Seit heute streifen fünf Luchse durchs Westerzgebirge
26.08.2024, 14:22 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)
Kuder Anton ausgewildert
Heute (26. August) ist der fünfte Luchs im sächsischen Westerzgebirge ausgewildert worden. Der Transport und die Auswilderung des knapp anderthalbjährigen Luchses Anton seien reibungslos verlaufen, wie das Sächsische Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie mitteilte. Kaum hatte sich der Schieber der Transportkiste ein wenig geöffnet, ergriff Anton seine Chance und sprang mit einem großen Satz in die Freiheit.
Anton wuchs in einem großen Zuchtgehege in einem belgischen Zoo auf und wurde in den letzten Monaten im Koordinierungsgehege des Wildkatzendorfes Hütscheroda in Thüringen auf seine Auswilderung vorbereitet. Er hat alle für die Auswilderung notwendigen Verhaltenstests und Gesundheitschecks bestanden. Wie alle Luchse, die im Rahmen des Projektes »RELynx Sachsen« freigelassen werden, wurde auch Anton für die wissenschaftliche Begleitung des Projekts mit einem GPS-Senderhalsband ausgestattet.
Sachsens Umweltminister Wolfram Günther: »Rund dreihundert Jahre nach ihrer Ausrottung in Sachsen holen wir seit diesem Frühjahr den Luchs zurück. Das ist ein großer Meilenstein in unserem Bestreben für den Erhalt von Artenvielfalt. Der Luchs gehört in unsere Wälder. Perspektivisch sollen die Luchse das Erzgebirge und das Elbsandsteingebirge besiedeln und so eine Brücke bilden zwischen dem Harz und der Luchspopulation in Bayern und Osteuropa. Ich bin froh, dass mit Anton heute bereits das fünfte Tier wieder ein Zuhause im Westerzgebirge findet. Ich wünsche ihm und allen bereits oder künftig hier lebenden Luchsen, dass sie sich gut einleben und gemeinsam eine stabile Luchspopulation begründen.«
Alle bisher ausgewilderten Tiere, die beiden Katzen Nova und Alva sowie die beiden Kuder Juno und Chapo, sind noch vor Ort. Das ist ein Zeichen dafür, dass sie sich in den sächsischen Wäldern wohlfühlen. Sie finden hier ausreichend Nahrung und ruhige Rückzugsorte, die sie tagsüber als Schlafplätze nutzen. Wie die Senderdaten und Auswertungen des Fotofallen-Monitorings zeigen, haben die Luchse Kenntnis voneinander. Obwohl sie sich außerhalb der Paarungszeit eher aus dem Weg gehen und alleine umherstreifen, bietet dieser Populationskern aus Katzen und Kudern die besten Voraussetzungen für einen ersten sächsischen Luchsnachwuchs 2025. Im Frühjahr 2025 hofft das Projektteam noch auf weibliche Wildfänge aus dem Schweizer Jura, die sich an der Reproduktion beteiligen könnten. Nachwuchs in der Anfangsphase eines solchen Projektes ist sehr wichtig, um die Population zu stabilisieren und die genetische Vielfalt zu erhöhen. Die Zeichen stehen gut, dass sich im Erzgebirge rasch eine stabile Trittsteinpopulation etablieren kann.
Neuigkeiten von den bereits ausgewilderten vier Luchsen
Chapo, der am 10. Juli ausgewildert wurde, hielt sich die erste Zeit im unmittelbaren Bereich des Auswilderungsortes auf und hat dann recht schnell die Gegend südlich von Eibenstock erkundet. Während er sich anfangs nur von Kleinsäugern wie Mäusen ernährte, hat er nach circa drei Wochen sein erstes Reh gerissen. Zudem waren am 29. Juli GPS-Lokationen von Chapo und dem ein Jahr älteren Kuder Juno nur 50 Meter voneinander entfernt. Es ist nicht ausgeschlossen, dass es ein Zusammentreffen der beiden Luchsmännchen gab. Sicher ist, dass sie nun voneinander wissen. Luchse teilen den vorhandenen Lebensraum auf, indem sie über Duftmarken olfaktorische Grenzen setzen. Nach seinem ersten selbständig erbeuteten Reh hält Chapo sich momentan im Raum Platten in Tschechien auf.
Nach großräumiger Erkundung des Erzgebirges scheinen die anderen drei Luchse nun feste Territorien zu etablieren. Die Streifgebiete der beiden Katzen überschneiden sich derzeit kaum: Nova hat ein Streifgebiet um Eibenstock bis Zschorlau, Alva von Schönheide bis Graslitz in Tschechien. Junos Streifgebiet bewegt sich zwischen Wildenthal, Oberwildenthal und Wilzschmühle und umfasst Teile beider Luchskatzen-Territorien.
Gestartet wurde das Projekt »RELynx Sachsen« im September 2022 im Auftrag des Sächsischen Umweltministeriums (SMEKUL). Daran beteiligt sind das Senckenberg Museum für Naturkunde Görlitz und die Professur für Forstzoologie der Technischen Universität Dresden. Die Projektleitung liegt beim LfULG. Die praktischen Maßnahmen werden vom Staatsbetrieb Sachsenforst unterstützt.