Gemeinsame Medieninformation der LTV und der Stadt Leipzig zur Auenentwicklung in Leipzigs südlichem Auwald

27.03.2024, 11:00 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)

Zum Start des Auenrevitalisierungsprojekts »Dynamische Aue« Leipziger Ratsholz

Die Landestalsperrenverwaltung Sachsen setzt zusammen mit dem Amt für Umweltschutz der Stadt Leipzig das Auenrevitalisierungsprojekt »Dynamische Aue« Leipziger Ratsholz um. Die Projektrealisierung ist eine von mehreren Kompensationsmaßnahmen für die hochwasserbedingten Eingriffe der Landestalsperrenverwaltung auf dem Gebiet der Stadt Leipzig in den Jahren 2011 und 2013. Erste Teilmaßnahmen wurden bereits verwirklicht. Die Gesamtumsetzung soll schrittweise bis 2026 erfolgen.

Seit 30 Jahren findet im Süden Leipzigs jährlich zwischen Februar und März eine künstliche Flutung von Auwaldbereichen im Naturschutzgebiet »Elster-Pleiße Auwald« statt, um die fehlende natürliche Auendynamik nachzuempfinden. Um diese künstlichen Flutungen naturnäher zu gestalten, wurde das Projekt »Dynamische Aue« entwickelt. Dafür soll bei Hochwasserereignissen der Weißen Elster Wasser aus dem Elsterhochflutbett durch ein Bauwerk im Ratsholzdeich in den südlichen Auwald gelangen und den Auwald gezielt fluten, bevor es über die Untere Paußnitz wieder in das Elsterflutbett zurückläuft.

Umweltminister Wolfram Günther betont: »Der Leipziger Auwald braucht Wasser. Dem dient dieses Projekt im Leipziger Ratsholz. Denn die wasserbaulichen Maßnahmen zurückliegender Jahrzehnte, die Dürren der vergangenen Jahre und die Klimakrise bedrohen den Auwald und seine biologische Vielfalt. Das ist schon jetzt bei den wichtigen Baumarten schmerzlich sichtbar. Zugleich ist dieser Teil des Auwalds ein bekanntes und beliebtes Naherholungsgebiet für die Stadt. Die Leipzigerinnen und Leipziger können hier also sehen, wie die Rettung des Auwalds Stück für Stück vorankommt. Ich freue mich über die weiteren Schritte in dem Projekt und danke allen Beteiligten«.
Das Projekt stammt ursprünglich aus der Feder der unteren Naturschutzbehörde des Amtes für Umweltschutz Leipzig und wurde in regelmäßiger enger, vertrauensvoller Abstimmung zwischen Landestalsperrenverwaltung, unterer Naturschutzbehörde sowie weiteren städtischen Behörden und Ämtern weiterentwickelt. Als Ergebnis kann ein Auenrevitalisierungsprojekt mit geringen baulichen Eingriffen im Naturschutzgebiet umgesetzt werden. Zwischen 2020 und 2021 wurde von der Landestalsperrenverwaltung ein Auenflutungsbauwerk im rechten Hochwasserschutzdeich des Elsterhochflutbettes am Ratsholz errichtet. 2022 und 2023 wurde der Verbindungsgraben zwischen diesem Bauwerk und dem Paußnitzsystem hergestellt. Beim Weihnachtshochwasser 2023 konnte so zum ersten Mal Wasser auf diesem Wege in den Leipziger Auenwald einströmen.

Noch ausstehend und in diesem Jahr angedacht sind u.a. eine Optimierung der verschiedenen Fließstrecken der Paußnitz im Auwald, damit sich das einströmende Hochwasser bestmöglich im Auwald verteilen und eine positive Wirkung für die dort vorhandenen Biotopstrukturen und Arten entfalten kann. Darüber hinaus wird das Bauwerk am Blümelsteig erneuert, welches die Aufteilung der Wassermengen zwischen der Paußnitz und dem Paußnitzabschlagsgraben steuert und für eine flächige Ausbreitung des Hochwassers im Auwald notwendig ist. Im Umfeld der sogenannten Neuen Linie werden bestehende Gräben nachprofiliert und zwei Durchlässe gebaut, damit Hochwasser auch wieder problemlos aus dem Auwald abfließen kann und die Radwege weiterhin uneingeschränkt ganzjährig befahrbar bleiben. Gleichzeitig wird das Wegenetz so angepasst, dass sensible Bereiche wie etwa Prozessschutzflächen beruhigt werden. Dafür werden teilweise Wege zurückgebaut und Furten angelegt. Die Option, die Aue bei ausbleibendem Hochwasser auch weiterhin künstlich zu fluten, bleibt bestehen.

Neben der Auenrevitalisierung verfolgt das Projekt auch eine ökologische Aufwertung von Laichhabitaten der aktuell besonders stark bedrohten Amphibien. Die Aufwertungsmaßnahmen für Amphibien werden vorrangig an bestehenden temporären Kleingewässern (Lachen) stattfinden, welche in Verbindung mit der Paußnitz stehen. Diese Aufwertungsmaßnahmen gehen zurück auf ein im Auftrag der unteren Naturschutzbehörde erstelltes sogenanntes Lachenkonzept. Die Lachen im Leipziger Auwald haben einen hohen ökologischen Wert, sind aber gleichzeitig durch die Austrocknung des Auwaldes stark gefährdet. Mit dem Lachenkonzept wurden notwendige Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen erarbeitet, von denen ein Teil nun im Rahmen der Kompensationsmaßnahme »Dynamische Aue« umgesetzt werden. Die erste Maßnahme aus diesem Paket wurde bereits im Januar dieses Jahres realisiert. Dabei wurde eine bestehende Lache an zwei Bereichen vertieft, um eine verlängerte Wasserhaltung für die Entwicklung von Amphibienlaich zu gewährleisten. Zusätzlich wurden Ablagerungen aus der Lache entfernt sowie stark beschattete Bereiche aufgelichtet.

Begleitet werden diese Maßnahmen durch das Institut für Vegetationskunde und Landschaftsökologie (IVL) sowie das Department Naturschutzforschung des Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ). Von ihnen wird die Entwicklung des Grund- und Oberflächenwassers im Auwald zwischen Elsterflutbett und Pleiße hochaufgelöst gemessen. Zusätzlich ist die Erfassung von Amphibien und der Vegetation geplant.

Die Kosten für die Umsetzung der Maßnahmen betragen rund 700.000 Euro und werden aus dem Sofortprogramm »Rückgewinnung von Auenflächen, gewässerökologische Strukturverbesserung und naturnahe Flächenbewirtschaftung« durch Landesmittel finanziert.

Peter Wasem, Leiter des Amtes für Umweltschutz der Stadt Leipzig: »Die intensive Arbeit der letzten Jahre hat sich gelohnt: Mit minimalen Anpassungen des natürlichen Landschaftsraums gehen wir einen großen Schritt hin zu einer wassersensiblen, ökologisch fruchtbaren Auenlandschaft. Neben der Artenvielfalt stärken wir den natürlichen Wasserhaushalt und die Leistungsfähigkeit der »grünen Lunge« unserer Stadt. Das Geheimnis unseres Erfolges liegt in der engen, wertschätzenden und ergebnisorientierten Zusammenarbeit zwischen Landestalsperrenverwaltung, Stadt Leipzig sowie den weiteren Beteiligten aus Politik, Verwaltung und Wissenschaft. Alle haben ihre Expertise und ihre besonderen Fähigkeiten in bester Weise eingebracht und damit auch eine Grundlage für weitere, umfangreichere Projekte für den Erhalt unseres Auwaldes gelegt.«

»An diesem Vorhaben zeigt sich, dass die fachlich gute und enge Zusammenarbeit zwischen der Landestalsperrenverwaltung und der Stadt Leipzig positiv für den Erhalt und die weitere naturnahe Entwicklung der Leipziger Auen ist.« fast Axel Bobbe, Betriebsleiter der Landestalsperrenverwaltung zusammen. »Die im Leipziger Ratsholz geplante Kombination aus dem für das Stadtgebiet erforderlichen Hochwasserschutz und der ökologischen Auenentwicklung ist für weitere Maßnahmen beispielgebend.«


Kontakt

Landestalsperrenverwaltung des Freistaates Sachsen

Pressesprecherin Katrin Schöne
Telefon: +49 3501 796 378
Telefax: +49 3501 796 116
E-Mail: presse@ltv.sachsen.de

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