Strategie zur »Digitalen Transformation im Hochschulbereich« vorgestellt
21.11.2023, 13:30 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)
Wissenschaftsminister Gemkow: Informationssicherheit an den sächsischen Hochschulen zur Chefsache machen
Wissenschaftsminister Sebastian Gemkow hat dem Sächsischen Kabinett heute die gemeinsame Dachstrategie des Sächsischen Wissenschaftsministeriums und der Landesrektorenkonferenz (LRK) zur »Digitalen Transformation im Hochschulbereich« vorgestellt.
Der digitale Wandel fordert die Hochschulen auf ganzer Breite heraus. Er verändert die Art und Weise, wie sie in der Lehre Wissen und Kompetenzen vermitteln, in der Forschung neue Erkenntnisse generieren und diese in die Praxis überführen und wie sie ihre administrativen Prozesse organisieren. Die digitale Transformation ist ein zentraler Hebel für den Erhalt der Zukunfts- und Wettbewerbsfähigkeit der sächsischen Hochschulen, im nationalen und internationalen Kontext. Sie steigert die Attraktivität der Hochschulen für Studierende, Forschende sowie Beschäftigte in den Verwaltungen und deren Arbeitserfolge gleichermaßen.
Wissenschaftsminister Sebastian Gemkow: »Das zentrale Anliegen ist die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit unserer Hochschulen im Zeitalter der Digitalisierung. Dabei gilt es für uns, die Chancen des digitalen Wandels gewinnbringend zu nutzen, ohne die Risiken zu vernachlässigen. Die sächsischen Hochschulen haben sich national und international als Leuchttürme in der Forschung zur Digitalisierung etabliert. Unser Ziel ist, diese Forschungsergebnisse für den digitalen Wandel der Hochschulen zu nutzen. In Bezug auf die Lehre hat die Corona-Pandemie einen zusätzlichen Schub in die Digitalisierung gebracht, aber auch hier müssen wir weiter Schritt halten. Unsere Analyse zeigt, wo wir ansetzen müssen. Es geht zum Beispiel um noch mehr Kooperationen der Hochschulen untereinander. Zudem haben Cyberangriffe auf die Hochschulen deutlich gemacht: Informationssicherheit muss an den Hochschulen zur Chefsache gemacht werden.«
Professor Klaus-Dieter Barbknecht, Vorsitzender der Landesrektorenkonferenz Sachsen ergänzt: »Für die Koordinierung und Umsetzung unserer gemeinsamen Dachstrategie hat die LRK Sachsen eine entsprechende Struktur auf Hochschulleitungsebene eingerichtet. Die Hochschulen sind sich einig, die bestehenden Stärken einzelner Einrichtungen für mehr Kooperation und Arbeitsteilung innerhalb der sächsischen Hochschulfamilie für die Umsetzung dieser Herausforderungen zu nutzen. In Anbetracht der raschen Entwicklungen in der digitalen Landschaft ist es von entscheidender Bedeutung, eine solide Grundfinanzierung für die Hochschulen bereitzustellen, um sich ständig den verändernden Herausforderungen und Chancen zu stellen.«
In der Strategie werden u. a. konkrete Aufgaben beschrieben, die einer Vision 2030 folgen und in enger Partnerschaft der Hochschulen untereinander und mit dem Wissenschaftsministerium umgesetzt werden sollen. Schwerpunktaufgaben sind:
- robuste Netzwerkinfrastrukturen aufbauen, die eine hohe Ausfallsicherheit bieten
- in allen Hochschul-Abläufen eine durchgängig sichere Informationsverarbeitung gewährleisten
- Sicherheitslösungen nutzen, um Bedrohungen in Echtzeit zu erkennen
- digital gestützte Lehre zur Steigerung der Lernerfolge ausbauen
- digitale Lehre (zusätzlich zur Präsenzlehre) effektiv nutzen, um ortsunabhängiges und zeitlich flexibles Studieren zu fördern – wichtig besonders für internationale Studierende oder für Studieren neben dem Beruf
- neue, auf die Bedarfe der (digitalen)Arbeitsmärkte angepasste Curricula
- Datenverwaltung, -nutzung und -archivierung, Forschungsdatenmanagement ausbauen, z. B. um die interdisziplinäre Zusammenarbeit zu fördern
- digitale Werkzeuge für den Transfer in die Wirtschaft, Gesellschaft, Kultur, Politik und Verwaltung
- Hochschulverwaltungsleistungen durchgängig digital, serviceorientiert und am Nutzer ausgerichtet anbieten, Verwaltungsaufwände reduzieren
- digitale Barrierefreiheit stärken
Im Strategiepapier werden u. a. folgende Problemfelder genannt:
- Im Jahr 2022 gab es offiziell 17 erfolgreiche Cyberangriffe auf deutsche Hochschulen. Die Risiken hinsichtlich des Verlustes der Integrität und Verfügbarkeit von Forschungsdaten, Kompromittierung durch Missbrauch von personenbezogenen Daten, insbesondere von Studierenden- und Patientendaten, oder des Verlustes der Vertraulichkeit von Daten innerhalb von Kooperationen nehmen durch Erpressung oder Spionage zu. Diese und andere Risiken (unerwartete Störungen wie z. B. Stromausfälle, Wassereinbruch oder der plötzliche Ausfall von Hardware) können die Sicherheit von Informationen ebenso gefährden. Die meisten Hochschulen befinden sich eher am Anfang der Etablierung von hochschulweiten Informationssicherheits- und Managementprozessen.
- Die Hochschulen sind ebenso wie viele andere Bereiche vom Fachkräftemangel im IT-Bereich betroffen.
- Hochschulen sind stellenweise abhängig von externen Anbietern (digitale Souveränität).
Aus dem Strategiepapier, das auch in die Hochschulentwicklungsplanung 2025 einfließt, werden nun Maßnahmen für die Hochschulen in Sachsen abgeleitet.
Hintergrund:
Der Strategiebildungsprozess startete mit einer Auftaktveranstaltung Anfang des Jahres. Danach folgten neun Workshops an verschiedenen Hochschulstandorten zu folgenden Themen: IT-Infrastruktur und -Dienste, Digitalisierung der administrativen Hochschulprozesse, digitale Schlüsselkompetenzen für die Fachkräfte der Zukunft, Didaktik und lehrunterstützende Infrastruktur, Forschungsdatenmanagement, Forschungsinformationssysteme, Open Access und Transfer.
Die Entstehung der Strategie begleitete ein Gremium aus 16 sächsischen und auswärtigen Expertinnen und Experten. Nach Einbeziehung von Hochschulleitungen und Studierenden hat die Landesrektorenkonferenz Sachsen die Strategie beschlossen.