Sächsischer Verdienstorden für Dr. Paul Oestreicher
09.03.2004, 13:36 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)
Am Donnerstag, 11. März 2004, verleiht der sächsische Ministerpräsident Prof. Georg Milbradt an den Kanonikus der Anglikanischen Kirche der Kathedrale von Coventry, Domkapitular Dr. Paul Oestreicher, für seine hervorragenden Verdienste um den Freistaat Sachsen den Sächsischen Verdienstorden. Die Verleihung findet ab 11 Uhr in der Sächsischen Staatskanzlei, im Großen Sitzungssaal, Raum 139, statt. Fototermin.
Begründung:
Paul Oestreicher wurde 1931 als Sohn eines jüdischen Arztes in Meiningen geboren. Die Familie verließ Deutschland, weil der Vater von den Nationalsozialisten Berufsverbot erhielt. Über ein Studium der Modernen Sprachen und Politik kam Paul Oestreicher zum Theologiestudium. 1961 wurde er zum Priester der Anglikanischen Kirche ordiniert und begann seine Tätigkeit bei der BBC, in deren Auftrag er über das kirchliche Leben in Ostdeutschland berichtete. Seine Arbeit trug dazu bei, dass eine breite nichtdeutsche Öffentlichkeit über die Schwierigkeiten, die Kirchen und Gläubigen in einer atheistischen Staatsideologie bereitet wurden, informiert wurde. Er trat dann in den Kirchenfunk der BBC und warb in dieser wie in allen anderen Aufgaben für ein gewaltfreies und keinen Diskriminierungen unterworfenes Zusammenleben der Menschen und für die Freundschaft zwischen den Völkern.
Als Direktor des Internationalen Versöhnungszentrums von Coventry (Nagelkreuzgemeinschaft) wurden seine Beziehungen zu den Kirchen in der DDR noch enger. Am 3. September 1989 wurde diese Arbeit durch die weltweite Ausstrahlung eines Simultangottesdienstes aus der Kreuzkirche Dresden und der Kathedrale in Coventry gekrönt. Die Predigt in Dresden hielt damals Paul Oestreicher. Seine Hilfe war aber nicht nur verbaler, sondern auch materieller Art, so z.B. beim Aufbau des Diakonissenkrankenhauses in Dresden. Aus der nahen Vergangenheit ist besonders seine aktive Unterstützung für den „Dresden Trust“ in England, der beim Wiederaufbau der Dresdner Frauenkirche hilft, hervorzuheben.
Weitere Informationen:
Der Sächsische Verdienstorden ist die höchste sächsische Auszeichnung. Sie wurde seit seiner Stiftung im Herbst 1996 bisher 107 mal überreicht, davon an 15 Frauen. Außer Dr. Paul Oestreicher, der englischer Staatsbürger ist, wurde der Sächsische Verdienstorden bisher an drei weitere ausländische Staatsbürger verliehen (Carl Hahn, Bart Jan Groot und Henry A. Landsberger). Insgesamt darf die Zahl der Ordensträger 500 Personen nicht überschreiten.