Begabte Schüler erkennen und fördern - 1 Jahr Beratungsstelle zur Begabtenförderung in Sachsen

03.02.2009, 13:21 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)

»In Sachsen spielt die Förderung besonders begabter Schüler eine große Rolle. Unser Ziel ist es, nicht nur die Schwachen, sondern auch die Schüler mit einer besonderen Begabung optimal zu unterstützen«, so Kultusminister Roland Wöller heute in Dresden. Der Minister zog eine erste Bilanz über die seit einem Jahr bestehende Beratungsstelle für begabte Schüler mit Sitz in Meißen. Seit Februar vergangenen Jahres wurden ca. 2.000 Gespräche geführt. »Die Zahl zeigt, dass es hier noch Unsicherheiten und einen großen Bedarf an Beratung gibt«, betonte Wöller. Der erste Schritt und dabei fast der schwerste sei oft das Erkennen einer besonderen Begabung. Experten schätzen, dass rund ein Viertel aller Begabten mit ihren Schulleistungen deutlich hinter ihren Fähigkeiten zurückbleiben. Die Beratungsstelle hat es sich deshalb auch zur Aufgabe gemacht, Lehrer fortzubilden und sie für das Thema zu sensibilisieren. »Wir müssen frühzeitig erkennen, ob ein Kind besonders begabt ist«, erläuterte der Minister.

Unerkannte Begabungen führen nicht selten zu Problemen bei den Schülern. Werden intellektuell besonders befähigte Schüler unterfordert, können sie Verhaltensstörungen entwickeln. Das wiederum kann bis hin zur Schulverweigerung führen. Nach wissenschaftlichen Erkenntnissen liegt der Anteil von überdurchschnittlich oder hochbegabten Schülern bei etwa sechzehn Prozent.

Der überwiegende Teil der Beratungssuchenden in Meißen waren in den vergangenen zwölf Monaten Eltern. Knapp die Hälfte der Fälle bezog sich auf Kinder im Grundschulalter, ein Drittel auf Schüler von Gymnasien. Der geringere Teil betraf Mittelschüler, Förderschüler und Vorschulkinder. Ist eine Begabung erkannt, muss gemeinsam mit Eltern und Pädagogen überlegt werden, wo der Schüler weiter zur Schule geht und wie gefördert werden kann.

In derzeit 37 Projekt-Grundschulen in Sachsen werden besonders begabte Kinder individuell gefördert. Hier sind die Lehrer speziell fortgebildet. Sie nutzen Erfahrungen, die in einem Schulversuch in der Dresdner Grundschule Josephine von 2002-2007 gesammelt und ausgewertet wurden. Es gibt aber auch die Möglichkeit, das Kind in seiner vertrauten Grundschule zu belassen und in enger Zusammenarbeit mit einer Projektschule gute Förderbedingungen zu schaffen. Ziel ist es, in Sachsen ein flächendeckendes Netz von Grundschulen zu schaffen, die in der Lage sind, besondere Begabungen zu fördern.

In Sachsen gibt es außerdem 22 Gymnasien mit vertiefter Ausbildung. Hier werden besondere Begabungen in einzelnen Bereichen z.B. mathematisch-naturwissenschaftlich, musisch, sportlich oder sprachlich, gefördert. Zudem ist das Landesgymnasium St. Afra in Meißen auf die Förderung von hoch- oder mehrfach Begabten spezialisiert. Eine besondere Form sind noch die beiden Gymnasien mit binational-bilingualem Bildungsgang in Pirna und Görlitz.

In der Beratungsstelle für Begabtenförderung arbeiten drei speziell ausgebildete Lehrer sowie eine Psychologin. Die Arbeit der Beratungsstelle wird durch die Karg-Stiftung unterstützt. Wichtige Grundsätze für alle Gespräche sind Freiwilligkeit, Verschwiegenheit, Transparenz und Offenheit. Die Geschäftszeiten der Beratungsstelle sind Montag 12 bis 15 Uhr, Dienstag bis Donnerstag 9 bis 15 Uhr, Freitag 9 bis 13 Uhr. Eine telefonische Anmeldung wird empfohlen. Telefonnummer: 03521 412725. Mehr Informationen unter http://www.sachsen-macht-schule.de/begabtenfoerderung

Hintergrundinfo: Als begabt werden in Sachsen Schülerinnen und Schüler bezeichnet, die in einem speziellen Gebiet überdurchschnittliche Leistungen erzielen. Das können z. B. auch ein besonders ausgeprägtes Sprachenverständnis oder herausragende sportliche Leistungen sein.


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Sächsisches Staatsministerium für Kultus

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Telefon: +49 351 564 65100
Telefax: +49 351 564 65019
E-Mail: presse@smk.sachsen.de
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