Umweltminister Günther: »Mit der Pleiße renaturieren wir einen künstlich verlegten Fluss«

15.05.2023, 10:42 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)

Die Landestalsperrenverwaltung (LTV) hat am Montag (15.5.) die erste Teilmaßnahme zur Renaturierung der Pleiße östlich der Stadt Böhlen (Landkreis Leipzig) im Beisein von Sachsens Umweltminister Wolfram Günther abgeschlossen. Zum ersten Mal wurde in der Region Leipzig ein Renaturierungsprojekt an einem künstlich verlegten Fluss in einer Bergbaufolgelandschaft umgesetzt. Dazu gehört die Anlage von sogenannten Ufertaschen für eine natürliche Uferentwicklung, die Pflanzung standortgerechter Gehölze und die Anlage von sogenannten Raubäumen. Dadurch wird die Pleiße gewässerökologisch aufgewertet und es bilden sich wertvolle Habitatstrukturen. Die Arbeiten wurden durch die Flussmeisterei Borna erbracht und kosteten rund 20.000 Euro.

Umweltminister Günther betonte die Bedeutung naturnaher Gewässer für Artenvielfalt und Hochwasserschutz: »Hier an der Pleiße und an vielen anderen Orten in Sachsen stellen wir wieder her, was durch Bergbau, Industrialisierung und einen einseitig ausgerichteten Hochwasserschutz verlorengegangen ist: naturnahe Flüsse mit Lebensraum für viele Arten. Diese Renaturierung ist eine Mammutaufgabe, aber eine notwendige. Denn wir brauchen ökologisch intakte und artenreiche Gewässer und Uferräume. Sie bieten Lebensräume für Pflanzen, Fische, Insekten und andere Tiere in und am Wasser. Intakte Gewässer bedeuten auch Verbesserungen für die Menschen vor Ort, für die Naherholung. Und sie sind angewandter ökologischer Hochwasserschutz. Denn naturnahe Flüsse geben dem Wasser mehr Raum. Und die Landschaft kann bei Starkregen Wasser aufnehmen und für Dürrezeiten speichern. Mit der Renaturierung hier an der Pleiße und anderen Flüssen geben wir auch eine Antwort auf die Klimakrise.«

Im November 2022 begannen auf einem Pleiße-Flussabschnitt von rund 350 Metern erste Arbeiten zur Renaturierung und eigendynamischen, naturnahen Gewässerentwicklung.

Das Projekt dient auch der Umsetzung der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie. Die Wasserrahmenrichtlinie gibt seit dem Jahr 2000 vor, dass die europäischen Gewässer in einen guten ökologischen und chemischen Zustand zu versetzen sind. Das bedeutet unter anderem, dass neben der Wasserqualität auch die ökologische Struktur der Flüsse verbessert werden soll, um Lebensräume für Tiere und Pflanzen wiederherzustellen. Dazu erstellt die LTV derzeit auch für die Pleiße im Leipziger Südraum ein Gewässerentwicklungskonzept, das die Gesamtmaßnahme zur multifunktionalen Gewässerentwicklung fachlich untersetzt.

Die Maßnahme wurde mit der Stadt Böhlen, der unteren Wasserbehörde des Landkreises Leipzig und der unteren Naturschutzbehörde abgestimmt. Es erfolgte eine ökologische Baubegleitung zum Schutz von Lebensräumen für Tiere und Pflanzen. Die Renaturierung wird aus dem Sondervermögen »Strukturentwicklungsfonds sächsische Braunkohleregionen« des Bundes finanziert.

Hintergrundinformation:

Die für den Kohleabbau ab den 1950er Jahren verlegte und kanalisierte Pleiße wird zwischen Böhlen und Markkleeberg zu einer naturnahen Flusslandschaft umgestaltet. Auf einer Länge von 10 Kilometern soll der Fluss hierzu gewässerökologisch aufgewertet werden. Bis 2026 sollen in einer ersten Tranche rund 5,7 Millionen Euro aus der Strukturförderung des Investitionsgesetzes Kohleregionen (InvKG) bereitgestellt werden.

Raubäume sind Bäume an Fließgewässern und Seen, die mit Absicht so gefällt oder eingebracht werden, dass sie als gesichertes Totholz in dem Gewässer liegen. Sie dienen dort vor allem Jungfischen und leisten einen Beitrag zur Belebung bzw. Renaturierung des Gewässers.


Kontakt

Sächsisches Staatsministerium für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft

Pressesprecher Robert Schimke
Telefon: +49 351 564 20040
Telefax: +49 351 564 20007
E-Mail: robert.schimke@smekul.sachsen.de
zurück zum Seitenanfang