Talsperren Carlsfeld und Eibenstock: Großprojekt zur Verbesserung der Wassergüte geht in zweite Bauphase - Reduzierung von Huminstoffen im Rohwasser
17.04.2020, 11:48 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)
Die Landestalsperrenverwaltung Sachsen hat in dieser Woche an der Talsperre Carlsfeld mit dem zweiten Bauabschnitt der Wilzsch-Überleitung begonnen. Mit der Überleitung soll die Wassergüte der Trinkwassertalsperre Eibenstock verbessert werden. Sie soll bis November 2020 fertiggestellt sein und kostet insgesamt rund zwei Millionen Euro, finanziert aus Mitteln des Freistaates Sachsen.
Mit der Wilzsch-Überleitung kann künftig Rohwasser aus dem Einzugsgebiet der Wilzsch oberhalb der Talsperre Carlsfeld direkt in das Einzugsgebiet der Großen Bockau unterhalb der Talsperre Eibenstock geleitet werden. Dadurch gelangt bei Starkniederschlägen oder Schneeschmelzen das dunkelbraun gefärbte Wasser nicht mehr in die beiden Trinkwassertalsperren. Ausschlaggebend für eine Inbetriebnahme der Überleitung sind immer die gemessenen Färbungswerte am Zuflusspegel Wilzsch.
Der erste Abschnitt wurde bereits im Jahr 2010 fertiggestellt und war Voraussetzung für die jetzigen Maßnahmen. Damals wurde oberhalb der Talsperre Carlsfeld unter anderem im Zufluss der Wilzsch eine Wassergütemessstelle eingerichtet, ein Verteilerwehr und ein Umleitungsgraben gebaut sowie ein Rückhalteraum mit einem Volumen von rund 44.000 Kubikmetern geschaffen. Damit konnten die Huminstoffeinträge in die Talsperre Carlsfeld deutlich reduziert werden.
Im zweiten Schritt wird eine neue Rohrleitung zwischen der Staumauer der Talsperre Carlsfeld und der ehemaligen Ersatzwasserversorgungsleitung gebaut. Diese wurde für die Sanierung der Talsperre Carlsfeld Ende der 1990er Jahre errichtet und muss teilweise erneuert werden. Die Rohrleitungen erhalten Be- und Entlüftungsschächte sowie Entleerungsbauwerke für die Wartung. Die insgesamt rund drei Kilometer lange Rohrleitung quert zudem die Staatsstraße S276. Sie mündet im Schulmeisterbächel, wo ein Auslaufbauwerk mit Auslaufbecken entsteht. Damit kann das braun gefärbte Wasser künftig an beiden Trinkwassertalsperren vorbeigeleitet werden.
Hintergrundinformation
Das Wasser der Wilzsch kommt aus einem wald- und moorreichem Gebiet und ist besonders stark von Huminstoffen (natürlichen organischen Stoffen) betroffen. Vor allem bei starken Niederschlägen und mit der Schneeschmelze steigt ihr Gehalt sprunghaft an. Dadurch verfärbt sich das Wasser gelblich bis dunkelbraun. Obwohl Huminstoffe nicht gesundheitsbedenklich sind, können sie zu Qualitätsproblemen führen und müssen in den Wasserwerken aufwendig entfernt werden.
Die Wilzsch speist die Talsperre Carlsfeld. Unterhalb der Talsperre Carlsfeld befindet sich die Mündung der Wilzsch in die Zwickauer Mulde. Von hier aus fließt das Wasser in die Talsperre Eibenstock. Eine Färbung der Wilzsch hat daher nicht nur einen Einfluss auf die Wassergüte der Talsperre Carlsfeld, sondern auch auf die darunterliegende größte sächsische Trinkwassertalsperre.
TALSPERRE CARLSFELD
Lage: Carlsfeld, Erzgebirgskreis
Bauzeit: 1926 - 1929
gestautes Gewässer: Wilzsch
Inhalt (Betriebs- und Reserveraum): rund 2,4 Millionen Kubikmeter
Abgabe Rohwasser zur Trinkwasseraufbereitung: bis zu 9.000 Kubikmeter / Tag
Anzahl versorgter Einwohner: rund 25.000
TALSPERRE EIBENSTOCK
Lage: Eibenstock, Erzgebirgskreis
Bauzeit: 1974 – 1987, Inbetriebnahme 1982
gestautes Gewässer: Zwickauer Mulde
Inhalt (Betriebs- und Reserveraum): rund 64,6 Millionen Kubikmeter
Rohwasserabgabe zur Trinkwasseraufbereitung: bis zu 25.000 Kubikmeter / Tag
Anzahl versorgter Einwohner: rund 525.000