Sieben neue Wolfsterritorien in Sachsen
10.11.2022, 11:36 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)
Landesumweltamt veröffentlicht Ergebnisse des abgeschlossenen Monitoringjahres 2021/2022
In Sachsen gibt es aktuell 36 Wolfsterritorien, in denen sich 31 Rudel, vier Paare und ein territoriales Einzeltier etabliert haben. Das geht aus den Daten des abgeschlossenen Wolfsmonitoringjahres 2021/2022 hervor, die das Sächsische Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) heute veröffentlicht hat.
Die sieben neuen Wolfsterritorien verteilen sich über Sachsen. Außerhalb der Oberlausitz hinzugekommen sind das Rudel Tiefensee-Löbnitz in Nordsachsen sowie die Wolfspaare Colditzer Forst im Leipziger Land, Marienberg im Erzgebirgskreis und Stolpen-Hohenstein im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge. In der Oberlausitz gibt es drei neue Rudel: Zimpel, Noeser Heide und Tautewalde. Die neuen Territorien liegen teilweise in Gebieten, die vorher von anderen Wölfen besetzt waren. So konnten im abgeschlossenen Monitoringjahr 2021/2022 fünf bekannte Territorien in der Oberlausitz nicht mehr nachgewiesen werden. Dabei handelt es sich um die Rudel Dauban, Elstra, Haselbach und Weißwasser sowie um das territoriale Einzeltier im Raum Niesky.
Das unterstreicht die weiterhin hohe Dynamik innerhalb der Oberlausitzer Wolfsterritorien. Zudem hat sich mit dem neuen Rudel Tautewalde erstmals in Deutschland ein Wolf aus der dinarischen Population reproduziert. Das belegen genetische Untersuchungen von Proben des Wolfsrüden im Senckenberg Institut für Wildtiergenetik in Gelnhausen. Die dinarische Population erstreckt sich von Slowenien über Serbien nach Bulgarien und Griechenland.
In sechs Gebieten konnte der Status nicht geklärt werden. Östlich der Elbe betrifft es fünf Regionen, in denen es unklar ist, welche Wölfe das Gebiet nutzen. Dazu gehören Linz und Moritzburg im Landkreis Meißen, Johnsdorf im Landkreis Bautzen sowie Dürrbach und Trebus im Landkreis Görlitz. Westlich der Elbe betrifft es den Raum Crinitzberg im Landkreis Zwickau. Hier gab es wiederholte Nachweise einer Wölfin. Bislang ist jedoch unklar, ob das Tier weiter in der Region unterwegs ist.
Im Erzgebirgsraum muss mit einer Ausbreitung von Wölfen gerechnet werden. Im Grenzgebiet zu Tschechien gibt es sechs Wolfsterritorien, im nahen Hinterland zwei weitere, sodass es auch von Süden her zu einem regelmäßigen Zuzug von abwandernden Jungwölfen, die auf Partnersuche sind, kommen wird.
Insgesamt konnten im Monitoringjahr 2021/2022 74 Welpen in 26 Rudeln nachgewiesen werden. Das sind 13 Welpen weniger als im Vorjahr. Eine Doppelreproduktion gab es im Rudel Daubitz/Kreba. Bei einer Doppelreproduktion sind zwei Wolfsfähen des Rudels gleichzeitig trächtig.
Tot aufgefunden wurden in Sachsen 17 Wölfe: 12 Wölfe sind bei Verkehrsunfällen ums Leben gekommen, zwei starben an natürlichen Todesursachen, zwei Wölfe wurden illegal getötet und in einem Fall blieb die Todesursache unklar.
Hintergrund:
In Sachsen findet seit 2001 ein fortlaufendes Wolfsmonitoring statt, um die Größe und die Entwicklung des Wolfsvorkommens zu überwachen. Zudem liefert es Informationen zur Biologie und zur Lebensweise der Wölfe. Das Monitoring wird im Auftrag des LfULG vom Senckenberg Museum für Naturkunde in Görlitz und dem LUPUS Institut für Wolfsmonitoring und -forschung in Deutschland durchgeführt.
Das Wolfsmonitoringjahr lehnt sich nicht an das Kalenderjahr an, sondern an das biologische »Wolfsjahr«: von der Geburt der Welpen bis zum Ende des ersten Lebensjahres. Das Monitoringjahr 2021/2022 umfasst den Zeitraum vom 1. Mai 2021 bis zum 30. April 2022. Die ausführliche Datenauswertung der jährlichen Erhebung kann immer erst im Herbst abgeschlossen werden, wenn die Untersuchungsergebnisse der im Frühjahr gesammelten Genetikproben vorliegen.
Durch die neuen Erkenntnisse können Daten der zurückliegenden Monitoringjahre rückwirkend geändert werden. Für das vorherige Monitoringjahr 2020/2021 sind demnach jetzt 29 Rudel, acht Paare und ein territoriales Einzeltier bestätigt.