»Es reicht nicht, an der Seitenlinie zu meckern«
22.05.2024, 14:00 Uhr — 1. Korrektur (aktuell)
Mehr als 150 Teilnehmende aus Bund und Freistaat beim 1. Fachtag »Orte der Demokratie – Teilhabe aus Leidenschaft« .
Wie erzeuge ich Aufmerksamkeit im öffentlichen Raum? Wie entwickle ich Utopien für mein Gemeinwesen? Wie organisiere ich Beteiligung? Zu diesen und weiteren Fragen tauschten sich heute mehr als 150 Vertreterinnen und Vertreterinnen aus Zivilgesellschaft, Politik und Verwaltung auf Landes- und Bundesebene im Dresdner Festspielhaus Hellerau aus. Auf Einladung des Staatsministeriums der Justiz und für Demokratie, Europa und Gleichstellung (SMJusDEG) nahmen sie am 1. Fachtag »Orte der Demokratie – Teilhabe aus Leidenschaft« teil.
Publizist Stephan Anpalagan stellte in seinem Impulsvortrag »Über Heimat. Und Liebe« die Frage »Kann man dieses Land lieben?« und beantwortete sie: »Ja. Mit gebrochenem Herzen.« Die Intendantin des Europäischen Zentrums der Künste Hellerau, Carena Schlewitt, eröffnete in ihrer Keynote »Unbekanntes Terrain« und zeigte das Potential zeitgenössischer Künste für ein gesellschaftliches Miteinander auf. Bürgerrechtlerin und Journalistin Katharina Nocun diskutierte »Den Demokratiefeinden den Nährboden entziehen – mit besonderem Fokus auf den digitalen Raum.
Demokratieministerin Katja Meier: »Unsere Orte der Demokratie sollen weitere Kreise ziehen, andere inspirieren und zeigen, wo die Demokratie anfängt – nämlich bei jeder und jedem Einzelnen, die sich einbringen und andere für eine Idee begeistern. Die größte Herausforderung für die Demokratie in Sachsen ist, dass wir Wege finden, mehr Menschen zum Mitmachen einladen und Erfolgserlebnisse schaffen. Es reicht nicht, an der Seitenlinie zu meckern. Wir brauchen Menschen, die Lust haben, ihr Gemeinwesen voranzubringen. Wenn Demokratinnen und Demokraten aktiv, sichtbar und spürbar sind, dann nimmt das den destruktiven Kräften den Raum. Dafür können wir alle etwas tun.«
In insgesamt sechzehn Workshops und Diskussionsrunden wurde deutlich, dass das Engagement der Zivilgesellschaft für ein gerechtes, vielfältiges und demokratisches Miteinander nicht nur umfassend unterstützenswert ist, sondern auch absolut notwendig. Die Workshops beschäftigten sich unter anderem mit Fragestellungen wie »Diversität in der Projektarbeit: Angebote für ländliche Räume gestalten«, »Politische Bildung: Unkonventionelle Methoden für etablierte Formate«, »Gemeinwesenarbeit: Wie kann ich vorhandene Ressourcen (optimal) nutzen?« oder auch »Debatte: Wie gehe ich konstruktiv mit destruktiven Kräften um?«.
Für die Teilnehmenden eröffnete der Fachtag die Möglichkeit, ein erstes Resümee des Förderprogramms »Orte der Demokratie« zu ziehen, sondern konnte auch Impulse für dessen Weiterentwicklung setzen. Die Teilnehmenden, darunter die Projektträger, die durch das Programm »Orte der Demokratie« gefördert werden, kamen miteinander ins Gespräch und hatten Gelegenheit, sich über Erfolge, Erfahrungen und Herausforderungen auszutauschen.
Hintergrund zum Förderprogramm »Orte der Demokratie«
Das Förderprogramm »Orte der Demokratie« ist Teil der gemeinsamen Förderrichtlinie »Orte des Gemeinwesens« des Sächsischen Staatsministerium der Justiz und für Demokratie, Europa und Gleichstellung (SMJusDEG) und des Sächsischen Staatsministeriums für Soziales und Gesellschaftlichen Zusammenhalt (SMS), welche am 22. Juni 2021 vom sächsischen Kabinett beschlossen wurde. Seinen Ursprung hat es im aktuellen sächsischen Koalitionsvertrag. Mittlerweile werden 19 Orte im Freistaat Sachsen mit rund 4,5 Millionen Euro gefördert. Der Förderung geht ein Interessenbekundungsverfahren voraus, in welchem gemeinnützige Vereine, Verbände oder Gesellschaften, aber auch Kommunen, aufgefordert werden, sich um die Förderung als »Ort der Demokratie« zu bewerben. Eine externe Jury aus Vertreterinnen und Vertreter u.a. aus Zivilgesellschaft, Wissenschaft und Verwaltung, sichtet die Anträge und empfiehlt Projektträger, die zur Beteiligung am Antragsverfahren aufgefordert werden sollen.
Mehr Informationen finden Sie unter: https://www.demokratie.sachsen.de
Beratungs- und Netzwerkstelle »Orte der Demokratie«
Der Verein Netzwerk für Demokratische Kultur Wurzen erhält zusätzlich zu seiner Förderung als »Ort der Demokratie« eine Zuwendung in Höhe von 100.000 Euro für die fachliche Begleitung, Qualitätsentwicklung und Vernetzung aller 19 »Orte der Demokratie«. Ziel dieser Vernetzungsstelle ist es, die Projekte miteinander zu verbinden, damit sie von- und miteinander lernen, Erfahrungen austauschen und letztlich ihre Idee eines »Ortes der Demokratie« etablieren können. Die Vernetzungsstelle leistet fachliche Unterstützung für konkrete Fragestellungen vor Ort und wirkt auch als Brückenbauer zu weiteren Akteurinnen und Akteuren in der Demokratiearbeit in Sachsen und über den Freistaat hinaus.