Der Strukturwandel in Sachsen pulsiert
16.07.2024, 11:30 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)
125 Projekte mit 1,2 Milliarden Euro sind bewilligt – darunter auch das europaweit einmalige Projekt »Carbon LabFactory Sachsen« in Boxberg/Oberlausitz
Der Strukturwandel in Sachsen gewinnt weiter an Dynamik: 184 bestätigte Projekte im Zuge des Investitionsgesetzes Kohleregionen (InvKG), davon 52 im Mitteldeutschen Revier und 132 im Lausitzer Revier. 166 Projekte haben bereits die Zustimmung des Bundes erhalten. Für das Lausitzer Revier bedeutet das konkret 89 bewilligte Projekte in Höhe von 779,2 Millionen Euro. Damit schneidet Sachsen bundesweit hervorragend ab.
»Der Strukturwandel ist eine große Herausforderung, aber durch die gewährte Unterstützung eine riesige Chance für die Region. Es lohnt sich, die Menschen vor Ort mitzunehmen und sie dabei zu unterstützen, mit guten Ideen und Innovationen ihre Heimat sattelfest für die Zukunft zu machen. Viele Projekte sind entwickelt und in der Umsetzung. Dass uns diese Aufgabe in Sachsen gut gelingt, dafür sprechen inzwischen die Zahlen«, betont der für Regionalentwicklung zuständige Minister Thomas Schmidt.
Dafür müssen aus Visionen konkrete Projekte entwickelt und in die Umsetzung gebracht werden. Diese Mischung wurde heute allen Beteiligten in Boxberg bei einem Pressegespräch zur Carbon LabFactory Sachsen präsentiert. Denn auf dem Areal im Gewerbegebiet des Ortsteils Kringelsdorf wachsen aktuell nur Gras und Unkraut. Das soll sich bald ändern: Denn künftig steht hier das europaweit einmalige Forschungszentrum, die Carbon LabFactory Sachsen, zur Erforschung und Entwicklung nachhaltiger Carbonfasern. Der Baubeginn ist für das kommende Jahr vorgesehen, ein erster Gebäudeabschnitt soll bis Ende 2026 fertiggestellt sein. Die weiteren Gebäudeabschnitte sollen bis 2027 abgeschlossen sein.
Das Strukturwandelprojekt der Technischen Universität Chemnitz im Landkreis Görlitz wird mit mehr als 62 Millionen Euro aus dem Investitionsgesetz Kohleregionen gefördert. Vergleichbare Einrichtungen gibt es bislang weltweit nur zwei – in Australien und in den USA. Damit entsteht ein Leuchtturm für die Carbonfaserforschung, der sich deutlich von den Bisherigen abhebt. Wie? Mit der Erweiterung der Wertschöpfungskette über die Carbonfaser hinaus durch textile und kunststoffverarbeitende Prozesse bis zum Hochleistungsbauteil und dem Produktionsabfallrecycling setzt die Carbon LabFactory Sachsen neue Maßstäbe. Wie viel Potenzial die Ansiedlung eines solchen Forschungszentrums birgt, davon konnte sich Staatsminister Schmidt kürzlich zusammen mit den Carbonfaser-Pionieren aus Chemnitz an der Deakin University, Australien, höchstpersönlich ein Bild machen.
Regionalentwicklungsminister Thomas Schmidt: »Wir haben bereits in Australien gesehen, welche Strahlkraft eine Ansiedlung wie die Carbon LabFactory haben kann. Diese Art von Entwicklung zieht nicht nur Unternehmen an, sondern fördert auch Innovation, schafft Arbeitsplätze und stärkt die gesamte Region nachhaltig. Unser Ansiedlungsgebiet hat das Potenzial, ähnliche Erfolge zu erzielen und die Region auf eine neue Stufe zu heben. Sobald die ersten Bagger nächstes Jahr rollen, werden die Dimensionen auch nach außen sichtbar. Strukturwandelprojekte wie die Carbon LabFactory Sachsen stimmen mich äußerst zuversichtlich. Sie sind Impulsgeber mit der klaren Botschaft vor Ort: Hier wird was! Wir Sachsen packen es an! Und das stimmt. Die hohe Anzahl und die Vielfalt an bewilligten und in Umsetzung befindlichen Strukturwandelprojekten im Freistaat Sachsen beweisen auf ganzer Linie, dass wir Zukunftsmacher sind.«
Dr. Mario Naumann von der Technischen Universität Chemnitz, Projektleiter der Carbon LabFactory Sachsen: »Carbonfasern haben längst den Status einer Schlüsseltechnologie erreicht und werden zukünftig wesentlich zum Klimaschutz beitragen. Jedoch ausschließlich mit dem Ansatz der ganzheitlichen Betrachtung der Wertschöpfungskette von der nachhaltigen und ressourceneffizienten Carbonfaser bis zum Hochleistungsbauteil im Pilotlinienmaßstab gelingt auch der Transfer wertvoller wissenschaftlicher Grundlagen in die Wirtschaft. Genau dieser Herausforderung stellen sich die Wissenschaftler der Carbon LabFactory Sachsen.«
Boxbergs Bürgermeister Hendryk Balko: »Mit der Carbon LabFactory Sachsen hat die Gemeinde Boxberg/Oberlausitz die einzigartige Chance, weltweit eine führende Rolle in der Carbon- und Leichtbauforschung einzunehmen. Wir wollen mit zusätzlichen Gewerbegebieten und der Schaffung von attraktiven Wohnraum in der Nähe zum größten See Sachsens – dem Bärwalder See – Investoren und neue Fachkräfte willkommen heißen und dafür in den nächsten Jahren die Voraussetzungen dafür schaffen.«
Hintergrund zur Carbon LabFactory Sachsen (CLFS):
Carbonfasern haben sich mittlerweile als Schlüsseltechnologie etabliert. Bisher werden Leichtbauteile aus Carbonfasern beispielsweise im Automobilbau und in der Luft- und Raumfahrt eingesetzt. Zu den weiteren Megatrends gehört auch der Bausektor, wo Carbonfasern zur Reduzierung von Beton und damit wertvoller Ressourcen wie beispielsweise Bausand beitragen. Vor diesem Hintergrund etabliert die TU Chemnitz die Carbon LabFactory Sachsen (CLFS) mit etwa 2.800 Quadratmetern Nettoraumfläche und einem finanziellen Umfang von mehr als 60 Millionen Euro als einzigartigen Forschungscampus in Boxberg/Oberlausitz.
Mit der dafür in Boxberg/O.L. notwendigen Beschaffung der Anlagen- und Geräteausstattung wurde begonnen. Erste europaweite Ausschreibungen sind bereits online, zu denen insbesondere das Herzstück der Carbon LabFactory Sachsen, die thermische Konvertierungsanlage, gehört. Weitere Ausschreibungen erfolgen in den kommenden Monaten.
Grundstücksbeschaffung sowie Planung und Bau für den zukünftigen CLFS-Standort laufen unter Leitung des Staatsbetriebes Immobilien- und Baumanagement. Das Grundstück konnte durch den Freistaat Sachsen erworben werden.