Wolfsaktivitäten in Liebschützberg
24.02.2023, 11:27 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)
Vermehrt Sichtungen der Jungwölfin
Nachdem im Sommer 2022 eine junge Wölfin durch ihre nächtlichen Besuche in den Gärten der Siedlung des 15. Oktober in Liebschützberg auf sich aufmerksam gemacht hatte, liegen jetzt neue Erkenntnisse zu diesem Wolf vor. Das teilte die Fachstelle Wolf des Sächsischen Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) heute in Dresden mit.
Die Jungwölfin mit der wissenschaftlichen Bezeichnung GW2719f ist ein Nachkomme aus dem Rudel Gohrischheide. Das Tier durchstreift das Gebiet um den Liebschützer Ortsteil Borna und nutzt die Nord-Ost-Flanke der Siedlung als einen von mehreren Wegen bei der Kontrolle ihres Territoriums. Seit Juni 2022 wurde das Monitoring in der Region intensiviert. Bei mehreren Exkursionen vor Ort wurden zahlreiche Hinweise wie Losungsfunde und Markierungsstellen oder auch Trittsiegel gefunden und dokumentiert. Die junge Wölfin weist damit ein typisches territoriales Verhalten auf. Fotofallenaufnahmen aus dem Sommer vergangenen Jahres zeigten drei Wölfe am nördlichen Rand der Siedlung des 15. Oktobers. Dabei handelte es sich vermutlich um Wölfe aus dem Gohrischheiderudel. Als neues Wolfterritorium kann Liebschützberg bislang nicht bestätigt werden. Derzeit ist noch unklar, ob das Rudel der Gohrischheide sich aufgrund des Waldbrandes im vergangenen Sommer nach Süden verlagert hat oder ob es sich um einen eigenständigen Etablierungsversuch der Jungwölfin handelt.
Auch in Zukunft werden weitere Wolfssichtungen wahrscheinlich sein. Die fehlende Deckung auf den angrenzenden Feldern und die länger werdenden Tage ermöglichen Sichtungen auch auf große Entfernungen.
Die Fachstelle Wolf bittet die Anwohnerinnen und Anwohner der Gemeinde Liebschützberg, auch weiterhin Wolfssichtungen oder Beobachtungen zu melden, damit das Revierverhalten der Jungwölfin weiter bestimmt werden kann. Seit der ersten Meldung zum Fall am 06.06.2022 sind mittlerweile 73 weitere Hinweise in der Fachstelle Wolf eingegangen.
Seit Oktober 2022 hat sich die Anwesenheit der Wölfin auch auf das Rissgeschehen ausgewirkt. So wurden der Fachstelle Wolf seit dem 17.10.2022 insgesamt fünf Risse in der Gemeinde Liebschützberg mit acht geschädigten Tieren gemeldet. In keinem der Fälle war der vorgeschriebene Mindestschutz gegeben. Tierhaltern in der Region wird empfohlen, ihre Schutzmaßnahmen zu überprüfen und die Beratungsangebote der Fachstelle Wolf in Anspruch zu nehmen.
Nach aktuellen Erkenntnissen geht von dem Tier weiterhin keine Gefahr für den Menschen aus. Wenn es beim Spaziergang zu einer Begegnung zwischen Wolf und Mensch kommt, ist es wichtig, den Wolf nicht in die Enge zu treiben. Sollte der Wolf sich nicht zurückziehen, sollte man Ruhe bewahren, sich bemerkbar machen und langsam zurückgehen oder stehenbleiben und mit lauten Geräuschen einschüchtern. Hunde sollten im Wolfsgebiet angeleint beziehungsweise nahe bei ihrem Besitzer geführt werden. Es kann durchaus vorkommen, dass Wölfe sich für diese Artgenossen interessieren, die aus Wolfssicht »dreist« in ihrem Territorium markieren. Die Nähe seines Besitzers ist der beste Schutz für den Hund