Sachsens Wirtschaftsminister zu Perspektiven und Herausforderungen für die sächsische Automobilwirtschaft

16.09.2025, 10:00 Uhr — 1. Korrektur (aktuell)

Dirk Panter zum Verbrenner-Aus: »Automobil-Unternehmen setzen auf langfristige Planungssicherheit«

Im Mittelpunkt der heutigen Automobilkonferenz der IG Metall in Chemnitz stehen die strukturellen und konjunkturellen Herausforderungen, denen sich die sächsische Automobilindustrie mit ihren 780 Unternehmen und rund 100.000 Beschäftigten aktuell gegenübersieht. Die Bedeutung der Branche ist immens: Jedes achte Automobil und 40 Prozent aller vollelektrischen Autos, die in Deutschland gebaut werden, sind »Made in Saxony«. Sachsen nimmt damit eine Schlüsselstellung in der deutschen Automobilwirtschaft ein und leistet einen entscheidenden Beitrag zur industriellen Wertschöpfung und technologischen Entwicklung.

Dennoch stehen die Unternehmen der Branche unter enormem Druck. Der massive Wandel durch Elektrifizierung, Digitalisierung und neue Kreislaufwirtschaftsmodelle erfordert tiefgreifende Veränderungen. Davon ist Sachsen mit seiner hohen Zuliefererquote besonders stark betroffen, da viele Unternehmen noch stark von konventionellen Produkten abhängen. Besonders die geringe Nachfrage nach E-Fahrzeugen, aber auch Standortnachteile im internationalen Wettbewerb, sind aktuell Herausforderungen, die einen Kapazitätsabbau und Unsicherheiten in der Branche zur Folge haben.

Wirtschaftsminister Dirk Panter betont: »Für uns in Sachsen ist klar: Die Automobilindustrie ist ein zentraler Pfeiler unserer wirtschaftlichen Stärke. Die Transformation zur klimaneutralen Mobilität muss konsequent, aber realistisch erfolgen. Wir sind in Sachsen bei der Umstellung zur E-Mobilität weit gekommen. Dennoch müssen wir technologieoffen bleiben. In der Debatte um das Verbrenner-Aus sollten wir pragmatisch bleiben – denn wozu es nicht kommen darf, ist, dass wir am Ende von chinesischen Herstellern abhängig sind. Wir dürfen weder das Vertrauen der Menschen noch der Unternehmen riskieren. Beschäftigte und Unternehmen brauchen Planbarkeit. Es muss jetzt darum gehen, unserer heimischen Wirtschaft den Rücken zu stärken. Die europäische Industrie darf sich bei der E-Mobilität nicht an den Rand drängen lassen. Sachsen setzt weiterhin auf technologische Vielfalt und auf den Erhalt von Industrie-Arbeitsplätzen.«

Dabei kommt es insbesondere darauf an, die Zuliefererindustrie in den Prozess einzubeziehen und effiziente Mindestproduktionen zu gewährleisten.

Die Studie »Wirtschaftliche Bedeutung regionaler Automobilnetzwerke in Deutschland – Update 2025« des Instituts der deutschen Wirtschaft bestätigt die Notwendigkeit, den Transformationsprozess der Automobilindustrie aktiv und mit Augenmaß zu gestalten. Sachsen verfügt über eine starke Ausgangsposition mit exzellenter Forschungslandschaft, etablierten Netzwerken und hochspezialisierten Zulieferern. Doch der Ausbruch aus jahrzehntelangen Strukturen verlangt gezielte Unterstützung und flexible Rahmenbedingungen.

»Wir wollen keine Rolle rückwärts. Investitionen in die Elektromobilität und Infrastruktur – wie beispielsweise in Zwickau - dürfen nicht entwertet werden. Aber es geht darum, realistische und erfüllbare Rahmenbedingungen zu schaffen, die unserer Autoindustrie erlauben, weiter Autos zu bauen und weiter zu investieren. Am Ende muss gelten: Die sächsische und deutsche Autoindustrie muss international wettbewerbsfähig, unabhängig und innovativ bleiben. Daher müssen wir am Verbrenner-Ausstieg grundsätzlich festhalten. Die Unternehmen setzen auf langfristige Planungssicherheit, welche sie zurecht von der Politik im Land, Bund und der EU einfordern. Über das Ausstiegsdatum können wir sprechen,« erklärt Panter. »Wir dürfen dabei jedoch keine Zweifel an der Grundsatzentscheidung zulassen.«

Von besonderer Bedeutung ist die Senkung der Stromkosten, nicht nur für Verbraucher, sondern auch für produzierende Unternehmen. Wettbewerbsfähige Energiepreise stellen einen entscheidenden Standortfaktor dar. Damit einhergehend muss der Netzausbau konsequent vorangetrieben werden, um genügend Kapazitäten für den steigenden Strombedarf der Elektromobilität bereitzustellen. Ebenso entscheidend ist günstiger Ladestrom und der flächendeckende Ausbau der Ladeinfrastruktur, damit Reichweitenängste abgebaut und eine alltagstaugliche Nutzung von E-Fahrzeugen gewährleistet werden kann.

Panter: »Um den Strukturwandel in der sächsischen Automobilindustrie erfolgreich zu gestalten, brauchen wir neue Impulse, die zu einer Diversifizierung von Produkten bei den Zulieferunternehmen führen. Auf der Nachfrageseite kann Social Leasing eine attraktive Möglichkeit bieten, Elektrofahrzeuge bezahlbar und damit für viele Menschen zugänglich zu machen – eine Maßnahme, die sich in Frankreich bereits bewährt hat. Attraktive Leasing Angebote können helfen, Vorbehalte abzubauen und zu erfahren, wie alltagstauglich e-Mobilität bereits ist.«


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