Simon-Dubnow-Institut soll in Leibniz-Gemeinschaft aufgenommen werden
07.04.2017, 13:56 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)
Institutsleitung geht von Professor Raphael Gross an Professorin Yfaat Weiss über
Die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz hat heute die Aufnahme des Simon-Dubnow-Instituts für jüdische Geschichte und Kultur e. V. an der Universität Leipzig in die gemeinsame Bund–Länder–Förderung der Leibniz-Gemeinschaft beschlossen. Wissenschaftsministerin Dr. Eva-Maria Stange gratulierte den Mitarbeitern des Instituts und dankte dem vielfach ausgezeichneten Direktor Professor Raphael Gross für sein Engagement: „Das ist ein großartiger Erfolg für die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Mit der Aufnahme in die gemeinsame Förderung wird die hohe gesellschaftliche Relevanz der Forschung des Dubnow-Instituts auch in Zusammenarbeit mit zahlreichen wissenschaftlichen Einrichtungen im In- und Ausland bescheinigt.“
Fast zeitgleich nimmt Professor Gross nach zwei Jahren Direktorentätigkeit zwar nicht Abschied von der Universität Leipzig, aber doch vom Simon-Dubnow-Institut. Er wechselt nach Berlin zur Stiftung Deutsches Historisches Museum, zu deren Präsidenten er im November vergangenen Jahres berufen wurde. Gross hat eine Umstrukturierung des Instituts und damit eine effektivere Gliederung der Arbeitsbereiche vorangetrieben. Unter seiner Leitung sind langfristige Drittmittelprojekte, unter anderem zur Arbeiterbewegung und zu jüdischen Juristen des 19. und 20. Jahrhunderts, angestoßen worden.
Wissenschaftsministerin Dr. Eva-Maria Stange: „Wir bedauern den Weggang von Professor Gross außerordentlich. Gleichzeitig schätzen wir uns ausgesprochen glücklich, dass wir die international renommierte Wissenschaftlerin Frau Professor Yfaat Weiss als neue Direktorin gewinnen konnten. Sie wird das Dubnow-Institut mit seiner gesamt-europäischen Perspektive auf jüdische Geschichte und Kultur weiter festigen und neue Impulse geben. Zudem wird sie durch ihren Verbleib an der Hebräischen Universität Jerusalem die Vernetzungsdichte der Einrichtung international wie auch in der deutschen Forschungslandschaft stärken.“
Neben ihrer Tätigkeit in Lehre und Forschung hat sich Frau Professor Weiss im Bereich der Wissenschaftsorganisation intensiv der Betreuung junger Forscher gewidmet. Sie gilt als führend unter den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern ihres Fachs.
Erfreut äußerte sich auch Frau Professor Beate Schücking, Rektorin der Universität Leipzig: „Zum Amtsantritt von Frau Prof. Yfaat Weiss können sich Universität und Simon-Dubnow-Institut nur gegenseitig gratulieren. Ich habe Frau Prof. Weiss als hochengagierte Wissenschaftlerin kennengelernt und freue mich besonders über ihr Engagement für Nachwuchswissenschaftler, das sicherlich auch in der Zusammenarbeit mit der Universität Leipzig positiv wirken wird. Zudem haben wir mit ihr die Brücke der Universität Leipzig zur Hebräischen Universität in Jerusalem eine für uns wichtige und hochinteressante Partnerschaft.“
Bevor Yfaat Weiss 2008 zur Professorin für Jüdische Geschichte an der Hebräischen Universität in Jerusalem berufen wurde und dort seit 2010 dem Franz Rosenzweig Minerva Forschungszentrum für deutsch-jüdische Literatur und Kulturgeschichte sowie der School of History vorstand, begründete und leitete sie von 2001 bis 2008 das Bucerius Institute for Research of Contemporary German History and Society an der Universität Haifa. Ihr Studium hatte sie an der Universität Hamburg absolviert, wo sie sich bereits früh auf deutsch-jüdische Geschichte spezialisierte. 1997 promovierte sie an der Universität Tel Aviv und war anschließend bis 1999 Wissenschaftliche Assistentin am Historischen Seminar der Universität München. 2012 wurde Professor Weiss der Hannah-Arendt-Preis für politisches Denken anlässlich der Veröffentlichung der deutschen Übersetzung ihres Buchs „Verdrängte Nachbarn. Wadi Salib – Haifas enteignete Erinnerung“ zuerkannt; 2015 wurde sie mit dem Polonsky Prize for Creativity and Originality in the Humanistic Disciplines ausgezeichnet. Professor Weiss‘ gegenwärtige Forschungen befassen sich mit Fragen materieller Kultur und ihrer Restitution, der Raumkultur, des Wissenstransfers sowie der Universitätsgeschichte.