Projekt "Leselust in Sachsen": Bücherpakete, Seminare und didaktische Tipps für Eltern, Lehrer und Erzieherinnen
23.05.2003, 00:00 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)
"Lesen ist eine zentrale Kulturtechnik. Lesekompetenz zu besitzen ist eine wichtige Schlüsselqualifikation zum Verständnis unserer komplexen Welt. Das wissen wir nicht erst seit Untersuchungen wie PISA und IGLU. Lesenlernen hat viel mit Lust am Lesen zu tun. Kinder sind nur fürs Lesen zu begeistern, wenn sich Eltern, Kindertageseinrichtungen und Schulen gemeinsam darum kümmern. Hier setzt unser Projekt der Leseförderung an: Wir wollen Kinder noch mehr ans Lesen heranführen, wollen sie fürs Lesen begeistern - über das hinaus, was bisher schon in Schulen und Kindergärten geschieht. Und wir wollen Eltern, Lehrern und Erzieherinnen dabei helfen, diese Lese-Begeisterung bei den Kindern zu wecken und zu fördern." Dies sagte der sächsische Staatsminister für Kultus, Prof. Dr. Karl Mannsfeld, am Freitag in Dresden bei der Vorstellung des Projektes "Leselust im Freistaat Sachsen".
Gemeinsam mit der Stiftung Lesen (Mainz) und in Kooperation mit dem Sächsischen Staatsministerium für Soziales startet das Kultusministerium diese auf mehrere Jahre angelegte Initiative zur Leseförderung. Im Zentrum eines weit gespannten Netzwerkes stehen neben dem Elternhaus die für die frühkindliche Sprach- und Leseerziehung entscheidenden Institutionen: Kindergärten und Schulen. Das Projekt möchte aber auch "Vorlesepaten" dazu motivieren, bei Kindern den Spaß am Lesen zu wecken.
Mit dem Projekt "Leselust in Sachsen", so Heinrich Kreibich, der Geschäftsführer der Stiftung Lesen, "setzt zum ersten Mal ein Bundesland konsequent Erkenntnisse aus der PISA-Studie und zahlreicher Untersuchungen der Stiftung Lesen um. Kinder müssen bis zum Alter von zehn Jahren für das Lesen begeistert werden. In dieser Zeit werden die Weichen für eine Leserkarriere gestellt."
Der sozusagen "harte Kern" des Projekts "Leselust in Sachsen" sind eigens zusammengestellte Bücherpakete mit jeweils 25 Titeln besonders empfehlenswerter Kinderliteratur. Eine solche Bibliothek geht kostenlos an alle etwa 800 sächsischen Grundschulen. Eine ebenfalls 25 Bände umfassende Bibliothek mit Kinderbuchklassikern und Neuerscheinungen erhalten auch 180 ausgewählte Kindergärten. Lehrmaterial und Broschüren für Lehrerinnen und Lehrer sowie Erzieherinnen und Erzieher mit methodisch-didaktischen Tipps zur Leseförderung an der Schnittstelle von Schule, Kindergarten und Elternhaus ergänzen dieses Angebot.
Von Juni bis Dezember finden regional verteilt im Freistaat 15 Seminare und diverse Informationsveranstaltungen der Stiftung Lesen statt. Das sind zum Beispiel Veranstaltungen für Erzieherinnen und Erzieher zur Verbesserung des methodischen Know-hows sowie Workshops für Lehrerinnen und Lehrer. Mit speziellen Informationsveranstaltungen sollen Interessierte aller Altersgruppen angesprochen werden, die sich ehrenamtlich als "Vorlesepaten" engagieren und Vorlesestunden in Kindergärten halten möchten. Auch Multiplikatoren aus Bibliotheken und Buchhandel werden in die Kampagne einbezogen.
Speziell an Eltern gerichtet sind kostenlose Ratgeber-Broschüren mit Tipps für den Medienalltag mit zwei- bis achtjährigen Kindern. Unter dem Titel "Die besten Medien für Ihr Kind" sind hier aktuelle Lese- und Medienempfehlungen zusammengefasst. Der Ratgeber wird den Eltern in den nächsten Monaten in einer Auflage von 100.000 Exemplaren über die Schulen und bei Informationsveranstaltungen zur Verfügung gestellt.
Das Projekt "Leselust in Sachsen", so Kultusminister Mannsfeld, wird wissenschaftlich begleitet: "Erstmals wird dabei durch eine breit angelegte Evaluation die Infrastruktur der frühkindlichen Leseförderung vom Kindergarten bis in die Schulen untersucht. Die ersten Ergebnisse sollen im kommenden Frühjahr vorgestellt werden."