Wollen - Können - Bleiben – Freistaat will internationale Studierende für Studium und Arbeit in Sachsen gewinnen
23.11.2022, 13:00 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)
Experten tauschen sich über Rahmenbedingungen in Wissenschaft und Wirtschaft aus
Initiiert von Landesrektorenkonferenz und Sächsischem Wissenschaftsministerium haben sich im Rahmen einer Fachtagung an der Westsächsischen Hochschule Zwickau rund 50 Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Wirtschaft und Verwaltung über Möglichkeiten ausgetauscht, internationale Studierende für Sachsen zu gewinnen und sie über das Studium hinaus hier zu halten.
Die Tagung unter dem Motto »Wollen – Können – Bleiben« ist Bestandteil der Fachkräf-testrategie des Freistaats, zu der das Sächsische Kabinett im August einen Maßnah-menplan beschlossen hatte.
Dieser sieht eine Reihe von zusätzlichen Ansätzen vor, wie das Ziel, noch mehr interna-tionale Studierende zu gewinnen, erreicht werden kann:
1. Studienstandort Sachsen mit gezielten Marketingmaßnahmen in ausgewählten
Zielländern bekannter machen
2. Studienerfolgsquote bei internationalen Studierenden steigern
3. Aufbau und Unterstützung von Netzwerken zwischen Hochschulen, Studieren-den und
Unternehmen bzw. Institutionen
Auf dieser Grundlage haben die Fachleute die derzeitigen Rahmenbedingungen analysiert und Stellschrauben identifiziert, wie der Zugang zum Hochschulsystem in Deutschland generell und in Sachsen im Besonderen verbessert werden kann.
Neben dem Ausbau unterstützender Instrumente wie etwa Stipendien, braucht es vor allem den Abbau von Hürden im Zugang zur akademischen Ausbildung, so die Experten.
Zudem müssten klare Lebensperspektiven für die Studierenden erkennbar werden, warum gerade sie mit ihrem in Sachsen erworbenen Abschluss in der Wirtschaft gebraucht werden und deshalb auch sehr gute persönliche Entwicklungschancen haben.
Wissenschaftsminister Sebastian Gemkow sagte bei der Veranstaltung:
»Es ist wichtig, dass wir hier vorankommen. Die Fachkräftesicherung ist eine der wichtigsten politischen Aufgaben der kommenden Jahre, weil sich darüber die weitere Entwicklung des Freistaates entscheidet. Dafür ist es notwendig, dass die spätere Eingliederung internationaler Studierender in den heimischen Arbeitsmarkt von Anfang an mit-gedacht und einzelne Maßnahmen darauf ausgerichtet werden. Voraussetzung dafür ist, dass daran alle mitwirken - Unternehmen, Hochschulen und auch die Politik. Es geht um politische Rahmensetzung im Großen und um individuelle Hilfestellung im Kleinen - egal ob Unterstützung beim Deutschlernen oder beim Abbau rechtlicher und bürokratischer Hürden.«
Der Vorsitzende der Landesrektorenkonferenz Prof. Klaus-Dieter Barbknecht ergänzt:
»Wir brauchen eine klare Struktur für den Zugang zum Sächsischen Hochschul- und Ar-beitsmarkt. Das bedeutet, noch mehr niedrigschwellige und digitale Möglichkeiten für Studierwillige aus dem Ausland zu schaffen, ein Studium an einer sächsischen Hoch-schule aufzunehmen. Nur wenn die Verfahren einfach gehalten sind, ist ein Studienstandort attraktiv. Das meint nicht nur die Immatrikulationsbedingungen, sondern z.B. auch Aufenthaltsrecht und Arbeitserlaubnis. Im weltweiten Standortwettbewerb brauchen wir einen Paradigmenwechsel in der Sicht auf die Dinge.«
Derzeitiger Rahmen – Zahlen, Daten, Fakten:
Die Zahl der Menschen im erwerbsfähigen Alter geht in diesem Jahrzehnt nach Prognosen um bis zu 150.000 Personen zurück, was sich dramatisch auf die wirtschaftliche, gesellschaftliche, kulturelle, und wissenschaftliche Entwicklung des Freistaats auswirkt. Der internationale Wettbewerb um die »Ressource« Fach- und Arbeitskraft nimmt gleich-zeitig stark zu. Der Anteil akademischer Berufe an der Fachkräftelücke liegt branchen-abhängig zwischen zehn und 18 Prozent.
Mitte 2021 lag der Anteil der sozialversicherungspflichtig beschäftigten ausländischen Arbeitnehmer in Sachsen bei ca. 6,5 Prozent. (Bundesdurchschnitt ca. 13,4 Prozent)
An sächsischen Hochschulen studieren zurzeit ca. 18.000 internationale Studierende. Das ist ein vergleichsweise hoher Anteil von 15,4 Prozent aller Studierenden. (Platz 2 nach Berlin) Viele verlassen den Freistaat nach dem Studium allerdings wieder.
Maßnahmen zur Fachkräftesicherung für den heimischen Arbeitsmarkt auch über inter-nationale Studierende sollen deshalb vorrangig für den sogenannten MINT-Bereich (z.B. Ingenieure, Informatikerinnen, Informations- und Kommunikationstechnologen) aber auch Wirtschaftswissenschaftlerinnen, Mediziner sowie Beschäftigte im öffentlichen Dienst verstärkt werden.