Sächsische Gesundheitswirtschaft besitzt enormes Innovations- und Zukunftspotenzial
28.04.2021, 13:00 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)
Branche »Life Sciences« erwirtschaftet 1,9 Milliarden Euro Jahresumsatz | Branchendialog mit Pharmaindustrie: Freistaat bekräftigt Unterstützung für Forschung und Produktion
Die aktuelle Pandemie zeigt, wie wichtig die Pharmabranche für die Bekämpfung und Überwindung einer globalen Gesundheitsbedrohung ist. Aus industriepolitischer Sicht und im allgemeingesellschaftlichen Interesse haben Pharmaforschung und -unternehmen eine große Bedeutung. Nur forschende Arzneimittelhersteller entwickeln und vermarkten neue Medikamente gegen Krankheiten, wie aktuell gegen den Erreger SARS-CoV-2. Vor diesem Hintergrund haben das Sächsische Staatsministerium für Wissenschaft, Kultur und Tourismus (SMWK), das Sächsische Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr (SMWA) und das Sächsische Staatsministerium für Soziales und Gesellschaftlichen Zusammenhalt (SMS) gemeinsam zum Dialog mit der Pharmaindustrie eingeladen.
Die Veranstaltung fand wegen der Corona-Beschränkungen als Videokonferenz statt. Daran nahmen Unternehmen der Branche, Forschungseinrichtungen, Verbände – und neben den drei genannten Ministerien auch die Staatskanzlei – teil. Zu Beginn verschaffte ein Impulsvortrag von Dr. Jasmina Kirchhoff, Projektleiterin für den Pharmastandort Deutschland vom Institut der deutschen Wirtschaft Köln e.V., den Teilnehmern einen Überblick über die Produktions- und Zulieferstrukturen der deutschen Pharmaindustrie.
Sachsen hat vor über 20 Jahren die Biotechnologieoffensive gestartet und inzwischen circa eine Milliarde Euro in Forschungsinfrastruktur, neue Professuren, Bio-Innovationszentren und zahlreiche Forschungs- und Investitionsprojekte investiert. Das zahlt sich heute aus. Wissenschaftsstaatssekretärin Andrea Franke: »Eine leistungsfähige und innovative Pharmaindustrie benötigt ein starkes wissenschaftliches Umfeld. Wir haben in den letzten Jahren große Anstrengungen unternommen, um dieses Umfeld zu entwickeln. Das hat zum Beispiel dazu geführt, dass Sachsen heute ein Zentrum in der Zell- und Gentherapie sowie in der Regenerativen Medizin ist.«
Der Freistaat bietet Pharma- und Biotech-Unternehmen eine über viele Jahre gewachsene Struktur aus fachlicher und technischer Expertise. Diese ist für die Herstellung von Arzneimitteln aufgrund der Komplexität der Produkte und Prozesse essenziell. »Die sächsische Gesundheitsindustrie besitzt enormes Innovations- und Zukunftspotenzial«, sagt Wirtschaftsstaatssekretär Hartmut Mangold. »Wir werden weiterhin Kooperationen zwischen der Industrie und Hochschulen sowie außeruniversitären Forschungseinrichtungen bei der Entwicklung von neuen Produkten und Prozessen unterstützen, um die Innovationspotenziale unserer exzellenten Forschungslandschaft noch besser zu erschließen. Enge Beziehungen zwischen der Industrie und Forschungseinrichtungen sind ein Schlüssel für wirtschaftlichen Erfolg.«
Die Grundversorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln ist von substanzieller Bedeutung. Im gesamtgesellschaftlichen Interesse sind Lieferengpässe von Medikamenten unbedingt zu vermeiden. Gesundheitsministerin Petra Köpping betont: »Eine Stärkung der Wertschöpfungskette innerhalb Europas kann einen wichtigen Beitrag zu mehr Versorgungssicherheit leisten. Schon vor der Pandemie haben Lieferengpässe bei Arzneimitteln gezeigt, dass wir dringend eine größere Pharmaproduktion in Europa aufbauen und den Verlagerungstrend umdrehen müssen. Der Freistaat Sachsen verfügt über exzellente Voraussetzungen, um hieran entscheidend mitwirken zu können.« Die Ministerin erinnert daran, dass im Freistaat bereits heute unter anderem große Mengen der weltweit benötigten Grippeimpfstoffe und hochinnovative Arzneimittel zur CAR-T-Therapie von Krebserkrankungen hergestellt werden.
Der Branchendialog mit der Pharmaindustrie hat bekräftigt, dass der Freistaat die bestehenden Forschungs- und Produktionsstandorte der Pharmaindustrie stärken und weitere Unternehmensgründungen und Ansiedlungen unterstützen will. Auf diese Weise will Sachsen auch künftig die Versorgung mit hochwertigen, innovativen Produkten aus der Pharmabranche sicherstellen. Eine stärkere Resilienz bestehender Wertschöpfungsketten der Pharmabranche ist für die Versorgungssicherheit von großer Bedeutung.
Der gemeinsame Dialog ist ein gutes Beispiel konstruktiver und vertrauensvoller Zusammenarbeit. Der Branchendialog mit der Pharmaindustrie ist ein wichtiger Schritt, um Wertschöpfung und Beschäftigung in dem Sektor zu sichern und zu stärken. Die Ressorts wollen den Dialog mit der Pharmaindustrie kontinuierlich fortführen.
Zur Biotechnologie und Pharmabranche in Sachsen
Zur pharmazeutischen Industrie im engeren Sinne gehören in Sachsen ca. 22 Unternehmen mit etwa 3.000 Beschäftigten, die einen Gesamtumsatz von ca. 328 Millionen Euro erwirtschaften. Vom Impfstoffwerk GlaxoSmithKline abgesehen ist Sachsens pharmazeutische Industrie, wie auch in den anderen Branchen, insbesondere durch kleine und mittlere Unternehmen (KMU) geprägt.
Aufgrund der engen Verflechtung zwischen der auf Forschung und Entwicklung (F&E) orientierten Biotechnologie und pharmazeutischer Produktion spricht man von einer biopharmazeutischen Industrie. Diese umfasst dann neben den Pharmaunternehmen einen überwiegenden Teil der ca. 50 Unternehmen und Einrichtungen aus dem Bereich Biotechnologie, die ganz oder teilweise für den Pharmabereich tätig sind. Um diesen Kernbereich biopharmazeutischer Unternehmen herum gruppieren sich Produzenten chemisch-pharmazeutischer Grundstoffe sowie weitere Dienstleister, wie etwa Prüflabore, Hersteller von Analyse- und Messtechnik sowie Durchführer klinischer Studien.
Sachsen hat sich innerhalb weniger Jahre national und international einen Namen als Biotechnologie-Standort gemacht und sich zu einer der dynamischsten »Life Sciences«-Regionen Europas entwickelt. Die starke Forschungslandschaft in Sachsen mit ihren zahlreichen universitären und außeruniversitären Einrichtungen ist wiederum Grundlage eines starken Wachstums der Anzahl von »Life Sciences«-Unternehmen in den vergangenen 20 Jahren. Die Kernbranche »Life Sciences« (Biotechnologie, Medizintechnik, Pharma) umfasst insgesamt 15.500 Mitarbeiter und erwirtschaftet einen Gesamtumsatz von 1,9 Milliarden Euro.