Revitalisierungsmaßnahmen in der Nordwest-Aue Leipzig erfolgreich abgeschlossen
13.12.2024, 10:07 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)
Sachsens Umweltminister Wolfram Günther hat am Freitag (13.12.) gemeinsam mit dem Leiter des Leipziger Amtes für Stadtgrün und Gewässer, Rüdiger Dittmar, in der Nordwestaue des Leipziger Auwalds abgeschlossene Vorhaben zur Revitalisierung dieses bedeutsamen Auwaldkomplexes vorgestellt. Zudem zog der Minister Bilanz zu den Auwald-Vorhaben des Freistaats in der zu Ende gegangenen Regierungsperiode.
Umweltminister Wolfram Günther: »In der zu Ende gegangenen Regierungsperiode sind wir die Rettung des Auwalds entschlossen angegangen. Der Auwald bekommt jetzt wieder mehr Wasser. Der Auwald war massiv bedroht. Jetzt hat er wieder eine Perspektive. Seit 2020 arbeiten wir im engen Verbund mit den anliegenden Kommunen, Landnutzer, mit Partnerinnen und Partnern vor Ort und aus der Wissenschaft daran, den Leipziger Auwald als wertvolles Ökosystem zu erhalten. Wir sind weit gekommen. Der Abschluss des ›Auenentwicklungskonzepts Nordwest-Aue‹ ist ein großer Meilenstein auf dem Weg dahin. Daneben haben wir sehr viele Ad-hoc-Maßnahmen umgesetzt – Überschwemmungsflächen, Deichentwidmungen, Deichschlitzungen – Dinge, die wenig kosten, kaum Vorlauf benötigen, aber großen Nutzen haben, weil sie das Wasser zurück in die Fläche bringen. Und wir haben den Bund ins Boot geholt, denn die Rettung des Auwalds ist eine Aufgabe von nationaler Bedeutung. Es bleibt noch sehr viel zu tun. Die Akteurinnen und Akteure aus der Region arbeiten weiter engagiert daran. Meine Erwartung an die künftige Landesregierung ist, dass sie diesen Weg und das geplante Naturschutzgroßprojekt Leipziger Auwald weiter entschlossen unterstützt.«
Amtsleiter Rüdiger Dittmar: »Auch wir setzen große Hoffnung auf die Fortführung der guten Zusammenarbeit mit der neuen Landesregierung und das erfolgreich gewachsene Engagement in der Region für den Erhalt des Leipziger Auwaldes. Dieses hat mit der Umsetzung unserer Revitalisierungsmaßnahmen am Burgauenbach und am Zschampert auch dank der Unterstützung der Landesebene Früchte getragen. Wir erarbeiten derzeit ein Auenentwicklungskonzept für die gesamte Auenlandschaft im Leipziger Stadtgebiet und haben gemeinsam mit Schkeuditz ein Naturschutzgroßprojekt beantragt, im Rahmen dessen wir uns weiter gemeinsam mit der Stadtgesellschaft auf den Weg machen wollen, das wertvolle Ökosystem zu erhalten.«
Mit den Vorhaben im Bereich der Nordwestaue werden die ökologischen Funktionen der Aue verbessert oder wiederhergestellt sowie Lebensräume für bedrohte Tier- und Pflanzenarten erhalten. Ebenso soll die Aue damit an den Klimawandel angepasst werden. Die Maßnahmen dienen gleichzeitig dem natürlichen Hochwasserschutz.
Hintergrund
Der Leipziger Auwald hat aufgrund seiner Größe, Lage und biologischen Vielfalt eine herausragende ökologische Bedeutung. Das Vorkommen der Wildkatze und zahlreicher weiterer Tier- und Pflanzenarten im Leipziger Auwald hat einen herausgehobenen Stellenwert für den nationalen und europäischen Artenschutz.
Das Vorhaben zur Rettung des Leipziger Auwalds hat vielfältige Interessen von beteiligten Kommunen, Landkreisen, Nutzerinnen, Anrainern und Verbänden zu berücksichtigen – von Naturschutz und Naherholung über Hochwasserschutz bis zu wassertouristischer, forstlicher und landwirtschaftlicher Nutzung.
Das SMEKUL hat die Entwicklung des Leipziger Auwalds im Sächsischen Auenprogramm sowie im sächsischen Koalitionsvertrag von 2019 verankert. Im November 2020 veröffentlichten Fachleute aus Wissenschaft, Behörden und Verbänden unter Federführung des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) einen gemeinsamen Strategieplan für die Rettung des Auwalds.
Bis 2027 erarbeiten die Beteiligten den Masterplan »Elster-Luppe-Flusslandschaft 2050«. Ziel des Masterplans ist die Revitalisierung einer durchgehenden Auenlandschaft über eine Strecke von rund 40 Kilometern zwischen Elstertrebnitz im Süden bis Schkeuditz im Norden. Mit dem Inkrafttreten der EU-Verordnung zur Wiederherstellung der Natur (WVO) in diesem Jahr bekommt dieses Vorhaben zusätzliche Bedeutung.
Im Juni 2024 haben die Städte Leipzig und Schkeuditz den Antrag für das Naturschutzgroßprojekt Leipziger Auwald beim SMEKUL sowie beim Bundesamt für Naturschutz eingereicht. Ziel ist es, ab Mitte 2025 im Rahmen einer ersten Projektphase einen Pflege- und Entwicklungsplan zu erarbeiten, welcher Maßnahmen ausweist, die der Förderung und dem langfristigen Erhalt auentypischer Biotoptypen dienen. In der Elster-Luppe besteht ein hohes Potential für die Wiederanbindung des Leipziger Auwalds an die Überflutungsdynamik und damit für die Wiederherstellung eines möglichst naturnahen, auentypischen Wasserregimes. Ein naturschutzfachliches Ziel ist darüber hinaus, ein gesamträumliches Maßnahmenprogramm für das Arten- und Biotop-Management in einem strukturreichen Landschaftsmosaik zu entwickeln, das von Seiten der Landnutzer wesentlich mitgetragen und unterstützt wird.
Um die Städte Leipzig und Schkeuditz bei der Rettung des Leipziger Auenlandschaft zu unterstützen, hat das SMEKUL in den vergangenen zwei Jahren sowohl in der Landestalsperrenverwaltung als auch im Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie je eine Stelle einer Gewässer- und Auenkoordinatorin geschaffen. Beide Koordinatorinnen kümmern sich insbesondere um die Abstimmung fachlicher Aspekte innerhalb der Landesverwaltung. Zudem wurde im SMEKUL die Stelle eines Gesamtkoordinators für das Sächsische Auenprogramm geschaffen. Letzterer ist insbesondere für die strategische Vorbereitung sowie die organisatorische Begleitung der konzeptionellen Planungen zur Revitalisierung des Leipziger Auwaldes, aber auch weiterer bedeutender sächsischer Auenlandschaften, zuständig.