Verdienstorden des Freistaates Sachsen
16.07.1998, 00:00 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)
Neun Männer und Frauen werden von Sachsens Ministerpräsident Kurt Biedenkopf mit
dem Verdienstorden des Freistaates Sachsen ausgezeichnet. Die Verleihung findet in
festlichem Rahmen am 20. Juli, 11 Uhr, im Gobelinsaal des Zwingers (Galerie Alte
Meister) in Dresden statt. Zu der Veranstaltung sind auch die bisherigen Träger des
Ordens und natürlich die Vertreter der Presse eingeladen.
Bei den Auszuzeichnenden handelt es sich um:
Kurt Schoop, Essen: Seine Verdienste erwarb er sich, indem er durch seine maßgebliche
Mitwirkung an der Neuausrichtung des Konzeptes der Leipziger Messe und bei Neubau
und Verlagerung der Messe auf das Gelände der Neuen Messe Grundlagen für den Erhalt
des traditionsreichen Messestandortes legte und zugleich die Strukturen für die Zukunfts
fähigkeit der Messe aufbaute. Trotzdem er schon im Ruhestand war, übernahm er erfolg
reich die risikovolle Aufgabe der Umgestaltung der Leipziger Messe nach der Wende.
Siegfried Richter, Gröditz/Winkel a. Rh.: Auch er kam nach der Wende nach Sachsen,
um hier beim Aufbau zu helfen. Für ihn war Gröditz seine Heimatstadt, die er nach dem
Krieg verließ, weil er sich durch die Reglementierung als Unternehmer dazu gezwungen
sah. Bei seiner Rückkehr initiierte er Aktionen der Hilfe zur Selbsthilfe. Damit wollte er
den Menschen Hoffnung und Mut machen. Um die Lebensqualität zu verbessern, stellte
er Hausbesitzern Zuschüsse zur Fassadenrenovierung aus seiner Tasche zur Verfügung.
370 von 426 Privathäusern wurden saniert, die Wohnbaugesellschaften, um sich nicht
unvorteilhaft abzuheben, sanierten ebenfalls. Jedem neugegründeten Betrieb stellte er
10 000 DM zur Stärkung des Eigenkapitals zur Verfügung, so konnten 25 Betriebe und
150 Arbeitsplätze mit gesichert werden. Ein von ihm in Gröditz errichtetes Hotel läßt
seine Erträge in die Stadtkasse fließen und soll von ihm auch an die Stadt vererbt werden.
Dr. Maria Schubert, Mißlareuth: Durch ihre Aktivitäten im ländlichen Raum trug und
trägt sie bei zur Herausbildung einer Identität der Menschen in ihrer Heimat im ländli
chen Raum. 1966 bis 93 arbeitete sie als praktische Ärztin und Kreisjugendärztin enga
giert mit behinderten Kindern. Außerdem bemühte sie sich seit 1985 in ihrer abgelegenen
grenznahen Region erfolgreich um den Aufbau des kulturellen Lebens. 1986 richtete sie
in ihrem Wohnort eine nicht-offizielle Galerie ein. 1987 rief sie die Kirchenkonzertreihe
Musik in Mißlareuth" ins Leben. Aus einem nicht-offiziellen Liederabend zur 700-Jahr
feier in Mißlareuth 1989 noch vor der Wende entstand danach unter ihrer aktiven Mithilfe
das Festival Mitte Europa", durch das in kleinen Orten Sachsens, Tschechiens und Bay
erns hochklassige Musikaufführungen stattfinden. Außerdem engagiert sie sich in Verei
nen, deren Ziel die Verbesserung der Lebensverhältnisse im ländlichen Raum und in ih
rem Ort sind.
Wolfgang Funk, Dresden: Er richtete schon vor 1989 an der 132. Grundschule im
Dresdner Neubaugebiet Gorbitz die Heimatstube Friedrich August Leßke" ein, um
insbesondere für den Schulunterricht die Heimatgeschichte des Plauenschen Grundes,
die unter den Plattenbauten von Gorbitz verlorenzugehen drohte, zu dokumentieren und
erlebbar zu machen. Er weckte bei Schülern und in der Gorbitzer Öffentlichkeit - fast alle
Einwohner sind ja Zugezogene im Neubaugebiet - großes Interesse für lokale Ge
schichte. An seiner Schule entstand eine Interessengemeinschaft Heimatgeschichte, vor
allem aus Hortkindern. Außerdem ist er weit über seine (ehemalige) Schule hinaus ein
geschätzter Ratgeber in heimatgeschichtlichen Fragen.
Dr. Erich Schmidt, Radebeul: Er hat sich 1950 bis 85 als Domkantor in Meißen und
von 1952 an in seiner Lehrtätigkeit an der Kirchenmusikschule der evangelisch-lutheri
schen Landeskirche Dresden verdient gemacht um die Entwicklung und Propagierung der
zeitgenössischen Kirchenmusik. Mit seinen Leistungen ist er zu einer der wichtigsten
Persönlichkeiten der sächsischen Kirchenmusik in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhun
derts geworden. Lange Zeit war er der einzige so profilierte Fachmann für neue Kir
chenmusik in der DDR. 1968 führte er zum tausendjährigen Jubiläum der Gründung des
Bistums Meißen das für diesen Anlaß von Wolfgang Hufschmidt, Folkwang-Hochschule
Essen, komponierte Meißner Tedeum auf. Damals mußte er große politische Schwierig
keiten, die der Aufführung wegen der westdeutschen Verfasser (der Text stammt von
Günter Grass) des Tedeum gemacht wurden, überwinden. Er widmete und widmet sich
außerdem intensiv der Arbeit mit Gesangsgruppen.
Prof. Max Uhlig, Dresden: Der Dresdner Maler hat einen eigenen Stil ausgeprägt, der
nicht nur in Deutschland, sondern international Beachtung findet. Sein Werk ist gekenn
zeichnet durch die Distanz zum dargestellten Gegenstand durch Auflösung der Konturen
bis zur Abstraktion einerseits und den Versuch, diese Abstraktion durch Linien, die
Rhythmus und Bewegung ausstrahlen und in denen Farbe und Energie fließen und strö
men, in eine gültige Form zu bringen. Mit künstlerischer Konsequenz verhielt er sich in
der Zeit der DDR, ohne an den sozialistischen Realismus" Zugeständnisse zu machen.
Er steht in der großen Tradition sächsischen künstlerischen Schaffens, die er bereichert
und weiterentwickelt. Seit 1995 lehrt er als Professor an der Hochschule für Bildende
Künste Dresden und leitet dort eine Fachklasse.
Pfarrer Andreas Blumenstein, Burkau/Ortsteil Uhyst am Taucher: Der Pfarrer der
evangelischen Peter-Pauls-Kirche in Uhyst hat seine Gemeindekirche geöffnet für die
Reisenden auf der Autobahn zwischen Dresden und Görlitz/Bautzen. Mit diesem geistli
chen Angebot der Autobahnkirche" gibt das Gotteshaus die Möglichkeit für Besinnung
und Ruhe. Damit belebt der Pfarrer die alte Tradition der Wegkirche" an der Hohen
Straße", dem Fernhandelsweg nach Kiew, und setzte so ein Zeichen dafür, wie lebendig
Geschichte sein kann, wenn man sich auf ihre Inhalte besinnt. Die Kirche selbst ist ein
architektonisches J