Lutz Rathenow als Landesbeauftragter für die Stasi-Unterlagen ins Amt eingeführt

06.07.2011, 14:36 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)

Dresden (6. Juli) - Mit einem Festakt im Ständehaus wird heute der neue Landesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR durch den Ministerpräsidenten des Freistaates Sachsen, Stanislaw Tillich, und den sächsischen Justiz- und Europaminister Dr. Jürgen Martens in sein Amt eingeführt. Zugleich sprachen beide seinem Amtsvorgänger Michael Beleites Dank und Anerkennung für die geleistete Arbeit aus.

Ministerpräsident Stanislaw Tillich: „Lutz Rathenow ist mehr als nur einer von vielen Behördenleitern im Freistaat Sachsen. Dass Stasi-Opfer die Souveränität über ihr Leben, ihre Geschichte und Biographie wiedererlangen, ist größtenteils Verdienst der Stasi-Unterlagenbehörde. Außerdem ist die Erforschung des totalitären DDR-Systems nach wie vor unerlässlich für die Wertschätzung unserer wieder gewonnenen Freiheit und Demokratie. Die Stasi-Unterlagenbehörde hilft uns entscheidend, unsere jüngste Vergangenheit aufzuarbeiten und aus den Fehlern zu lernen.“

Justizminister Dr. Jürgen Martens wies in seiner Rede auch auf die notwendige Diskussion über eine Neuausrichtung der Arbeit des Sächsischen Landesbeauftragten 20 Jahre nach der Wende hin: „Bei diesem Umgestaltungsprozess weiß ich das Amt des Sächsischen Landesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen in guten Händen. Lutz Rathenow ist aufgrund seines Lebenslaufes für dieses Amt hervorragend geeignet. Schon jetzt ist erkennbar, dass er seine neue Aufgabe nicht mit akademischer Distanz, sondern aufgrund persönlicher Erfahrung erfüllt.“

Lutz Rathenow wurde im Jahr 1952 in Jena geboren. In seiner Heimatstadt nahm er ein Studium als Lehrer für Deutsch und Geschichte auf. Er gründete und leitete den oppositionellen Arbeitskreis Literatur und Lyrik Jena. 1977, drei Monate vor seinem Examen, wurde er aus politischen Gründen exmatrikuliert. Anschließend arbeitete er als Beifahrer und Transportarbeiter beim VEB Carl Zeiss Jena. Ende 1977 zog er nach Ostberlin, wo er beim Theater und als freier Schriftsteller arbeitete. Nach der Veröffentlichung seines Buches „Mit dem Schlimmsten wurde schon gerechnet“ in der Bundesrepublik im Jahr 1980 wurde er verhaftet und in das zentrale Untersuchungsgefängnis des Staatssicherheitsdienstes verbracht. Aufgrund von Protesten wurde er zehn Tage später wieder aus der Haft entlassen. Er blieb in der DDR und engagierte sich unter anderem mit Bärbel Bohley und Gerd Poppe in der „Initiative Frieden und Menschenrechte“. Nach der friedlichen Revolution wurde ihm im Januar 1992 zusammen mit der formellen Rehabilitierung von der Jenaer Universität nachträglich das Abschlussdiplom verliehen. Lutz Ra-thenow arbeitete als Lyriker, Kinderbuch- und Prosaautor sowie Rundfunkkolumnist in Berlin. Im März 2011 wurde Lutz Rathenow zum Landesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR gewählt.


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