Neues sächsisches wissenschaftliches Verbindungsbüro in Chile eröffnet
19.08.2025, 11:00 Uhr — 1. Korrektur (aktuell)
Am Montag (18. August 2025) hat Prof. Dr. Heike Graßmann, Staatssekretärin im Sächsischen Ministerium für Wissenschaft, Kultur und Tourismus (SMWK) zusammen mit der Deutschen Botschafterin Susanne Fries-Gaier das sächsische wissenschaftliche Verbindungsbüro in Santiago de Chile eröffnet. Neben der Botschafterin würdigte auch die Direktorin der Nationalen Agentur für Forschung und Entwicklung (ANID), Alejandra Pizarro Guerrero, als hochrangige Vertreterin Chiles in einem Grußwort die Einrichtung des Verbindungsbüros. Das unter der Federführung der TU Chemnitz arbeitende Saxon Science Liaison Office Chile (SSLO) ist ein weiteres sächsisches Verbindungsbüro im Ausland, von dem aus junge Menschen für ein Studium oder weiterführende akademische Programme an einer der Hochschulen im Freistaat Sachsen gewonnen werden sollen. Weitere SSLO gibt es bereits in Taiwan, Usbekistan, Vietnam, der Mongolei und Indien.
Neben der gezielten Akquise von Studierenden und damit potenziellen Arbeitskräften für Sachsen gehört die Unterstützung des wissenschaftlichen Austauschs zwischen Forschungseinrichtungen und Hochschulen im Freistaat und in Chile zu den Aufgabenschwerpunkten des Büros.
Der sächsischen Delegation gehörten außer Wissenschaftsstaatssekretärin Prof. Dr. Heike Graßmann die Rektorin der Universität Leipzig und Vorsitzende der Landesrektorenkonferenz Prof. Dr. Eva Inés Obergfell und der Prorektor für Lehre und Internationales an der TU Chemnitz Prof. Dr. Maximilian Eibl an. Auf dem Besuchsprogramm stand u.a. ein Austausch im chilenischen Bildungs- und im Wissenschaftsministerium, dort mit ANID-Direktorin Alejandra Pizarro Guerrero. Gespräche führte die sächsische Delegation zudem mit den deutschen politischen Stiftungen im Land, Vertretern der deutschen Wissenschafts- und Bildungsinstitutionen, des Deutschen Akademischen Auslandsdiensts (DAAD) und des Goethe-Instituts.
Wissenschaftsminister Sebastian Gemkow: »Das in Chile vorhandene Potenzial an jungen Menschen, die sich unkompliziert für ein Studium in Sachsen bewerben können, ist vielversprechend. Ein Grund dafür sind die geringen Sprachbarrieren, da die deutsche Sprache von vielen jungen Menschen erlernt wird. Das sächsische wissenschaftliche Verbindungsbüro in Santiago de Chile hat auch mit Blick auf die bereits bestehenden regen Beziehungen zwischen sächsischen und chilenischen Hochschulen und Wissenschaftseinrichtungen beste Startvoraussetzungen. Darüber hinaus erwarten wir eine Strahlkraft der Bewerbung unser sächsischen Studienangebote in weitere Länder Südamerikas hinein.«
Deutsche Botschafterin in Chile Susanne Fries-Gaier: »Forschung und Wissenschaft kennen keine Ländergrenzen. Sie sind auf Austausch und Zusammenarbeit über nationale Grenzen hinweg angewiesen. Chile und Deutschland verbindet eine langjährige Wissenschaftlich-Technologische Zusammenarbeit sowie Bildungskooperation. Deutsche Universitäten und Forschungseinrichtungen genießen in Chile einen guten Ruf und das Interesse an Kooperationen mit Deutschland ist groß. Mit dem »Saxon Sience Liasion Office« gewinnen wir einen weiteren Akteur zur Intensivierung dieses Wissensaustausches, um künftig noch mehr Chileninnen und Chilenen für Deutschland und Sachsen als Ausbildungs- und Studienstandort zu begeistern. Als gut ausgebildete Fachkräfte sind sie eine Bereicherung für unsere beiden Wirtschaften und dabei Botschafterinnen und Botschafter unserer hervorragenden bilateralen Beziehungen.«
Prof. Dr. Eva Inés Obergfell, Rektorin der Universität Leipzig und Vorsitzende der Landesrektorenkonferenz Sachsen: »Mit der Eröffnung des Saxon Science Liaison Office in Chile verbessern sich die Kooperationsmöglichkeiten für die sächsischen Hochschulen auch auf dem südamerikanischen Kontinent. Wissenschaftliche Kooperationen und Studierendengewinnung sind wichtig für die Internationalität in Sachsen und die Eröffnung des SSLO in Santiago ist zudem ein Symbol gelebter Geschichte und Zukunft. Seit Jahrzehnten bestehen enge Verbindungen zwischen Sachsen und Chile. Dass die ehemalige chilenische Staatspräsidentin Michelle Bachelet 1978 in Leipzig Deutsch lernte, zeigt, wie tief die Verbindungen zwischen Sachsen und Chile reichen. Mit dem neuen Büro schaffen wir einen Ort, an dem akademische Kooperation, kulturelles Verständnis und gemeinsame Innovationen wachsen können – getragen von einer Tradition der Offenheit und Zusammenarbeit.«
Prof. Dr. Gerd Strohmeier, Rektor der TU Chemnitz: »Ich freue mich sehr über die Eröffnung des Saxon Science Liaison Office in Santiago de Chile – und darüber, dass die TU Chemnitz die Federführung für dieses Verbindungsbüro übernommen hat. Gerade zu Chile pflegt die TU Chemnitz diverse Verbindungen, die zuletzt stark angewachsen sind. Beispiele dafür sind neben bestehenden bzw. im Aufbau befindlichen Kooperationen mit chilenischen Universitäten der Besuch der chilenischen Botschafterin und der Besuch des chilenischen Unternehmerverbands SOFOFA an der TU Chemnitz, unter anderem um sich über das Thema Wasserstoffforschung zu informieren.«
Hintergrund:
SSLO: Ein wesentliches Ziel der sächsischen wissenschaftlichen Verbindungsbüros (Saxon Science Liaison Office (SSLO)) im Ausland ist es, jungen Frauen und Männern in den jeweiligen Zielländern den Freistaat Sachsen von Anfang an als attraktives Arbeitsumfeld zu präsentieren. Dies wird durch gezielte Akquise von Studentinnen und Studenten insbesondere für Fachrichtungen, in denen ein Fachkräftemangel herrscht, erreicht. Aufgabe der Büros ist es zudem, den wissenschaftlichen Austausch zwischen Hochschulen und Forschungseinrichtungen zu befördern. Diese Aktivitäten sind Teil des Maßnahmenplans der Staatsregierung zur Gewinnung internationaler Fach- und Arbeitskräfte für Sachsen.
Zurzeit gibt es gut 50 Kooperationen zwischen sächsischen und chilenischen Hochschulen. Auch außeruniversitäre Forschungseinrichtungen in Sachsen kooperieren mit chilenischen Partnern, insbesondere in den Bereichen Ressourcenabbau, astronomische Wissenschaften, Klimaforschung, Medizin oder Geisteswissenschaften. Es studieren aktuell rund 80 Chileninnen und Chilenen an sächsischen Hochschulen.
Chile verfügt über eine große deutschsprachige Community. Zusätzlich existiert mit dem Verband Deutscher Schulen in Chile in zwei Ballungszentren ein Netzwerk von insgesamt 24 Schulen mit etwa 20.000 Schülerinnen und Schülern mit vertiefender deutscher Sprachausbildung bzw. deutschem Sprachdiplom. Damit sind die sprachlichen Voraussetzungen zur Aufnahme eines Hochschulstudiums in Deutschland unmittelbar gegeben.
Aufgrund eines Abkommens zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Chile können chilenische Schülerinnen und Schüler als einzige Gruppe Lateinamerikas mit einer entsprechenden Punktzahl in der nationalen Hochschulzugangsprüfung auch die Zugangsberechtigung zu deutschen Hochschulen erwerben. Wenn auch das Deutsch-Sprachdiplom DSD II erfolgreich abgelegt wurde, ist damit der Besuch eines Studienkollegs für die Aufnahme eines Studiums in Deutschland und Sachsen nicht notwendig.
Das Bruttoinlandsprodukt von Chile lag 2024 mit rund 16.700 USD pro Kopf im südamerikanischen Vergleich hoch und erlaubt damit vielen chilenischen Studierenden die Finanzierbarkeit eines Aufenthalts in Deutschland. Eine finanzielle Hürde bleibt dennoch auch für Chileninnen und Chilenen die erforderliche Einzahlung von zurzeit 11.904 Euro auf ein Sperrkonto für ein Studium in Deutschland. Chile hat ein Bildungssystem mit - gemessen an umliegenden Ländern - überdurchschnittlichem Abschneiden in den Bereichen Lesekompetenz, Mathematik und Naturwissenschaften (PISA 2018).
In der Metropolregion Santiago de Chile leben mit mehr als 7 Mio. Menschen circa 44 Prozent der Chileninnen und Chilenen. Die geografische Lage ermöglicht es, grenzüberschreitend in einer größeren Region in Südamerika die Studienangebote der sächsischen Hochschulen zu bewerben