YAD-VASHEM-Auszeichnung "Gerechte unter den Völkern"

26.02.1996, 12:00 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)

YAD-VASHEM-Auszeichnung
"Gerechte unter den Völkern"
für Kurt Fuchs (posthum) und Herta Fuchs

Der Botschafter des Staates Israel in Deutschland, Avi Primor, wird am Mittwoch, 28. Fe
bruar 1996, um 14.30 Uhr an Kurt Fuchs (posthum) und Herta Fuchs die Auszeichnung
der Jerusalemer Holocaust-Gedenkstätte YAD VASHEM Gerechte unter den Völ
kern" überreichen. Der sächsische Ministerpräsident, Schirmherr der Feierstunde, Oberbür
germeister Herbert Wagner und der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde in Dresden, Ro
man König, nehmen ebenfalls an der Ehrung im Dresdner Kulturrathaus (Königstraße
15) teil.

Der Ehrentitel Gerechte unter den Völkern" ist die höchste israelische Auszeichnung, die
Menschen nicht-jüdischen Glaubens für lebensrettende Hilfe gegenüber Juden in der Nazi-
Zeit erhalten. Aus allen Teilen Europas wurden bisher 14 000 Frauen und Männer für ihren
persönlichen Einsatz geehrt. Unter ihnen sind 300 Deutsche. Äußere Zeichen der Auszeich
nung sind die YAD-VASHEM-Medaille, eine Urkunde und die Namensverewigung auf der
MEMORIAL-WALL in YAD VASHEM. Das Besondere an dieser Ehrung ist in diesem
Jahr, daß sie erstmals seit der Wiedervereinigung in einer Stadt Ostdeutschlands - in Dres
den - vorgenommen wird.

In den Kreis der Gerechten unter den Völkern" wurden Kurt und Herta Fuchs von der Ho
locaust-Gedenkstätte YAD VASHEM erhoben, weil sie während der Nazi-Diktatur drei
polnischen Zwangsarbeitern jüdischen Glaubens Zuflucht gewährten.

Roman Halter, Josef Szwajcer und Abraham Sztaier waren 1945 unter den 500 jüdischen
Zwangsarbeitern der Munitionsfabrik in der Schandauer Straße 68 in Dresden. Nach dem
Luftangriff vom 13. Februar, der auch diese Fabrik zerstörte, wurden die Zwangsarbeiter
fortgebracht, da die Front näherrückte. In der dritten Nacht des Fußmarsches flohen einige
der Häftlinge, darunter die drei erwähnten Polen. Ihre Flucht endete in Oberpoyritz, wo sie
von Kurt und Herta Fuchs aufgenommen und vor den Nachbarn als polnische Katholiken
und Fremdarbeiter ausgegeben wurden. Das Ehepaar wußte wohl, in welche Gefahr es sich
begab. Bis dreiTage nach Kriegsende ging es gut. Roman Halter machte sich auf in seine
Heimat. Dann aber suchten übriggebliebene SS-Leute Schuldige an Plünderungen und fan
den sie nach ihrer Logik in Kurt Fuchs, Josef Szwajcer und Abraham Sztaier. Sztaier konnte
in letzter Minute entfliehen, Fuchs und Szwajcer wurden standrechtlich erschossen. Roman
Halter lebt heute in Großbritannien, Abraham Sztaier ist Rechtsanwalt in Tel Aviv. Erst
jetzt, nach Jahrzehnten, ist es gelungen, authentisches Zeugnis der Überlebenden über die
Vorgänge zu bekommen.

Ablauf der Feierstunde am 28. 2., 14.30 Uhr

Kurzer Rundgang durch die Ausstellung The Holocaust Series" des jüdischen Malers Fritz
Hirschberger

Musikalischer Auftakt mit der Chorbühne TRITONUS, Dresden, unter Leitung von Sylke
Zimpel (aus einem Programm jiddischer Lieder)

Begrüßung durch den Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde Dresden, Roman König,

sowie durch den Ministerpräsidenten des Freistaates Sachsen, Prof. Kurt Biedenkopf,

Verlesen der Laudatio

Übergabe der Urkunden und Medaillen durch den Botschafter des Staates Israel in der Bun
desrepublik Deutschland, S. E. Avi Primor,

Musik

Ansprache des Botschafters

Dankesworte im Namen der Geehrten durch Frau Dr. Elke Preußer-Franke

Musikalischer Ausklang

Empfang zu Ehren von Frau Herta Fuchs, gegeben von Ministerpräsident Biedenkopf


Kontakt

Sächsische Staatsregierung

Regierungssprecher Ralph Schreiber
Telefon: +49 351 564 10300
Telefax: +49 351 564 10309
E-Mail: presse@sk.sachsen.de

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