Artenschutzprogramm für seltene Baumart erreicht Meilenstein

24.11.2023, 13:47 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)

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Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Kommunalverwaltung und von Sachsenforst pflanzen gemeinsam mit Studierenden der Bildenden Künste Weißtannen. (© Marco Horn (Sachsenforst))

Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Kommunalverwaltung und von Sachsenforst pflanzen gemeinsam mit Studierenden der Bildenden Künste Weißtannen. (© Marco Horn (Sachsenforst))

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Landesforstpräsident Utz Hempfling (mittig) besucht den Forstbezirk Eibenstock im Erzgebirge um Weißtannen zu pflanzen. (© Marco Horn (Sachsenforst))

Landesforstpräsident Utz Hempfling (mittig) besucht den Forstbezirk Eibenstock im Erzgebirge um Weißtannen zu pflanzen. (© Marco Horn (Sachsenforst))

5. Millionste Weißtanne im Forstbezirk Eibenstock gepflanzt

Fünf Millionen Mal alleine im Forstbezirk Eibenstock: Landesforstpräsident Utz Hempfling und Studierende der Bildenden Künste pflanzten am heutigen Freitag (24. November) Weißtannen im Forstbezirk Eibenstock. Das Besondere: Auf dem Territorium des Forstbezirkes wurden seit 1992 nunmehr fünf Millionen Stück dieser bedrohten Baumart von Sachsenforst gepflanzt. Dabei geht es nicht nur um die Wiedereinbringung einer seltenen, heimischen Baumart: Die Weißtanne spielt in den Mittelgebirgen eine Hauptrolle beim Waldumbau und der Gestaltung der Wälder der Zukunft. Im gesamten Staatswald wurde sie in den letzten 20 Jahren rund 16 Millionen mal gepflanzt, jedes Jahr kommen etwa eine Million mehr dazu.

Landesforstpräsident Utz Hempfling: »Mit großer Motivation setzen sich die Forstleute in Sachsen nun schon seit über dreißig Jahren für die Wiedereinbringung der Weißtanne in den sächsischen Wald ein. Heute erreichen wir allein im Forstbezirk Eibenstock die Anzahl von fünf Millionen gepflanzten Stück dieser gefährdeten Baumart. Dazu kommen noch ungezählte junge Tannen, die durch Saat eingebracht wurden. Ich möchte allen Engagierten danken, die sich in den letzten Jahrzehnten für die Weißtanne eingesetzt haben und so einen großen Beitrag leisteten, diese für den Klimawandel so wichtige Baumart wieder in den Wald zurückzubringen. Die massiven Waldschäden der letzten Jahre führen uns allen vor Augen, wie wichtig die Wiederherstellung naturnaher und gemischter Waldbestände mit geeigneten Baumarten ist.«

Von der Verdrängten zur Hoffnungsträgerin

Die Weißtanne war in den sächsischen Mittelgebirgen bis in das 17. Jahrhundert weit verbreitet und gehörte neben Fichte, Buche und Bergahorn zum natürlichen Bergmischwald. Heute gilt die Weißtanne in Sachsen jedoch als vom Aussterben bedroht und steht auf der Roten Liste der gefährdeten Arten. Die Gründe für ihren drastischen Rückgang sind vielfältig: Als Baumart, die bevorzugt unter dem Schirm großer Bäume heranwächst, wurde sie durch die Kahlschlagbewirtschaftung im vergangenen Jahrhundert zugunsten der heute dominierenden Fichte verdrängt. Auch die Rauchschäden durch Schwefel-Dioxid-Emissionen in der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts vertrug die Weißtanne noch schlechter als andere Baumarten und starb häufig ab. Schließlich mögen auch Rot- und Rehwild die Weißtanne: Bei überhöhten Wildbeständen werden ihre Knospen und Triebe immer wieder abgebissen, so dass sie sich nicht entwickeln kann.

Aktuell wird von nur noch rund 2.000 Altbäumen in ganz Sachsen ausgegangen. Umso erfreulicher ist es, dass sich der Trend seit dem Beginn des ökologischen Waldumbaus im sächsischen Staatswald ab den 1990er Jahren gedreht hat. Mit ihrer Pfahlwurzel gilt die Weißtanne als besonders geeignet, der zunehmenden Sommertrockenheit, aber auch Sturmereignissen zu wiederstehen. Dagegen erwies sich die Fichte, welche noch immer die sächsischen Mittelgebirge dominiert, mit ihrem flachen Wurzelsystem als sehr anfällig. Es ist deshalb erklärtes Ziel von Sachsenforst, durch den aktiven Waldumbau einen stabilen Bergmischwald zu etablieren, um großflächige Waldschäden durch Trockenheit, Sturm oder Borkenkäfer zukünftig zu verhindern. Neben ihrer wichtigen ökologischen Funktion kann die Weißtanne zukünftig zur nachhaltigen Bereitstellung von Nadelholz beitragen, welches bislang fast ausschließlich durch Fichte und Kiefer geschieht. Vor allem im wichtigen Bereich des Bauholzes kann die Tanne somit langfristig den Rückgang der Fichte ausgleichen.

Tannenzapfen und Storchennester

Mit Ihrem Verschwinden aus dem sächsischen Wald ist die Weißtanne auch vielen Men-schen unbekannt geworden. Von der Fichte unterscheidet sie sich durch ihre weichen, stumpfen Nadeln, welche beim Zerreiben ihren ätherischen Duft freisetzen. Ihre Zapfen stehen im Gegensatz zur Fichte aufrecht am Baum und zerfallen dort auch. Die soge-nannten »Tannenzapfen« auf dem Waldboden stammen daher nicht von ihr, sondern von Fichten oder Kiefern. Außerdem weisen alte Weißtannen, welche über 60 Meter groß werden können, eine urige stumpfe Krone auf, welche an ein Storchennest erinnert. Ein gutes Unterscheidungsmerkmal auch aus der Ferne zur stets kegelförmigen und spitzkronigen Fichte.

Mit der beginnenden Weihnachtszeit wird die Tanne wieder in vielen Familien eine Rolle spielen: In dem traditionellen Lied »O Tannenbaum« werden ihre ganzjährig »grünen Blätter« besungen, die auch in der dunklen Jahreszeit für Hoffnung und Beständigkeit stehen. In dem wohl noch heute bekanntesten Volkslied konnte sich die Tanne so ihren Platz im Bewusstsein der Menschen bewahren. Als Weihnachtsbaum sind andere Tannenarten wie die Nordmann-Tanne aber beliebter. Die wiederum eignen sich aber auch nicht für den Waldumbau.


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