Herdenschutzmaßnahmen gegen Wolfsübergriffe

26.08.2025, 11:03 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)

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Symbolbild Wolf (© Archiv Naturschutz LfULG/Frank Richter)

Symbolbild Wolf (© Archiv Naturschutz LfULG/Frank Richter)

Fachstelle Wolf rät Tierhaltern in Sachsen zur Vorsorge

In Sachsen hat die Jahreszeit begonnen, in der vermehrt mit Wolfsrissen an Weidetieren gerechnet werden muss. Die Fachstelle Wolf des Sächsischen Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) rät Tierhaltern dringend zur Vorsorge. Dabei gilt es insbesondere auf regionale Besonderheiten zu achten.

So kam es in den Gemeinden Ebersbach, Radeburg, Thiendorf und Lampertswalde im Landkreis Meißen seit Anfang August bereits zu insgesamt neun Rissereignissen. In allen Fällen konnte der Wolf mit hinreichender Sicherheit als Verursacher bestätigt werden. Zudem waren sechs der acht Schafherden nach den Kriterien des Mindestschutzes gesichert. In einem der Fälle handelte es sich um ein gerissenes Kalb.

Haben Wölfe einmal gelernt, stromführende Weidezäune durch Springen zu überwinden, ist es geboten, sich an den Maßgaben des in Sachsen geltenden zumutbaren Herdenschutzes zu orientieren. Die empfohlenen Anpassungen zum zumutbaren Schutz beinhalten, dass der stromführende Zaun eine Mindestspannung von 4.000 Volt auf dem gesamten Zaun aufweisen und zusätzlich ein »Flatterband« eingesetzt werden sollte. Diese Breitbandlitze ohne Strom dient als optische Erhöhung und Barriere. Sie wird in einem Abstand von circa 30 Zentimetern oberhalb des bestehenden Zaunes angebracht und sollte sich locker bewegen können.

Ein wirksamer Herdenschutz in Form eines stromführenden Zaunes trägt einerseits dazu bei, dass sich Wölfe nicht an Weidetiere als leichte Beute gewöhnen. Andererseits besteht die Gefahr, dass jedes erfolgreiche Überwinden von unzureichenden Herdenschutzmaßnahmen zur Etablierung des unerwünschten Verhaltens beiträgt. Daher ist es wichtig, dass Weidetierhalter auf den Herdenschutz entsprechend der guten fachlichen Praxis achten, sodass Übergriffe weitestgehend verhindert werden können.

Seit Beginn des Jahres bietet die Fachstelle Wolf des LfULG gemeinsam mit dem Sächsischen Schaf- und Ziegenzuchtverband e.V. (SSZV) Herdenschutzseminare in verschiedenen Regionen Sachsens an. Dieses kostenfreie Angebot richtet sich an Halterinnen und Halter von Schafen und Ziegen mit Kleinsttierbeständen. Am 11. September 2025 findet in Ebersbach das Praxisseminar »Effektiver Herdenschutz für Kleinsttierhalter« statt. Bei Interesse können sich Halterinnen und Halter von Kleinsttierbeständen gerne direkt beim SSZV anmelden.

In Sachsen werden als präventive Herdenschutzmaßnamen die angemessenen Kosten auf Basis der Mindestschutzkriterien gefördert. Für einen besseren Schutz vor Wolfsübergriffen empfiehlt die Fachstelle Wolf stromführende Weidezäune mit einer Mindesthöhe von 105 Zentimetern. Zudem bietet die Fachstelle Wolf zur Unterstützung der Weidetierhalter eine kostenfreie Herdenschutzberatung an.

Sollten Tierhaltende bei der Kontrolle ihrer Koppeln potentielle Übergriffe auf Nutztiere bemerken, sind diese umgehend, innerhalb von 24 Stunden, an die Fachstelle Wolf zu melden. Eine Rissbegutachterin oder ein Rissgutachter der Fachstelle vereinbaren dann einen zeitnahen Termin zur gemeinsamen Begutachtung.

Hintergrund zum saisonalen Rissgeschehen:

Im Freistaat Sachsen folgt das Rissgeschehen einer ausgeprägten Saisonalität. So zeigen die Daten der vergangenen Jahre, dass es im ersten Halbjahr zu weniger Nutztierrissen als im zweiten Halbjahr kommt. Das macht etwa ein Drittel des Gesamtaufkommens aus. Die meisten Übergriffe auf Weidetiere ereignen sich in den Spätsommer- und Herbstmonaten.

Dies ist unter anderem in der Biologie des Wolfes begründet. Im Frühjahr und Frühsommer sind die Wölfe mit der Aufzucht der Welpen beschäftigt. Gleichzeitig ist die Jagd auf ihre Beutetiere leichter. Denn auch bei Reh-, Rot- und Schwarzwild gibt es in dieser Zeit Nachwuchs. Diese Entwicklung kehrt sich im Spätsommer und Herbst um. Die schnell heranwachsenden Wolfswelpen haben einen immer höheren Nahrungsbedarf, während das Wild am Ende des Sommers fit und gut genährt ist. Die natürlichen Beutetiere stellen in dieser Zeit also eine vergleichsweise schwerere Beute dar als unzureichend geschützte Weidetiere wie Schafe oder Ziegen.


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