Verleihung des sächsischen Verdienstordens an Bürgerinnen und Bürger

26.10.2000, 00:00 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)

11 Persönlichkeiten werden von Sachsens Ministerpräsident Kurt Biedenkopf mit dem Verdienstorden des Freistaates Sachsen ausgezeichnet. Die Verleihung findet in festlichem Rahmen

am 02. November 2000, 14.30 Uhr,

im Raum 201 des Universitätsteiles 9 der Technischen Universität Chemnitz

Wilhelm-Raabe-Straße 43, 09120 Chemnitz

statt. Zur Veranstaltung eingeladen sind ebenfalls die bisherigen Träger des Ordens (37).

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Interessierte Journalisten, die an der Veranstaltung teilnehmen, werden um angemessene Kleidung gebeten!

Bei den Ausgezeichneten handelt es sich um:

Jutta Müller: Sie gilt als die erfolgreichste Eiskunstlauftrainerin der Welt. Mit viel Engagement hat sie in 40 Berufsjahren Spitzensportlerinnen und Spitzensportler ausgebildet. Diese gewannen bei Olympischen Spielen, Welt- und Europameisterschaften insgesamt 57 Medaillen. Die namhaftesten Persönlichkeiten dabei waren Gabi Seifert, Katharina Witt und Jan Hoffmann. Frau Müller war eine Pädagogin, die innovative Techniken im Eiskunstlauf entwickelte und ihren Schützlingen die Tugenden eines Spitzensportlers - Disziplin, Ausdauer und Begeisterung - vermittelte. Ihr ist es zu verdanken, dass Chemnitz nach der Wende als bedeutender internationaler Standort für den Eiskunstlaufsport erhalten blieb. Somit leistete sie einen hervorragenden Beitrag für das sportliche Ansehen des Freistaates Sachsen. Auch heute noch widmet sie sich mit großem Engagement ehrenamtlich dem Eiskunstlaufnachwuchs.

Dr. Werner Ballarin: Dr. Ballarin ist Kunstwissenschaftler und langjähriges Vorstandsmitglied in den Chemnitzer Vereinen Neue Chemnitzer Kunsthütte und Chemnitzer Künstlerbund. Darüber hinaus ist er Direktor der Neuen Sächsischen Galerie. Seit 1990 ist es ihm gelungen, eine Sammlung zeitgenössischer sächsischer Kunst in Chemnitz aufzubauen, die inzwischen landesweite Bedeutung genießt. Dr. Ballarin wirkte 1989 im Umbruchprozess auf dem Gebiet der ehemaligen DDR mit. Er war als Mitglied des Runden Tisches im damaligen Karl-Marx-Stadt, heute Chemnitz, maßgeblich an der Neugestaltung der kulturellen Infrastruktur der Stadt beteiligt. So regte er die Umgestaltung der Bezirksverwaltung der Staatssicherheit auf dem Chemnitzer Kaßberg in ein multifunktionales Kunst- und Kulturzentrum an. Auf

Initiative von Dr. Ballarin wurde 1990 die Neue Chemnitzer Kunsthütte wieder ins Leben gerufen. Seit 01.01.1997 ist dieser Verein Träger der Neuen Sächsischen Galerie.

Herbert Bittlinger: Gleichzeitig zu seinem Amt als Vorstandschef des Quelle-Konzerns hat Herbert Bittlinger die Arbeit der Treuhandgesellschaft aktiv begleitet. Dank seines Engagements wurden auch im Freistaat Sachsen Textilbetriebe erfolgreich privatisiert. Er übernahm in großem Maße Verantwortung für die Textilbranche, insbesondere im Freistaat Sachsen durch die ehrenamtliche Aufgabe des Beauftragten für die Sächsische Textilindustrie. Herbert Bittlinger hat als Vorsitzender von "Sachsen-Leinen e. V." mit viel Erfolg einen Unternehmensverband aus Anbauern, Aufbereitern und Verarbeitern von sächsischem Flachs auf den Weg gebracht. Er gibt Anstöße zur Entwicklung neuer Felder beim Einsatz von Faserpflanzen in der Textilindustrie und der Vermarktung.

Dr. Heinz Böttrich: Dr. Böttrich stand schon als Heranwachsender mit überzeugter christlicher Grundhaltung in Opposition zum Dritten Reich. 1957 erwarb er den Facharzt für Hals-, Nasen- und Ohrenkrankheiten. Seine christliche Grundeinstellung verbot ihm die Flucht aus der ehemaligen DDR. Damit verzichtete er auf eine aussichtsreiche und lukrative ärztliche Tätigkeit in Westdeutschland. 1945 gründete Dr. Böttrich mit Gleichgesinnten die CDU in Chemnitz. In der Folgezeit übte er öffentlich Kritik an den Blockparteien. Er wurde nicht zuletzt wegen seiner unangepassten Meinung von der evangelischen Kirche Chemnitz gebeten, als Stadt- und Bezirksrat für das Gesundheitswesen zu fungieren. In dieser Tätigkeit half er Menschen, die wegen ihrer familiären Herkunft Schwierigkeiten hatten, zu einem Studium an einer Universität zugelassen zu werden. Außerdem unterstützte er Menschen, die aus der DDR fliehen wollten. Nach der Wende wurde er in der Politik und ärztlichen Standes- und Berufs-organisationen aktiv. So war er Mitglied der Landesärztekammer Sachsen und in der 1. und 2. Legislaturperiode Abgeordneter und Alterspräsident im sächsischen Landtag.

Rudolf Gregor: Der selbstständige Orthopädie-Schuhmachermeister Rudolf Gregor hat maßgeblich zur medizinisch-technischen Entwicklung des Orthopädie-Schuhmacher-handwerks beigetragen. Darüber hinaus hat er sich in seiner ehrenamtlichen Eigenschaft als stellvertretender Landesinnungsmeister in erheblichem Umfang der Nachwuchs-förderung angenommen. Seit 1963 arbeitete er als selbstständiger Orthopädie-Schuhmachermeister in Chemnitz. Trotz schwieriger Bedingungen, unter denen selbstständige Handwerker in der sozialistischen Gesellschaftsordnung arbeiten mußten, gelang es ihm, die orthopädischen Erzeugnisse medizinisch-technisch weiterzuent-wickeln. 1985 wurde er als Obermeister der Berufsgruppe und 1990 nach der Wiederbegründung des Innungswesens als Obermeister der Innung im Regierungsbezirk Chemnitz und zugleich als stellvertretender Landesinnungsmeister des Landesverbandes Sachsen für Orthopädie-Schuhtechnik gewählt. Unmittelbar nach der Wende 1989 setzte er sich für die Neubegründung der traditionsreichen Fachschule für Schuhtechnik in Siebenlehn ein. (Dies war die älteste Fachschule in Deutschland für diesen Handwerksbereich; 1951 wurde sie nach 100-jährigem Bestehen geschlossen). Rudolf Gregor gründete außerdem den Förderverein zur Neugründung einer Meisterschule in Siebenlehn und bildete in seinem Betrieb selbst sieben Auszubildende aus, drei Gesellen führte er zur Meisterprüfung.

Dr. Carl Hahn: Dr. Hahn hat als Vorstandsvorsitzender der Volkswagen AG die Entscheidung für die Errichtung des Produktionsstandortes Mosel im Freistaat Sachsen gefällt. Mit dieser Entscheidung ist die traditionsreiche Automobilproduktion in Sachsen auf höchstem technischen Niveau für die Zukunft gesichert worden. Darüber hinaus sind mindestens 20.000 Arbeitsplätze mit der Tätigkeit der Volkswagen AG im Freistaat Sachsen verbunden. Dies hat wesentlich zur Stärkung des Mittelstandes beigetragen. Durch die von Dr. Hahn herbeigeführte Entscheidung ist die Volkswagen AG zum größten Arbeitgeber in Westsachsen geworden. Sein Engagement beschränkte sich jedoch nicht nur auf die Errichtung von Produktionsstätten im Freistaat Sachsen. Er initiierte darüber hinaus die wissenschaftliche Forschung und Entwicklung auf dem Gebiet der Fertigungstechnik. Die damit erzielten Ergebnisse ließen neue Produkte entstehen, die schließlich wieder den Erhalt von Arbeitsplätzen sichern. Dr. Hahn ist außerdem der Initiator der "Einkaufsoffensive" Ost. Er unterstützt die Regionalkonferenzen Chemnitz/Zwickau, die sich um die wirtschaftliche Entwicklung der Region bemühen.

Arno Heibutzki: Arno Heibutzki hat sich seit der Wende 1989 erfolgreich als Vorsitzender des Betriebsrates des Kraftwerkes Thierbach und als Mitglied des Gesamtbetriebsrates der Vereinigten Energiewerke AG für Arbeitnehmerinteressen eingesetzt. Er war Zeit seines Arbeitslebens ein überzeugter Gewerkschafter, der zur Wende die Stunde für gewerkschaftliches Engagement gekommen sah. Er verstand es, in der Zeit der Umstrukturierung und Konsolidierung sowohl des Werks Thierbach als auch des gesamten Unternehmens die Interessen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gegenüber der Werks- und Firmenleitung erfolgreich zu vertreten. Nach seinem Eintritt in den Ruhestand führte Arno Heibutzki sein Engagement für die Gewerkschaft weiter. Dabei galt seine Sorge nicht allein dem Wohl der Kolleginnen und Kollegen des Kraftwerkes Thierbach und der VEAG. Er hat sich auch für die Mitmenschen in seinem Wohnort Buchheim, das zur Stadt Bad Lausick gehört, als ehrenamtlicher Gemeindevorsteher eingesetzt.

Frank Mädler: Seit 1989 widmet sich Frank Mädler als Betroffener aktiv der Betreuung der Kehlkopflosen und der ehrenamtlichen Arbeit im Verband der Kehlkopflosen auf Bezirks-, Landes- und Bundesebene. Dabei ist es ihm ein besonderes Anliegen, mit den Betroffenen bereits in der prä- und postoperativen Phase zu arbeiten. Er organisierte eine entsprechende Klinikbetreuung in Chemnitz, Zwickau, Aue, Plauen, Leipzig undDresden. Parallel dazu stellte er die notwendige Fortbildung des in der Betreuung tätigen Personals sicher. Außerdem ist Frank Mädler ehrenamtlich für die Belange von Behinderten tätig, unter anderem als ehrenamtlicher Richter am Sozialgericht Chemnitz. Darüber hinaus hat er Spendenaktionen und Hilfstransporte nach Kroatien organisiert. Als Landesvorsitzender des Verbandes der Kehlkopflosen vertritt er die Belange gegenüber Staat, Wirtschaft und Gesellschaft und wirbt erfolgreich für die Akzeptanz der Behinderten.

Dr. Hans-Joachim Möhle: 1985 wurde unter seiner Leitung in Köln ein Käthe-Kollwitz-Museum errichtet, welches eine der international bedeutsamsten Kollwitz-Sammlungen beherbergt. Darüber hinaus hat Dr. Möhle seit 1986 versucht, den Rüdenhof in Moritzburg zu einer würdigen Gedenkstätte für Käthe Kollwitz auszubauen. Die gemeinsamen Anstrengungen des Fördervereins des Museums Schloss Moritzburg, der Gemeindeverwaltung Moritzburg und das energische Engagement von Dr. Möhle haben es möglich gemacht, dass 1994 eine Käthe-Kollwitz-Stiftung mit Sitz im Rüdenhof entstehen konnte. Durch sein ideelles und materielles Engagement hat die Stiftung einschließlich Gedenkstätte nach wenigen Jahren ihres Bestehens eine bedeutende Stellung im Kulturraum eingenommen.

Gerd Heuß: Seit der Gründung des Volkswagenwerks in Sachsen 1990 leitete Gerd Heuß als Sprecher der Geschäftsführung der Volkswagen Sachsen GmbH den Aufbau der Fabrik. Sein Engagement für den Einsatz hochinnovativer Technologien, neuer Betriebsorganisationen und den konsequenten Ausbau einer modernen Fertigung sind Grund dafür, dass sich VW Sachsen seit 1998 zum umsatzstärksten Unternehmen in den neuen Bundesländern entwickelt hat. Durch Gerd Heuß wurde der Weg frei für die Umsetzung innovativer Logistikkonzepte. Für das Logistikkonzept "Produktion in Partnerschaft" bekam die VW Sachsen GmbH im Oktober 1998 den "Deutschen Logistik-Preis". Gerd Heuß ist darüber hinaus Mitglied des Präsidiums der Industrie- und Handelskammer Südwestsachsen Chemnitz-Plauen-Zwickau, Regionalkammer Zwickau. Außerdem engagiert er sich sehr für die Westsächsische Hochschule Zwickau und ist seit vielen Jahren Vorsitzender des Vorstandes des Hochschulvereins Mentor e. V..

Prof. em. Dr. Otfried Wagenbreth: Von 1951 bis zu seiner Emeritierung am 01.10.1994 war Prof. Wagenbreth mit einer kurzen Ausnahme immer im Hochschulbereich (Geologisches Institut der Berkakademie Freiberg, Hochschule für Architektur und Bauwesen in Weimar und an der TU Dresden) tätig. Von 1992 - 1994 war er Gründungsdirektor des Instituts für Wissenschaft und Technikgeschichte an der TU Bergakademie Freiberg. Neben der Wissensvermittlung wurde Prof. Wagenbreth durch seine Veröffentlichungen als hochrangiger Wissenschaftler bekannt. Zahlreiche Arbeiten haben den Rang von Standardwerken erlangt und werden auch international häufig zitiert. Darunter sind Werke, die sich auf sächsische Themen beziehen wie den Bergbau im Erzgebirge, Georgius, Agricola und speziell auf den Freiberger Bergbau. Das Hauptverdienst von Prof. Wagenbreth liegt in seinem Einsatz für die technischen Denkmale in der ehemaligen DDR. Wesentlich hat er damit zu deren Erhalt im Arbeitsbereich des heutigen Landesamtes für Denkmalpflege Sachsen beigetragen. Unter seiner Mitwirkung entstanden die Schauanlagen zur Aufbereitung des Zinnerzes in Altenberg und die museale Reaktivierung des Althammers der Seigerhütte Grünthal. Er rettete den vom Erzabbau der Wismut bedrohten Frohnauer Hammer und machte ihn ebenso der Öffentlichkeitzugänglich wie das Hüttenwerk Peitz und das Kalkbergwerk Lengefeld.

Hintergrundinformation zum Sächsischen Verdienstorden:

Der Verdienstorden des Freistaates Sachsen wurde erstmals am 27. Oktober 1997 verliehen. Die Auszeichnung erhielten bislang sechs Frauen und 31 Männer, die sich in den verschiedensten Bereichen des öffentlichen Lebens verdient gemacht haben. Nach den Feierlichkeiten am 2. November 2000 werden demnach 48 Persönlichkeiten den sächsischen Verdienstorden tragen, der für ein herausragendes und dem Allgemeinwohl dienendes Engagement für den Freistaat Sachsen und dessen Bevölkerung vom Ministerpräsidenten des Freistaates Sachsen verliehen wird.


Kontakt

Sächsische Staatsregierung

Regierungssprecher Ralph Schreiber
Telefon: +49 351 564 10300
Telefax: +49 351 564 10309
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