Umweltminister Günther: »Wir sind weit gekommen bei der Rettung des Leipziger Auwalds. Aber es bleibt sehr viel zu tun«

11.11.2024, 17:30 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)

Expertinnen, Experten und Interessierte diskutieren auf dem vierten »Impulsforum Leipzig Auwald«

Am Montagabend (11.11.) haben rund 90 Expertinnen, Experten und Interessierte in der Leipziger Konsumzentrale beim vierten »Impulsforum Leipziger Auwald« über den aktuellen Stand der Rettung des Leipziger Auwalds diskutiert. Auf Initiative von Sachsens Umweltminister Wolfram Günther ist das Forum seit 2021 die Plattform für den wiederkehrenden Austausch von Interessenvertreterinnen und -vertretern, um die Revitalisierung des ökologisch einzigartigen Gebiets zu erreichen und sich über die Zukunft der naturnahen Auenentwicklung auszutauschen.

Aus Anlass des Forums sagte Günther: »Der Auwald ist eine einzigartige Landschaft und ein wertvolles Ökosystem mitten in einem wachsenden Ballungsraum. Doch der Auwald ist bedroht. Der menschengemachte Klimawandel und schwere menschliche Eingriffe in das Gewässersystem haben dem Leipziger Auwald sprichwörtlich das Wasser abgegraben. 2020 haben wir uns im engen Verbund mit den anliegenden Kommunen, mit Partnerinnen und Partnern vor Ort und aus der Wissenschaft aufgemacht, den Auwald zu retten. Wir sind weit gekommen – von der Bestandsaufnahme zu konkreten Maßnahmen. Erste Deiche wurden zurückgebaut, wir haben Überschwemmungsflächen wiederhergestellt. Und erst im Juni haben wir auf den Weg gebracht, dass die Leipziger Auenlandschaft ein Naturschutzgroßprojekt wird. Der Weg seit 2020 ist ein Erfolg. Wir haben fehlendes Engagement des Freistaats in der Vergangenheit aufgeholt. Aber es bleibt noch sehr viel zu tun. Die Akteurinnen und Akteure aus der Region arbeiten engagiert daran. Nun kommt es darauf an, dass eine künftige Landesregierung diesen Weg weiter entschlossen unterstützt.«

Heiko Rosenthal, Umweltbürgermeister der Stadt Leipzig, betont: »Wir haben als Stadtgesellschaft gemeinsam eine große Verantwortung übernommen, den Leipziger Auwald als wertvolles Ökosystem und wichtigsten Bestandteil der grün-blauen Infrastruktur inmitten der Großstadt zu erhalten. Wir müssen wasserbauliche Maßnahmen neu denken und eine neue zukunftsfähige Vision für den Auwald entwickeln. Gleichzeitig sind wir auf dem Weg und setzen Maßnahmen am Burgauenbach und am Zschampert um. Wir erarbeiten ein Auenentwicklungskonzept für die gesamte Auenlandschaft im Leipziger Stadtgebiet und haben gemeinsam mit Schkeuditz ein Naturschutzgroßprojekt beantragt. Wir sind überzeugt, dass Bund und Land unser kommunales Engagement unterstützen werden und den Startschuss für das Naturschutzgroßprojekt in 2025 geben.«

Der Leipziger Auwald hat aufgrund seiner Größe, Lage und biologischen Vielfalt eine herausragende ökologische Bedeutung. Das Vorkommen der Wildkatze und zahlreicher weiterer Tier- und Pflanzenarten im Leipziger Auwald hat einen herausgehobenen Stellenwert für den nationalen und europäischen Artenschutz.

Das Vorhaben zur Rettung des Leipziger Auwalds hat vielfältige Interessen von beteiligten Kommunen, Landkreisen, Nutzerinnen, Anrainern und Verbänden zu berücksichtigen – von Naturschutz und Naherholung über Hochwasserschutz bis zu wassertouristischer, forstlicher und landwirtschaftlicher Nutzung.

Das SMEKUL hat die Entwicklung des Leipziger Auwalds im Sächsischen Auenprogramm sowie im sächsischen Koalitionsvertrag von 2019 verankert. Im November 2020 veröffentlichten Fachleute aus Wissenschaft, Behörden und Verbänden unter Federführung des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung einen gemeinsamen Strategieplan für die Rettung des Auwalds.

Bis 2027 erarbeiten die Beteiligten den Masterplan »Elster-Luppe-Flusslandschaft 2050«. Ziel des Masterplans ist die Revitalisierung einer durchgehenden Auenlandschaft über eine Strecke von rund 40 Kilometern zwischen Elstertrebnitz im Süden bis Schkeuditz im Norden. Mit dem Inkrafttreten der EU-Verordnung zur Wiederherstellung der Natur in diesem Jahr bekommt dieses Vorhaben zusätzliche Bedeutung.

Im Juni 2024 hat die Stadt Leipzig den Antrag für das Naturschutzgroßprojekt Leipziger Auwald beim SMEKUL sowie beim Bundesamt für Naturschutz eingereicht. Ziel ist es, ab Mitte 2025 im Rahmen einer ersten Projektphase einen Pflege- und Entwicklungsplan zu erarbeiten, welcher Maßnahmen ausweist, die dem langfristigen Erhalt auentypischer Biotoptypen dienen. Im Leipziger Auwald besteht ein hohes Potential für die Wiederanbindung der Altaue an die Überflutungsdynamik und damit für die Wiederherstellung eines möglichst naturnahen, auentypischen Wasserregimes. Das wesentliche naturschutzfachliche Ziel besteht darin, ein gesamträumliches Maßnahmenprogramm für das Arten- und Biotop-Management in einem strukturreichen Landschaftsmosaik zu entwickeln, das von Seiten der Landnutzer wesentlich mitgetragen und unterstützt wird.

Um die Leipziger Auenlandschaft zu retten, hat das SMEKUL in den vergangenen zwei Jahren sowohl in der Landestalsperrenverwaltung als auch im Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie je eine Stelle einer Gewässer- und Auenkoordinatorin geschaffen. Beide Koordinatorinnen kümmern sich insbesondere um die Abstimmung fachlicher Aspekte innerhalb der Landesverwaltung. Zudem wurde im SMEKUL die Stelle eines Gesamtkoordinators für das Sächsische Auenprogramm geschaffen. Letzterer ist insbesondere für die strategische Vorbereitung sowie die organisatorische Begleitung der konzeptionellen Planungen zur Revitalisierung des Leipziger Auwaldes, aber auch weiterer bedeutender sächsischer Auenlandschaften, zuständig.


Kontakt

Sächsisches Staatsministerium für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft

Pressesprecher Robert Schimke
Telefon: +49 351 564 20040
Telefax: +49 351 564 20007
E-Mail: robert.schimke@smekul.sachsen.de
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