Saatgutmangel bremst Waldumbau
08.11.2023, 14:40 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)
Sachsenforst zieht erste Bilanz zur Saatguternte 2023
Der Bedarf ist groß, das Angebot gering. Saatgut wird für den Waldumbau in Sachsens Wälder dringend benötigt. Aber nicht jede Buchecker oder Eichel ist dafür geeignet. Nur Saatgut, dessen genetische Eigenschaften nachweislich an die regionalen Wachstumsbedingungen angepasst sind, darf im Staatswald verwendet werden. Mutterbäume mit den richtigen Eigenschaften sind aber selten. Und sie bilden nicht jedes Jahr ausreichend viele Samen. Schon in den vergangenen Jahren konnte der Bedarf kaum gedeckt werden. Auch in diesem Jahr bleibt die Situation angespannt.
»Die Saatgut-Bilanz in diesem Jahr ist leider durchwachsen bis ernüchternd«, erklärte Landesforstpräsident Utz Hempfling bei einer Vorstellung der Ergebnisse heute. »Die Erntemengen für die wichtigsten Baumarten Buche, Eiche und Tanne reichen nicht aus, um unseren Bedarf im Staatswald zu decken. Für den Waldumbau und die Wiederbewaldung der vielen Schadflächen brauchen wir große Mengen an geeignetem Saatgut. Der unübersehbare Klimawandel schwächt auch die Erntebestände. Die Elternbäume stehen unter Stress und bilden nicht ausreichend oder nicht verwertbares Saatgut.«
Zu wenige Bucheckern, Eicheln und Tannensamen
Größtes Sorgenkind der Forstleute ist die Rotbuche. Die »Mutter des Waldes« ist die am häufigsten gepflanzte Baumart im Staatswald. Bis zu zwei Millionen junge Rotbuchen werden jährlich im Staatswald gepflanzt − oder sollen gepflanzt werden. Denn durch den Mangel an Saatgut sind in diesem Jahr »nur« etwa 1,4 Millionen Stück verfügbar. Die Ernte 2023 gibt zumindest etwas Hoffnung: Vor allem im West- und mittleren Erzgebirge haben die Bestände vergleichsweise gut fruktifiziert, in den anderen Regionen konnte aber nur wenig geerntet werden. Insgesamt konnten rund fünf Tonnen Bucheckern geerntet werden − zu wenig bei einem Bedarf für den Waldumbau im Staatswald von rund sieben Tonnen.
Auch die Situation bei den beiden heimischen Eichen-Arten, der Trauben- und Stiel-Eiche, spitzt sich weiter zu. In diesem Jahr konnten kaum Eicheln in nennenswertem Umfang geerntet werden. So werden in den kommenden Jahren weniger junge Eichen gepflanzt werden können, als beabsichtigt ist. Bei der Weiß-Tanne, die zusammen mit den Eichen am zweithäufigsten gepflanzt wird, fällt die Ernte ebenfalls schlechter als im Vorjahr aus. Da ältere Weißtannen in Sachsen aber sehr selten sind, ist eine Ernte bei dieser für den Waldumbau wichtigen Baumart grundsätzlich nur sehr eingeschränkt möglich. Die insgesamt in diesem Jahr 110 Kilogramm reinen Saatgutes reichen für den Bedarf von rund 500 Kilogramm für den Staatswald nicht aus.
Importe geeigneter Herkünfte sollen Mangel entgegenwirken
Weil das sächsische Saatgut nicht ausreicht, bemühen sich die Forstleute, Saatgut aus anderen Ländern mit ähnlichen Wuchsbedingungen wie in Sachsen zu erwerben. Beispielsweise bezieht Sachsenforst für den Staatswald Saatgut aus der Slowakei oder Tschechien. Das gewonnene oder erworbene Saatgut wird überwiegend für die Anzucht junger Bäume in den drei staatseigenen Baumschulen von Sachsenforst verwendet. Bei der Weißtanne spielt aber auch die Saat im Wald eine wichtige Rolle.
Grundsätzlich setzt Sachsenforst beim Waldumbau auf eine natürliche Verjüngung der Wälder aus den Samen vorhandener Bäume. Gepflanzt werden Bäume dort, wo die geeigneten Baumarten nicht vorhanden oder diese in ihrer genetischen Vielfalt eingeschränkt sind. Auch auf Standorten, die besonders gefährdet sind – beispielsweise durch Bodenerosionen – oder wo eine schnelle Ausbreitung von Gräsern oder Brombeere die Wiederbewaldung verhindert, ist aktives Pflanzen notwendig.
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- [Foto] Aus dem im Staatswald gewonnenen Saatgut wird in den drei staatseigenen Forstbaumschulen von Sachsenforst junge Bäume herangezogen
- [Foto] Bei Baumarten mit schweren Samen wie Buchen oder Eichen werden in den zugelassenen Erntebeständen Netze zur Ernte ausgelegt
- [Dokument] Info-Grafik zu den Forstbaumschulen von Sachsenforst