Neudorf: Umbau von vier Querbauwerken in der Spree nördlich von Bautzen - Verbesserung Durchgängigkeit und Hochwasserschutz
13.01.2025, 14:34 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)
Die Landestalsperrenverwaltung Sachsen hat heute (Montag, 13. Januar 2025) in Neudorf/Spree (Landkreis Bautzen) begonnen, ein weiteres Teilstück der Spree zu redynamisieren. Ziel ist es, bis 2027 die Europäische Wasserrahmenrichtlinie und die Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie innerhalb des Biosphärenreservats Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft umzusetzen. Dabei werden die letzten nicht ökologisch durchgängigen Wehre in der Spree zwischen den Talsperren Bautzen und Spremberg (Brandenburg) umgebaut sowie der Hochwasserschutz verbessert. Hierfür investiert die Landestalsperrenverwaltung rund fünf Millionen Euro, finanziert aus Bundes- und Landesmitteln.
Das Projekt enthält diverse Einzelmaßnahmen. In Neudorf sollen sowohl die ökologische Durchgängigkeit hergestellt als auch die Gewässerökologie verbessert werden. So werden beispielsweise ein Streichwehr und das Hauptwehr Neudorf zurückgebaut und durch Raue Rampen* ersetzt. An diesen Stellen teilt sich die Spree bei Mittel- bzw. bei Hochwasser in verschiedene Nebenarme auf. Eine Sohlschwelle unterhalb der Kreisstraßenbrücke sowie das Freifluterwehr Neudorf werden jeweils in Raugerinne** mit Beckenstruktur umgebaut, um die Höhenunterschiede in der Flusssohle auszugleichen und die Wanderung von Fischen und anderen Kleinlebewesen zu ermöglichen.
Zudem wird ein alter Spreearm östlich von Neudorf mit dem Fließgewässer so verbunden, dass er schon bei kleineren Hochwassern durchströmt wird. Von der Öffnung vorhandener Uferwälle profitiert der angrenzende Auwald, da dieser zukünftig häufiger von der Spree benetzt wird.
Zur Strukturverbesserung wird eine Flachwasserzone mit Fischunterstand eingerichtet. Außerdem werden Uferbefestigungen abgetragen, um dem Fluss eine eigendynamische Entwicklung zu erlauben.
Die Kreisstraße K7211 zwischen Neudorf und Halbendorf wird auf 150 Metern Länge angehoben, so dass sie bei einem Hochwasser, welches statistisch einmal aller 100 Jahre auftreten kann (HQ100), nicht überflutet wird. Der in diesem Bereich kreuzende Halbendorfer Graben erhält einen größeren Durchlass, um dem ansässigen Fischotter und anderen Tieren eine gefahrlose Querung der Straße zu ermöglichen. Die Straßenbaumaßnahme erfordert eine Vollsperrung und soll deshalb in den Sommerferien 2025 umgesetzt werden.
Die Planung der Maßnahmen erfolgte in enger Abstimmung mit dem Biosphärenreservat Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft und dem zuständigen Straßenverkehrsamt. Nötige Baumfällungen werden in der vegetationsarmen Zeit im Januar und Februar 2025 durchgeführt. Die Arbeiten werden durch eine ökologische Baubegleitung überwacht.
*Raue Rampen:
Raue Rampen sind Sohlenbauwerke, die mit einer flachen Neigung einen Höhenunterschied in der Gewässersohle überwinden. Ausgebildet werden diese Sohlenbauwerke häufig mit Steinschüttungen, so dass eine strukturreiche und raue Oberfläche entsteht. Sie stellen eine sehr gute Möglichkeit dar, natürliche Verhältnisse einer Fließstrecke (Gefälle und Sohle) nachzugestalten und mittels eines durchgehenden und vielgestaltigen Lückensystems im Sohlensubstrat einen ungehinderten Organismenaustausch zu ermöglichen.
**Raugerinne:
Ein Raugerinne ist ein Abschnitt der Flusssohle, der Wanderhilfen für Fische und andere Wasserlebewesen enthält. Raugerinne können in Abhängigkeit von den Randbedingungen beispielsweise mit Beckenstrukturen aus größeren Natursteinen oder aber auch ohne Einbauten errichtet werden.
Hintergrundinformation
Zwischen 2018 und 2020 wurde ein erster Teil des Vorhabens »Redynamisierung Spree« zwischen Lömischau und Neudorf bereits umgesetzt. Auf einer Strecke von rund fünf Kilometern wurden ehemalige Mäanderschleifen der Spree wieder angebunden sowie ein Wehr zurückgebaut. Halbendorf erhielt zudem eine Hochwasserschutzanlage. Dieses Projekt kostete rund 6,2 Millionen Euro und wurde gemeinsam mit dem Biosphärenreservat Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft und der DBU Naturerbe GmbH, einer Tochtergesellschaft der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, umgesetzt.
Hinweis an die Redaktionen:
Einen Überblick der hier beschriebenen Einzelmaßnahmen finden Sie auf dem angehängten Lageplan.