Borkenkäfer-Situation bleibt angespannt

28.06.2023, 10:18 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)

/
Mithilfe von Lockstofffallen werden im Rahmen eines Monitorings Rückschlüsse auf die örtlichen Aktivitätsdichten bestimmter Borkenkäferarten gezogen. (© Archiv Sachsenforst)

Mithilfe von Lockstofffallen werden im Rahmen eines Monitorings Rückschlüsse auf die örtlichen Aktivitätsdichten bestimmter Borkenkäferarten gezogen. (© Archiv Sachsenforst)

Regional deutliche Unterschiede bei der Käferaktivität

Borkenkäfer vermehren sich auch in diesem Jahr massenhaft in den sächsischen Wäldern. Das Monitoring der Forstbehörden zeigt, dass insbesondere im Oberlausitzer Bergland und Zittauer Gebirge, in der Sächsischen Schweiz sowie im Vogtland hohe Populationsdichten der Käfer mit steigender Tendenz vorhanden sind. Auch in Mittelgebirgslagen über 600 Metern Höhe ist zunehmend Käferaktivität zu beobachten. In anderen Regionen stagnieren die Fangzahlen oder sind rückläufig. Die Käferarten, die mit dem Monitoring erfasst werden, befallen Fichten und führen bei einem massenhaften Auftreten zum Absterben der Bäume. Ob die hohen Populationsdichten auch zu steigenden Waldschäden führen, wird insbesondere durch die Widerstandskraft der Bäume, die Effektivität der Gegenmaßnahmen und die weitere Witterungsentwicklung bestimmt. Zu diesen Schlussfolgerungen kamen Vertreterrinnen und Vertreter der regionalen Wald-Krisenstäbe in den Landkreisen und kreisfreien Städten und Sachsenforst bei einem Arbeitstreffen am Dienstag (27. Juni).

Forstminister Wolfram Günther: »Wir haben seit mehreren Jahren einen historischen Borkenkäferbefall. Das ist eine Folge der Klimakrise. Denn Stürme, hohe Temperaturen und die mehrjährige Dürre haben den Käferbefall massiv begünstigt. Die Klimakrise schwächt die Bäume und macht sie anfällig für die Schadinsekten. Wald geht großflächig verloren. Das hat wiederum Folgen für den Wasserspeicher Wald und damit für den Wasserhaushalt und die Talsperren. Das hat aber auch Folgen für die Funktion des Waldes als CO2-Senke, als Lebensraum für viele Arten, als Holzquelle und Erholungsort. Wir unterstützen die betroffenen Waldbesitzerinnen und -besitzer bei der Beseitigung der Schäden und beim Waldumbau. Wir müssen den Waldumbau weiter beschleunigen. Wir brauchen klimastabile, artenreiche Mischwälder. Und wir müssen entschlossener gegen die Klimakrise handeln.«

Die Rahmenbedingungen für eine Eingrenzung der Borkenkäferschäden waren zu Beginn dieses Jahres zunächst günstig. Vor allem im März und April wurden Niederschlagsmengen über dem langjährigen Durchschnitt festgestellt. Seit Mai sind die Niederschläge aber zurückgegangen, was teils mit Trockenstress und einer Schwächung insbesondere für Fichten verbunden ist. Gerade in dieser Zeit erfolgte der Schwärmflug und erste frische Befall der Käfer nach der Winterruhe. Derzeit liegen die Niederschlagssummen in den Wäldern auf dem Niveau des langjährigen Durchschnitts. Dies und die weitere Witterung bestimmen maßgeblich über die Entwicklung der Schadholzmengen in diesem Jahr. Ein trocken-heißer Sommer kann bei den hohen Populationsdichten der Borkenkäfer dazu führen, dass die Schadholzzahlen entgegen des Trends der letzten beiden Jahre wieder steigen. Bei einem durchschnittlichen Witterungsverlauf in den Sommermonaten wird mit einer Stagnation bzw. einem leichten Rückgang der Schadholzmengen auf einem hohen Niveau gerechnet. In den Schwerpunktregionen können diese aber auch bei einer durchschnittlichen Witterungsentwicklung steigen.

Die Waldbesitzenden sollten ihre Wälder jetzt regelmäßig auf frischen Befall kontrollieren und befallene Stämme rechtzeitig aus den Wäldern transportieren oder unschädlich machen. Je effektiver diese Maßnahmen durchgeführt werden, desto stärker lässt sich eine weitere Vermehrung der Käfer eingrenzen. Waldbesuchende müssen sich auch weiterhin auf Sanierungsmaßnahmen im Wald einstellen, die zu temporären Einschränkungen führen können. Im Wald ist aber auch Vorsicht geboten: Von abgestorbenen Bäumen können durch das Abrechen von Ästen oder Umfallen der Stämme Gefahren ausgehen. Das Betreten der Wälder erfolgt grundsätzlich auf eigene Gefahr.

Hintergrund Borkenkäferschäden und -monitoring

Seit Beginn der Massenvermehrung 2018 wurden in den sächsischen Wäldern insgesamt über acht Millionen Kubikmeter Schadholz durch Borkenkäfer festgestellt. Im vergangenen Jahr sind die Schäden auf rund 850.000 Kubikmeter zurückgegangen, nachdem sie 2019 und 2020 noch bei etwa zwei Millionen lagen. Dennoch bewegen sich die Schäden weiterhin auf einem historisch hohen Niveau. Im Rahmen des Borkenkäfer-Monitorings werden insbesondere schwärmende Buchdrucker − die gefährlichste Borkenkäferart an Fichte − mit Lockstofffallen gefangen. Die Ergebnisse erlauben Rückschlüsse auf die örtlichen Aktivitätsdichten der Borkenkäfer. Detaillierte Informationen und Ergebnisse des Borkenkäfer-Monitorings können unter www.wald.sachsen.de/daten-der-kaferuberwachung-6511.html nachgelesen werden.

Sachsenforst berät Waldbesitzende zu allen Fragen der Waldbewirtschaftung und Schadensbewältigung kostenfrei in 62 Revieren in ganz Sachsen. Die Revierleiterinnen und Revierleiter von Sachsenforst informieren auch über die Fördermöglichkeiten des Freistaates und des Bundes für die Schadensanierung und den Waldumbau. Kontakte können Waldbesitzende im Waldbesitzerportal Sachsen auf www.sachsenforst.de/waldbesitzer finden.


zurück zum Seitenanfang