„Auswirkungen des Klimawandels einplanen“
07.12.2017, 09:51 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)
Sechs gute Ideen für kommunale Projekte der Klimaanpassung
„Klimaanpassung ist keine Pflichtaufgabe der Kommunen. Dennoch ist es für die Daseinsvorsorge wichtig, schon jetzt bei kommunalen Planungen und Entscheidungen die zu erwartenden Auswirkungen des Klimawandels zu bedenken - bei der Stadtplanung, beim Schutz vor Hochwasser, bei der Bewirtschaftung von Grünflächen oder bei der Wasserversorgung“, das sagte Umweltminister Thomas Schmidt heute (7. Dezember 2017) bei der Eröffnung des Statuskolloquiums Klima in Dresden. Die Veranstaltung reiht sich ein in die Zukunftsinitiative simul+ des Sächsischen Staatsministeriums für Umwelt und Landwirtschaft, die den Wissenstransfer befördern und Akteure vernetzen soll.
Der Freistaat Sachsen unterstützt lokale Prozesse unter anderem im Rahmen des europäischen LIFE-Projektes „LIFE LOCAL ADAPT“. Das Vorhaben zielt auf die Einbindung des Themas Klimawandel in das aktuelle Verwaltungshandeln kleiner und mittlerer Kommunen. Dies erfolgt über praxisnahe Workshops und zielgerichtete Informationen zu vorhandenen Risiken durch den Klimawandel und mögliche Anpassungsmaßnahmen.
Darüber hinaus werden im Rahmen von zwei Ideenwettbewerben in den Jahren 2017 und 2019 Projekte dieser Kommunen bei der Konzeption und Planung unterstützt. Insgesamt 300 000 Euro aus Mitteln der Europäischen Union und des Freistaates Sachsen sind dafür vorgesehen, die auf Grundlage des von den Abgeordneten des Sächsischen Landtages beschlossenen Haushalts bereitgestellt werden.
Im ersten Wettbewerb haben Gemeinden und Landkreise insgesamt zwölf Projektideen eingereicht. Die fünfköpfige Jury, bestehend aus Prof. Dr. Christian Bernhofer (TU Dresden, Professur für Meteorologie), Prof. Dr. Gerold Janssen (Leibnitz-Institut für ökologische Raumentwicklung), Dr. Christian Korndörfer (Leiter des Umweltamtes der Landeshauptstadt Dresden), Jürgen Uhlig (KEM Kommunalentwicklung Mitteldeutschland GmbH) und Werner Sommer (Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie), hat sechs Vorhaben ausgewählt, die im Rahmen des Statuskolloquiums Klima erstmalig öffentlich präsentiert werden.
Kurzübersicht zu den Projektideen
Die Stadt Coswig plant eine umfassende Revitalisierung der Gauernitzer Elbinsel. Vorbedingung ist die Öffnung und Reaktivierung eines stillgelegten Altarms des Lockwitzbachs. Als Planungsgrundlage soll mittels eines hydrodynamisch-numerischen Modells die Gewährleistung des Durchflusses unter Beachtung von Starkregenereignissen berechnet werden. Das Projekt wird den Retentionsraum der Elbe vergrößern und schafft positive Synergien im Tourismus (Elberadweg).
In der Stadt Freital entstehen durch wildabfließendes Oberflächenwasser von Ackerflächen über private Grundstücke in den Poisenbach Verunreinigungen, Ablagerungen und Böschungsschäden. Im Rahmen des Projektes erfolgen Abflussberechnungen, Handlungsempfehlungen für Grundstücke und für den Schutz gegen Bodenerosion. Darüber hinaus soll ein Mediationsverfahren die Konflikte zwischen den Beteiligten lösen.
Das Modellprojekt Lauta-Süd zielt auf die Verbesserung des Wohnumfeldes unter dem Einfluss des Klimawandels. Das geplante Konzept umfasst die Planung von Begrünungs- und Regenwasserrückhaltemaßnahmen, die eine Verschattung und Kühlung im Wohngebiet hervorrufen und so Freizeit- und Wohlfühlinseln schaffen. Die Stadt Lauta verfolgt damit das Ziel, ein bisher benachteiligtes Wohngebiet entscheidend aufzuwerten.
Der Landkreis Mittelsachsen sichert seine Wasserversorgung vorrangig über eigene Wasserressourcen im Kreisgebiet. Mit dem geplanten Konzept sollen die Auswirkungen des Klimawandels auf den Grundwasserhaushalt untersucht und damit eine Sicherung der Wasserversorgung unter Beachtung der Anforderungen bestimmter Not- und Krisensituationen dauerhaft ermöglicht werden.
In der Stadt Tharandt werden Entscheidungshilfen und Handlungsempfehlungen für ein klimaangepasstes Stadtgrün erstellt. Im ersten Schritt soll das vorhandene Stadtgrün erfasst und bewertet werden. Später sollen die Ergebnisse in ein geografisches Informationssystem eingepflegt werden. Neben Pflanzungsempfehlungen will die Stadt Synergien erzielen, zum Beispiel mit der Erstellung des Flächennutzungsplans, oder der Erweiterung öffentlicher Spielplatzangebote.
Die Stadt Zittau plant die Erstellung eines Masterplans „Anpassung an klimabedingte Starkregenereignisse“. Das ganzheitliche Konzept soll zur Minderung von Erosionsschäden beitragen und den Umgang mit betroffenen Eigentümern verbessern. Zusätzlich sollen Informationen für die Bevölkerung erstellt und das Problembewusstsein in Bezug auf Starkregen-Risiken erhöht werden.