habe ich unsere Gesprächspartner zum ersten internationalen ,Green Hydrogen Innovation Congress‘ eingeladen, den mein Ministerium am 2. November erstmals in Leipzig im Hybrid-Format veranstaltet.«

Am Dienstag informierte sich Martin Dulig zunächst im Ministerium für Energie und natürliche Ressourcen (Montréal) über die Wasserstoffaktivitäten von Québec. Die Provinz gewinnt 98 Prozent ihrer Energie aus Wasserkraft. Vize-Ministerin Nathalie Camden und Mathieu Payeur, Direktor des »Green Hydrogen and Bioenergy Office« stellten die Wasserstoffstrategie der Region (»2030 Québec Green Hydrogen and Bioenergy Strategy«) vor, welche den Ausstieg aus fossilen Energieträgern beschleunigen soll. Neben der Reduktion von Treibhausgasen ist die Senkung der Importabhängigkeit wesentliches Ziel. Insbesondere die ausreichende und günstige Versorgung mit Strom aus Wasserkraft ist ein wichtiger Standortvorteil für Québec. Ab 2030 sollen durch den Einsatz von Wasserstoff und Bioenergie Ölprodukte mit einem Volumen von einer Milliarde Liter eingespart werden. Professor Thomas von Unwerth, Vorstandsvorsitzender des sächsischen Innovationsclusters »Wasserstoffland Sachsen« (HZwo e.V.), berichtete u.a. vom Aufbau des Nationalen Wasserstoffzentrums HIC in Chemnitz und der im August 2022 von den Technischen Universitäten in Chemnitz, Freiberg und Dresden gegründeten »Sächsischen Wasserstoffunion«.

»In einer breit aufgestellten und widerstandsfähigen Wasserstoffwirtschaft liegt ein enormes Wachstums- und Beschäftigungspotenzial für Sachsen. Darüber hinaus ist eine hohe, kosteneffiziente Verfügbarkeit von erneuerbaren Energien und grünem Wasserstoff zukünftig entscheidend für die Standortsicherheit und -auswahl der Industrie«, so Dulig weiter. Thomas von Unwerth sieht in der Zusammenarbeit mit Kanada eine Win-Win-Situation: »Dieser so große Flächenstaat mit seinen enormen erneuerbaren Ressourcen setzt vorrangig auf die Wasserstofferzeugung. Gute Kooperationsmöglichkeiten ergeben sich, wenn wir als technologiegetriebenes Land unsere Produkte für Elektrolyseure, Brennstoffzellen und andere Anwendungsteile zur Verfügung stellen. Kanada braucht diese Komponenten, um seine Wasserstofferzeugung voranzutreiben.«

Auch die Metropolregion Edmonton in der Provinz Alberta forciert den Aufbau ihrer Wasserstoffwirtschaft. Am Mittwoch traf sich die sächsische Delegation in der Provinzhauptstadt Edmonton mit Vertretern des Energieministeriums von Alberta sowie mit Experten wie Brent Lakeman, Direktor der Wasserstoffinitiative von »Edmonton Global«, der regionalen Wirtschaftsförderung. Im Projekt »Azetec« (»Alberta Zero Emissions Truck Electrification Collaboration«) hat die Provinz zwei Langstrecken-Lkw für den Einsatz zwischen Edmonton und Calgary (325 Kilometer) entwickelt. Sie werden in einem Hybridmodell mit Brennstoffzellen und Lithium-Ionen-Batterien betrieben.

Am Donnerstag besichtigte die Delegation aus Sachsen das Werk des Brennstoffzellenherstellers Ballard Power Systems in Burnaby (Provinz British Columbia). Das Unternehmen fertigt Hochleistungs-Brennstoffzellen mit einer Nettoleistung von 30 bis 200 Kilowatt für Lastwagen, Busse, Züge und Schiffe. Die Module kommen u.a. in den reichweitenstarken Lkw des Projektes »Azetec« zur Anwendung. Anschließend eröffnete Minister Dulig in der University of British Columbia in Vancouver den Workshop »Kanadisch-Sächsischer Wasserstoffdialog«. Dort informierte sich Dulig auch über die digitale Transformation in der Industrie – ein gemeinsames Projekt der Universität mit dem Dresdner Fraunhofer-Institut für Werkzeugmaschinen und Umformtechnik (IWU).

Die Ministerdelegation hat am Freitag in Burnaby das Unternehmen AVL Fuel Cell Canada und dessen Kooperationspartner Greenlight Innovation Corporation besucht. AVL ist einer der weltweit führenden Anbieter für Simulations- und Testsysteme in der Automobilindustrie und jüngst Mitglied des sächsischen HZwo e.V. geworden. Im Verbund stellen beide Unternehmen die notwendigen Test- und Entwicklungsgeräte für Brennstoffzellen, Elektrofahrzeuge und Energiespeichersysteme her.

Am heutigen Sonntag (2. Oktober) kehrt die sächsische Delegation aus Kanada zurück. Minister Dulig zieht Bilanz: »Das war eine erfolgreiche und zugleich nachhaltige Reise. Die kanadischen Partner sind unserem Netzwerk Wasserstoffland Sachsen, den damit verbundenen Forschungseinrichtungen und Unternehmen auf Augenhöhe begegnet. Die Transformation des Energiesektors, der Mobilität und der Industrie wird nur mit Wasserstoffanwendungen im industriellen Maßstab funktionieren. Darin waren wir uns einig und schnell wurde klar: Kanada und Sachsen arbeiten an den gleichen Themen – Forschung und Technologie spielen in einer Liga, etwa bei der Herstellung von Brennstoffzellen. Wir haben kanadische Weltmarktführer getroffen, die mit uns zusammenarbeiten wollen. In dieser internationalen Vernetzung liegt für Sachsens Wasserstoffwirtschaft eine einmalige Chance.«

Professor Thomas von Unwerth aus Chemnitz ergänzt: »Es ist sehr wichtig, dass Politik und Industrie von der wissenschaftlichen Seite begleitet werden. Die Wissenschaft legt die Grundlagen und gewinnt neue Erkenntnisse, was gerade jetzt beim Wasserstoff eine entscheidende Rolle spielt. Die Industrie entwickelt aus den Ideen der Forschung konkrete Anwendungen und die Politik ebnet mit Förderprogrammen und internationalen Kooperationen den weiteren Weg. Insofern war die Reise für alle Teilnehmer hochinteressant und lehrreich.«

Hintergrund: Kanada-Reise von Martin Dulig

In Kooperationen mit kanadischen Partnern liegen für Sachsen große Zukunftschancen. Um diese Potenziale insbesondere der Wasserstoffwirtschaft und dem Bergbausektor im Freistaat zu öffnen, hat der sächsische Wirtschaftsminister und stellvertretende Ministerpräsident Martin Dulig eine Woche lang Kanada besucht. Außerdem informierte er sich dort zur Integration ausländischer Fachkräfte.

Für Martin Dulig war es nach 2018 die zweite Reise in den G7-Staat. Er wurde von einer rund 20-köpfigen sächsischen Delegation begleitet, die sich u.a. aus Vertretern von Unternehmen und aus der Wissenschaft zusammensetzte. Die Wirtschaftsförderung Sachsen (WFS), das Innovationscluster »Wasserstoffland Sachsen« (vormals HZwo) und die Deutsch-Kanadische Industrie- und Handelskammer Kanada haben die Delegationsreise im Auftrag des sächsischen Wirtschaftsministeriums (SMWA) organisiert.

Hinweis für Redaktionen

Über die Kanada-Reise von Minister Dulig berichten wir kontinuierlich auf der Internetseite, in den sozialen Medien und auf dem neuen #ZUKUNFTblog des SMWA. Auf Anfrage stellen wir Fotos gern kostenfrei zur Verfügung.


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Kontakt

Sächsisches Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr

Pressesprecher Jens Jungmann
Telefon: +49 351 564 80600
Telefax: +49 351 564 80680
E-Mail: presse@smwa.sachsen.de
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