„Precision Farming“ – Mit modernen Verfahren die Umwelt schützen
14.08.2017, 10:26 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)
Landwirtschaftsminister Thomas Schmidt besucht die RRS Agrar Dienstleistungs GmbH Riemsdorf zum Thema Präzisionsackerbau
Sachsens Landwirtschaftsminister Thomas Schmidt hat heute (14. August 2017) im Klipphausener Ortsteil Riemsdorf (Landkreis Meißen) die RRS Agrar Dienstleistungs GmbH besucht. Das Unternehmen setzt in der täglichen Arbeit stark auf „Precision Farming“ (Präzisionsackerbau). Auf einem Rapsfeld wurden GPS-gestützte Spurführungssysteme mit einer selbstfahrenden Pflanzenschutzspritze demonstriert. Auch der biologische Pflanzenschutz mithilfe einer Drohne (Multicopter) wurde präsentiert.
„Die Digitalisierung landwirtschaftlicher Produktionsprozesse besitzt großes Potenzial für eine ressourcen- und klimaschonende Landbewirtschaftung. In heutigen Landmaschinen ist in der Regel mehr High-Tech als in einem modernen Auto verbaut. Diese Technik hilft dabei, noch präziser zu wissen, was die Pflanzen an Nährstoffen und Pflanzenschutzmitteln benötigen“, sagte Minister Schmidt.
Das sogenannte „Precision Farming“ ermöglicht bereits heute die Bewirtschaftung von Landwirtschaftsflächen hinsichtlich der verfügbaren Nährstoffe auf Teilflächen und der Ertragserwartungen und wird in der heimischen Landwirtschaft bereits vielfach praktiziert. Die nächste Stufe ist das „Smart Farming“ (intelligente Landwirtschaft), was vielfach auch als „Landwirtschaft 4.0“ bezeichnet wird. „Smart Farming“ soll die vorhandenen Daten (zum Beispiel Boden- und Pflanzenzustand, Betriebsmitteleinsatz, Produkteigenschaften, Arbeitskräfte, Wetter usw.) interaktiv vernetzen. So wären alle Einzelmaßnahmen dokumentiert und eine Rückverfolgbarkeit bis auf den Acker gegeben.
„Mit ‚Smart Farming‘ spart der Landwirt Betriebsmittel, Arbeitszeit sowie Maschinenkosten ein. Zudem trägt der Einsatz dieser Methoden zu einer ökologisch verträglichen Nutzung der natürlichen Ressourcen bei“, so der Minister. Ein wichtiges Herzstück von „Smart Farming“ besteht darin, auf Basis der jeweiligen Daten den Landwirt individuell zu beraten und ihn mit Handlungsempfehlungen zu unterstützen.
GPS-gestützte Spurführungssysteme sind eine Basiskomponente des „Smart Farming“. Der Einsatz dieser Systeme ist bei der Bodenbearbeitung, Düngung, Kalkung, beim Pflanzenschutz und bei der Ernte möglich. Mit dieser Technik wird vermieden, dass Flächen mehrfach oder gar nicht überfahren werden. Zudem wird verhindert, dass Kalk, Dünger oder Pflanzenschutzmittel an einigen Stellen nicht und an anderen doppelt ausgebracht werden. Beim Düngerstreuen werden auch Überlappungen vermieden, indem die an der Pflanzenschutzspritze angebrachten Düsen bei Flächen, auf denen bereits eine Ausbringung erfolgte, abgeschaltet werden.
Auch die sich rasant entwickelnde Technik von Drohnen bietet in der Landwirtschaft vielfältige Einsatzmöglichkeiten. Dazu gehören zum Beispiel die Feldbeobachtung, die Wildrettung und der biologische Pflanzenschutz bei der Bekämpfung des Maiszünslers. Der Maiszünsler zählt zu den schwerwiegendsten Schädlingen im Maisanbau. Zu deren Bekämpfung wird als biologisches Verfahren auch der Einsatz der Erzwespe (Trichogramma brassicae) angewendet. Mithilfe von GPS gesteuerten Drohnen werden dazu Schlupfwespenlarven als natürlicher Fressfeind des Schädlings aus der Luft sehr präzise abgesetzt, um damit die Ausbreitung des Maiszünslers zu bekämpfen. Für die Bekämpfung dieses Schädlings stellt diese Methode eine gute Alternative zum Einsatz von Insektiziden dar.
Hintergrund:
Die RRS Agrar Dienstleistungs GmbH Riemsdorf bewirtschaftet fünf Landwirtschaftsbetriebe mit einer Gesamtfläche von 1 300 Hektar Ackerland. Zusätzlich werden Dienstleistungen wie Ernte- und Bestellarbeiten, Pflanzenschutzmaßnahmen und Düngerausbringung für Dritte erledigt. Zudem gibt es ein Getreide- und Ölsaatenlager mit Handel und es werden Labordienstleistungen für Druschfrüchte und Saatgut für Dritte durchgeführt. Das Unternehmen bewirtschaftet 100 Prozent der Anbaufläche pfluglos, d. h. es werden Verfahren eingesetzt, die den Boden nicht wenden, sondern weitgehend in seinem Aufbau belassen. Gleichzeitig verbleiben Ernterückstände wie etwa Stroh an der Bodenoberfläche. Die pfluglose Bearbeitung von Ackerflächen stellt die wirksamste Maßnahme zur Erosionsminderung und Bodenverdichtung dar. Darüber hinaus wird auch der Gefahr von lokalen Überschwemmungen begegnet.
Das Thema „Smart Farming“ ist ein wichtiges Forschungsfeld, dem sich die Zukunftsinitiative simul+ des Sächsischen Staatsministeriums für Umwelt und Landwirtschaft widmet. Das Ziel der Zukunftsinitiative simul+ ist es, Menschen zusammen zu bringen, um innovative Projekte aus dem Bereich Umwelt und Landwirtschaft schneller in die Praxis zu bringen, technologischen Fortschritt zu befördern und Ressourcen noch nachhaltiger zu nutzen.
Informationen zur Zukunftsinitiative simul+:
www.simulplus.sachsen.de