Milbradt ehrt sächsische Bürgerinnen und Bürger

02.01.2004, 09:46 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)

Am Montag, 5. Januar 2004, überreicht Ministerpräsident Georg Milbradt an sieben sächsische Bürgerinnen und Bürger das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Die Feierstunde findet ab 10.30 Uhr in der Sächsischen Staatskanzlei, Archivstraße 1, Raum 139, statt. Fototermin. Die Auszeichnung wird für ein überdurchschnittliches, ehrenamtliches Engagement zum „Tag des Ehrenamtes“ überreicht. Hintergrund: Die Ehrung findet anlässlich der Initiativauszeichnung des Bundespräsidenten zum „Tag des Ehrenamtes“ statt, der am 5. Dezember vergangenen Jahres war.

Geehrt werden:

Dorothea Bast:

Dorothea Bast engagiert sich seit 1989 intensiv für ein Kinderheim, das Kindern aus Tschernobyl regelmäßig Ferienaufenthalte ermöglicht. Für die 70 Kinder und deren Betreuer organisiert sie Feste, sammelt Spenden und hilft, wo sie kann.

Außerdem betreut sie ältere und alte Menschen. Sie versucht, diesen Menschen Abwechslung zu bieten und sie zu eigenen Freizeitgestaltungen anzuregen. So organisiert sie Tagesfahrten mit kulturellem oder Erlebnis-Charakter, Besuche und Gespräche in Betrieben und Behörden, kulturellen und sonstigen Einrichtungen in und um Dresden. Außerdem organisiert sie Stadtrundgänge, Vorträge, Filmabende, Abende mit Prominenten aus Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur.

Dorothea Bast ist ein Beispiel für herausragendes ehrenamtliches soziales Engagement, das dazu beiträgt, soziale Kälte und Isolation bei älteren und alten Menschen nicht entstehen zu lassen.

Gerda Viecenz:

Gerda Viecenz hat sich durch langjähriges und vielseitiges ehrenamtliches Engagement bereits in der DDR für bildende Künstler und die Bildende Kunst herausragende Verdienste erworben. In der DDR engagierte sich Frau Viecenz für Künstler im Rahmen der Arbeit der Sozialkommission in Wohn- und Arbeitsraumfragen und Betreuung insbesondere älterer Künstler. Außerdem hatte sie neben ihren eigenen Kindern noch behinderte Kinder in die Betreuung ihres Haushaltes aufgenommen. Ihre besondere Zuwendung erfuhr eine Künstlerin und ihre beiden minderjährigen Kinder, die durch Machenschaften der Stasi wegen Verdachts der Republikflucht in eine geschlossene Anstalt eingewiesen und deren Kinder in ein Heim gebracht worden waren.

Zur Wende wurde sie Mitglied im Neuen Forum und dessen ehrenamtliche Geschäftsführerin in Sachsen bis 1994. Von 1992 bis 1996 war sie Sprecherin für Bündnis90/Grüne in Sachsen. Sie ist seit 1991 die 2. Vorsitzende der IG Medien, Bezirksvorstand Leipzig, jetzt ver.di, seit 1996 Sprecherin der Bundesarbeitsgemeinschaft Kultur bei Bündnis90/Grüne. Von 1992 bis 2001 war sie ehrenamtliche Richterin am Landgericht Leipzig. Daneben übt sie noch zahlreiche Ehrenämter sozialer wie auch künstlerischer Aufgabenstellung aus.

Besonders hervorzuheben ist ihre Tätigkeit für den Bund Bildender Künstler Leipzig e.V. Die Eigenmittel des Verbandes reichen nicht für eine hauptamtliche Stelle für die Geschäftsführung, so dass eine ABM-Stelle beantragt und bewilligt wurde. Nach Auslaufen des Bewilligungszeitraumes arbeitete Frau Viecenz unentgeltlich in vollem Umfang weiter, bis jeweils wieder eine neue Bewilligung erfolgte, in diesen Intervallen bis heute! Viele, auch gesamtdeutsche und internationale Projekte hat Frau Viecenz ins Leben gerufen. Drei seien besonders erwähnt:

– Die Arbeit mit Kindern auf der Grundlage eines Konzepts zur kreativen Freizeit-beschäftigung insbesondere im Vorschulalter vermittelt frühzeitig ein Bewusstsein für Kunst und fördert die kreativen Fähigkeiten. Diese Kinder haben später weit weniger Lernschwierigkeiten in der Schule.
– Ausstellungen „Die Stillen im Lande“. Dort werden Arbeiten der über siebzigjährigen Künstler, die heute kaum Möglichkeiten der Präsentation haben, gezeigt.
– Mitbegründerin des Kunstkaufhauses in Leipzig. Junge Künstler und Künstler, die nicht von renommierten Galerien gefördert werden, können dort ihre Arbeiten zum Kauf anbieten.

Gisela Sprenger:

Gisela Sprenger gründete mit 17 weiteren langzeitarbeitslosen Frauen im März 1995 den Landfrauenkreisverein Löbau-Zittau e. V. im Sächsischen Landfrauenverband e.V. Unter ihrer Leitung entwickelte sich der Verein kontinuierlich und zählt heute ca. 120 Mitglieder. Im Verein findet ein reges Vereinsleben mit politischen Diskussionsrunden, Bildungs- und Kulturveranstaltungen und Ausfahrten statt. Ein Schwerpunkt der Vereinsarbeit ist die Zusammenarbeit mit polnischen und tschechischen Landfrauen.
Hervorzuheben ist die Projektarbeit, die unter der Leitung von Frau Sprenger im Verein geleistet wird. Hier ist sie immer Initiator und Motor. So beherbergt die Textilwerkstatt in Niederoderwitz alte Jaquardwebstühle, mit denen in traditioneller Webtechnik Stoffe gefertigt werden. Im vergangenen Jahr wurde vom Verein ein ehemaliges Betriebsgelände in Obercunnersdorf gekauft, das als Begegnungszentrum ausgebaut wird. Der im Entstehen befindliche Miniaturpark ist nur mit dem Engagement von Frau Sprenger denkbar. Mit ihren zahlreichen Projekten und Initiativen gibt sie vor allem Frauen, aber auch Männern und Jugendlichen die Möglichkeit, wieder eine sinnvolle Beschäftigung zu finden. Zudem ist Frau Sprenger Mitbegründerin der Frauenlobby des Landkreises. Sie war Gründungs- und Vorstandsmitglied der „Aktion unabhängige Frauenliste“ zu den Kommunalwahlen 1999.

Betina Umlauf:

Betina Umlauf fand frühzeitig zur naturkundlichen Arbeit. Seit 1980 ist sie Mitglied der Fachgruppe Ornithologie Großdittmannsdorf (FG) und leistet dort als Verantwortliche für die Kinder- und Jugendarbeit bzw. Stellvertreterin des FG-Leiters über einen langen Zeitraum eine erfolgreiche Arbeit.

Große Verdienste um das Gemeinwohl erwirbt sie sich schon seit 1983 in der außerschulischen naturkundlichen Schülerarbeit. Diese Tätigkeit leistet sie seit fast 20 Jahren ausschließlich ehrenamtlich und unentgeltlich. Frau Umlauf trägt seit 1983 ununterbrochen dazu bei, dass die naturkundliche Kinder- und Jugendarbeit interessanter Bestandteil des kulturellen Lebens im ländlichen Raum ist und bei jungen Menschen die Heimatverbundenheit ausgeprägt wird. Hierbei erweist sie methodisch-pädagogisches Geschick und die Fähigkeit, Kinder und Jugendliche für die Natur zu begeistern. 14-tägige Zusammenkünfte und Exkursionen sowie inhaltsreiche Projekte sind sinnvolle Freizeitangebote an die jungen Menschen, die sich frühzeitig Erfahrungen, Kenntnisse und Fertigkeiten auf dem Gebiet des Biotop- und Artenschutzes erwerben.

Die herausragende und beispielhafte Arbeit der Kinder- und Jugendgruppe fand vielfältige Beachtung und Anerkennung, so z. B. durch die Verleihung des Sven-Simon-Preises (1. Preis) der Bild-Zeitung. Aktiv wirkt Betina Umlauf an weiteren Naturschutzvorhaben mit. Als Mitglied im Naturschutzbund ist sie an vielen Erfassungsvorhaben des Freistaates Sachsen beteiligt, z. B. an der Brutvogelkartierung in Sachsen 1993-1995 und der „Rotmilan-Erfassung 2000“ und “Haubentaucher Erfassung 2001“ im Freistaat Sachsen.

Erwin Zimmermann:

Erwin Zimmermann hat sich durch sein langjähriges, gemeinnütziges und unentgeltliches Engagement in der Seniorenarbeit hervorragende Verdienste erworben. Über 40 Jahre war Erwin Zimmermann ein unermüdlicher Helfer, um der Isolation und Vereinsamung älterer kranker oder in sonstiger Weise hilfsbedürftiger Bürger der Stadt Mittweida entgegenzuwirken. Erst im hohen Alter von 90 Jahren hat er sich aus der Pflege und Betreuung von kranken, behinderten und älteren Menschen zurückgezogen.

Bis dahin bot er Bedürftigen Tag für Tag praktische Hilfeleistung im handwerklichen und hauswirtschaftlichen Bereich, organisierte kulturelle und bildende Seniorenveran-staltungen und begleitete zahlreiche Reisen. Unersetzlich sind viele Gespräche, die den alten Menschen Unterhaltung und gleichzeitig seelischer Beistand waren. Bis zu 200 Senioren seines Wohnortes betreute Herr Zimmermann persönlich.

Dem Bemühen um den Einzelnen, ohne Rücksicht auf eigene Interessen und ohne materielle Vergütung zu verlangen, opferte Herr Zimmermann einen beträchtlichen Teil seiner Lebenszeit als Pensionär. Sein mitmenschlicher Einsatz für einen Teil der Schwächsten unserer Gesellschaft ist Beispiel und Anregung zugleich.

Bernd Roland Mikulin:

Bernd Roland Mikulin hat sich mit hohem persönlichen Engagement für die Entwicklung des deutschen Anglerverbandes e.V. und, damit verbunden, die schwierige Aufgabe der Integration des Anglerverbandes der ehemaligen DDR eingesetzt. 1990 wurde er zum Präsidenten des Deutschen Anglerverbandes e.V. gewählt.

Besondere Verdienste erwarb er sich durch die von ihm initiierte Erarbeitung und Durch-setzung eines Ehrenkodex für die Mitglieder des Deutschen Anglerverbandes e.V. In diesem Ehrenkodex, dem ersten eines Anglerverbandes in Europa, sind verbindliche Grundsätze für das soziale und ökologische Handeln der Angler enthalten. Bei den 240.000 Mitgliedern des Anglerverbandes kommt der Gewässerpflege eine besondere Bedeutung zu. Bernd Roland Mikulin entwickelte Initiativen der Angler für die Wieder-einbürgerung des Lachses in die Elbe und für bestandssichernde Maßnahmen für seltene Fischarten.

Der von Bernd Roland Mikulan geleitete Deutsche Anglerverband e.V. setzt sich stets für eine enge Zusammenarbeit von Berufs- und Angelfischerei ein. Heute gibt es wieder mehr Fische, weil die Fischarten langfristig im Bereich der Berufs- und Angelfischerei gezüchtet werden. Diese Haltung prägt ebenfalls seine Arbeit als stellvertretender Präsident des Landesfischereiverbandes e.V und als Präsident des Dresdner Anglerverbandes „Elbflorenz“ e.V. Herrn Mikulin gelang es auch, den Deutschen Anglerverband e.V. in den Deutschen Fischereiverband e.V. zu führen, der gemäß seiner Satzung die Union aller Berufs- und Angelfischer, der Binnenfischerei, der Fischzucht, der See- und Küstenfischerei und der Fischereiwissenschaft darstellt. Damit ist ihm im September 2001 ein Einigungsprozess geglückt, auf den seit der Wiedervereinigung alle Berufs- und insbesondere die Angelfischer gewartet hatten.

Günter Zschaschel:

Günter Zschaschel gehörte seit 1980 zu den erfahrensten und langjährigsten Mitgliedern der Fachgruppe, nach der Wende NABU-Fachgruppe, Ornithologie Großdittmannsdorf. Seit 1990 war er für die naturkundliche Öffentlichkeitsarbeit verantwortlich. Bis zur Gemeindereform wirkte er von 1990 bis 2000 zugleich als Gemeinderat, der sich erfolgreich für den Natur- und Umweltschutz und für eine sinnvolle Freizeitgestaltung der Schuljugend engagierte. Seinem Engagement in der ersten Hälfte der 1990er Jahre im Rahmen einer Schüleraktion war es zu verdanken, dass die Große Röder und die Agrarlandschaft mit Bäumen und Büschen durch das Anlegen von Benjeshecken begrünt wurde, wobei es ihm gelang, die Eigentümer und Pächter für das Landschaftspflegevorhaben zu begeistern.

Bei seiner vielseitigen naturschutzfachlichen, pädagogisch-methodischen und organisatorischen Tätigkeit entwickelte Günter Zschaschel seine Kenntnisse und Fertigkeiten auf dem Gebiet der Naturschutzarbeit zunehmend. 1995 übernahm er die Aufgabe des Kreisnaturschutzbeauftragten im Landkreis Dresden. Nach der Kreisreform 1996 führte er im Landkreis Meißen einen einheitlich handelnden Naturschutzdienst auf guter fachlicher Grundlage ein.

Bis zu einem erlittenen Herzinfarkt im Jahr 2000 wirkte Günter Zschaschel unablässig für eine höhere Qualität der Betreuung von Schutzgebieten und bedrohten Arten, wobei er eine enge Zusammenarbeit mit den Naturschutzhelfern des gesamten Landkreises pflegte. Außerdem wirkte er aktiv an weiteren Natuschutzvorhaben mit, so z. B. seine Teilnahme an der faunistischen Dokumentation, die wesentlich zur Festsetzung des LSG „Moritzburger Kleinkuppenlandschaft“ (1995) beigetragen hat.

Hinweis: Günter Zschaschel ist tragischerweise Ende vergangenen Jahres verstorben.
Das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland nimmt daher seine Frau für ihn entgegen.


Kontakt

Sächsische Staatskanzlei

Regierungssprecher Ralph Schreiber
Telefon: +49 351 564 10300
Telefax: +49 351 564 10309
E-Mail: presse@sk.sachsen.de
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