Geflüchtete fühlen sich in Deutschland willkommen, werden aber auch oft diskriminiert
08.05.2017, 11:57 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)
Wissenschaftsministerin Dr. Eva-Maria Stange und sächsisches Forschungsnetzwerk IFRiS stellen Ergebnisse einer Befragung von Geflüchteten vor
Zusammen mit der sächsische Wissenschaftsministerin Dr. Eva Maria Stange stellte das Forschungsnetzwerk Integrations-, Fremdenfeindlichkeits- und Rechtsextremismusforschung in Sachsen (IFRiS) heute in Dresden die Ergebnisse ihrer Pilotstudie „Flucht und Integration“ (FLIN) vor. Diese zielte auf darauf, die Erfahrungen und Einstellungen von Geflüchteten im sächsischen Raum mittels einer Befragung zu erkunden.
Zumindest ein Teil der Ergebnisse steht dabei im Kontrast zum Bild, das sich viele Menschen von Geflüchteten machen: Als sehr religiös bezeichnet sich etwa nur eine kleine Minderheit, die Mehrheit der von IFRiS befragten Geflüchtete bezeichnet sich als eher religiös und immerhin ein Drittel stuft sich als nicht oder eher nicht religiös ein. Fast alle Befragte fühlen sich in Deutschland sicher, kein einziger unsicher. Über zwei Drittel der Befragten gaben zudem an, sich zudem in Deutschland willkommen zu fühlen. Rund vier von zehn Befragten berichten aber auch von persönlichen Diskriminierungserfahrungen. Befragte, die bisher keine Diskriminierungserfahrungen gemacht haben, fühlen sich dabei den Deutschen deutlich verbundener als Personen, die bereits selbst Diskriminierung erlebt haben. Die große Mehrheit der Studienteilnehmer möchte in einer Demokratie leben. Nur eine Minderheit hegt Sympathien für autoritäre Regime.
Die Vorstudie brachte auch eine Reihe von besonderen methodischen Schwierigkeiten von Flüchtlingsbefragungen ans Licht. So erwies sich der Zugang zu den Flüchtlingsunterkünften sowie die Erfassung der politischen Einstellungen der Flüchtlinge als besonders schwierig. Auf eine Reihe von Fragen antworteten nur wenige Studienteilnehmer. Gründe hierfür könnten Probleme beim Verständnis dieser Fragen sein oder dass die Beantwortung mancher Frage aufgrund des kulturellen Hintergrunds als heikel empfunden wurde. Die beteiligten Forscherinnen und Forscher betonten, dass ihre Untersuchung nur ein erster Schritt auf einem Weg zu einer besseren Kenntnis der Erfahrungen und Einstellungen der Geflüchteten sei. Weitere müssten folgen, damit ein wissenschaftlich belastbares Bild der Einstellungen und Erfahrungen von Geflüchteten und tragfähige Aussagen über ihre Integrationsperspektiven getroffen werden können.
Wissenschaftsministerin Dr. Stange erläuterte: „Die Studie liefert erste wichtige Informationen für ein besseres Verständnis der aktuellen Lage der Flüchtlinge und der mit ihnen beschäftigten Institutionen. Sie sammelt Erkenntnisse und Erfahrungen für die zukünftige vertiefte Erhebung von Informationen über Flüchtlinge und deren Integration. Die Ergebnisse können zur Versachlichung der öffentlichen Diskussion beitragen. Sie liefert allen an der Integration beteiligten Akteuren wichtige Erkenntnisse. Je mehr wir wissenschaftlich fundiert wissen, desto geringer ist die Gefahr, dass auf Halbwissen basierende Mutmaßungen ein falsches Bild von den Flüchtlingen und vom Gelingen ihrer Integration zeichnen können“.
Dem Forschungsnetzwerk IFRiS gehören die TU Dresden, die Universität Leipzig, die TU Chemnitz und das Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung in Dresden an. Der Aufbau des Forschungsverbunds und das erste Basisprojekt wurden gefördert mit einer Anschubfinanzierung vom Sächsischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst.