Arbeiten zum Aufbau des Center for the Transformation of Chemistry (CTC) in Delitzsch laufen auf Hochtouren
29.08.2024, 15:35 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)
Bund und Freistaat fördern Flächenerwerb auf dem Gelände der alten Zuckerfabrik mit Mitteln des Investitionsgesetzes Kohleregionen – Zweckverband entwickelt Chemistry Innovation Lab
Im Rahmen eines Bürgertreffs haben der Freistaat Sachsen, das Team des Center for the Tranformation of Chemistry (CTC), der Landkreis Nordsachsen und die Stadt Delitzsch vor Ort die nächsten konkreten Schritte vorgestellt, wie das Gelände der alten Zuckerfabrik in Delitzsch entwickelt werden soll.
Das CTC wird künftig hier seinen Hauptstandort haben und als Großforschungszentrum an neuen Technologien, Verfahren und Anwendungen arbeiten, die die Chemieindustrie grundle-gend verändern werden – nachhaltiger, umweltfreundlicher und als Teil einer echten Kreislauf-wirtschaft.
Die Chemieindustrie ist Schlüsselindustrie für zahlreiche andere Wirtschaftszweige. Doch sie verbraucht sehr viele fossile Rohstoffe und ist abhängig von fragilen Lieferketten. Damit sie weiterhin eine Zukunft in Deutschland hat, muss sie sich verändern.
Das CTC wird daran arbeiten und dafür werden jetzt die Voraussetzungen geschaffen. Der Freistaat Sachsen sowie ein vom Landkreis Nordsachsen und der Stadt Delitzsch gegründeter Zweckverband haben das Gelände der alten Zuckerfabrik gemeinsam gekauft. Der Freistaat Sachsen wird die von ihm erworbene Fläche dem CTC unentgeltlich zum Aufbau des For-schungszentrums zur Verfügung stellen. Die vom Zweckverband erworbenen Flächen sollen Standort für ein Chemistry Innovation Lab und für Gewerbeansiedlungen im unmittelbaren Um-feld des CTC werden.
Der Flächenerwerb durch den kommunalen Zweckverband wird als erster Projektteil mit Struk-turstärkungsmitteln nach dem Investitionsgesetz Kohleregionen (InvKG) mit rund 17 Millionen Euro von Bund und Freistaat gefördert. Im Rahmen der Veranstaltung wurde der Förderbe-scheid durch Regionalentwicklungsminister Thomas Schmidt und Wissenschaftsminister Sebastian Gemkow an den Zweckverband übergeben.
»Das ist die Voraussetzung dafür, dass aus der Forschungsvision Wirklichkeit werden kann«, sagte Wissenschaftsminister Sebastian Gemkow. »Auf dem Areal wird ein Leuchtturm der Wissenschaft mit internationalen Top-Wissenschaftlern aufgebaut, der einerseits weltweite Sichtbarkeit und Attraktivität für das gesamte Wissenschaftsland Sachsen entwickeln wird. An-dererseits werden durch den starken Fokus des CTC auf Innovations-, Technologie- und Wis-sens-Transfer im Rahmen direkter Partnerschaften mit weiteren wissenschaftlichen Einrichtun-gen und auch der Industrie Innovationen und damit Wertschöpfung hier in der Region entste-hen.«
Regionalentwicklungsminister Thomas Schmidt ergänzt: »Das CTC ist ein herausragendes Vorhaben für die Strukturentwicklung hier im Mitteldeutschen Revier. Das, was hier dank der Förderung aus dem Investitionsgesetz Kohleregionen entsteht, ist der beste Beweis für den behutsamen Wandel von einer traditionellen Industrie hin zu einer zukunftsorientierten Wirt-schaft. Jetzt gilt es, das Potenzial des Großforschungszentrums für die gesamte Region auszu-schöpfen. Deshalb investieren wir Strukturwandelmittel auch in ein innovatives Umfeld des CTC, damit für Unternehmen, angrenzende Forschungsbereiche und Start-Ups in unmittelbarer Nähe zum Forschungszentrum sowohl Flächen verfügbar sind als auch Räumlichkeiten in Gestalt des Chemistry Innovation Lab bereitstehen. Das ist Strukturentwicklung – die Schaffung von Arbeitsplätzen und neuer Wertschöpfung.«
Das CTC-Team um Prof. Peter Seeberger hat die Arbeit aufgenommen und bereitet die ersten konkreten wissenschaftlichen Projekte vor. Dafür nutzen die Wissenschaftlerinnen und Wissen-schaftler unter anderem Räumlichkeiten des Landratsamtes in Delitzsch. »Viele Dinge laufen derzeit parallel«, so Prof. Seeberger. »Wir sind in den letzten Monaten kräftig gewachsen und beschäftigen aktuell 33 Mitarbeitende. Unsere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler schär-fen die zu beforschenden Themengebiete, bauen ihr Netzwerk aus und arbeiten an ersten For-schungsprojekten. Aber damit wir wirklich durchstarten können, müssen wir als Institution ei-genständig werden. Dafür brauchen wir die Unterstützung von Bund und Ländern. Und wir be-nötigen dringend Labore für die chemische Forschung. Deshalb freuen wir uns sehr, dass es auf dem Gelände der Zuckerfabrik vorangeht.«
Um die wissenschaftliche Arbeit vor Ort zu unterstützen, bereitet der kommunale Zweckverband derzeit den Aufbau des Chemistry Innovation Lab vor. Dieses wird auf einer Teilfläche des Zu-ckerfabrik-Geländes realisiert. Landrat Kai Emanuel sagte dazu: »Damit der technologische Transfer von der Grundlagenforschung des CTC zur praktischen Anwendung in der Wirtschaft gelingt, wird das Chemistry Innovation Lab die Ansiedlung von Ausgründungen und Start-ups in unmittelbarer Nähe ermöglichen. Erster Nutzer des Neubaus wird zunächst das CTC selbst sein, bis es in seine eigentlichen Gebäude einziehen kann.«
Für die Stadt Delitzsch ist die geplante neue Nutzung des Areals der alten Zuckerfabrik mehr als eine normales Stadtentwicklungsprojekt. Oberbürgermeister Dr. Manfred Wilde sagte »Wir erleben hier die Umgestaltung einer Industriebrache, mit der sich in der einheimischen Bevölke-rung viele Emotionen verbinden. Generationen von Menschen haben in der Zuckerfabrik gear-beitet, seit vielen Jahren schauen wir aber auch schon auf die riesigen Überreste der alten An-lagen. Insofern ist dieser Neuanfang verknüpft mit Hoffnungen auf eine moderne Zukunft für Delitzsch und die gesamte Region!«
Seit einigen Wochen laufen auf dem Areal bereits Entsorgungs- und Beräumungsarbeiten. Sämtliche Altlasten, die noch aus der Nutzung des Industriekomplexes als Biomassekraftwerk stammen, werden aktuell beseitigt. Parallel werden die Nutzungskonzepte für die einzelnen Flächen weiter konkretisiert und die sogenannten Planverfahren vorbereitet.
Hintergrund
Am 29. September 2022 haben die Bundesregierung, der Freistaat Sachsen und das Land Sachsen-Anhalt die Gewinner des Ideenwettbewerbs »Wissen schafft Perspektiven für die Region!« zur Gründung von zwei Großforschungszentren im Lausitzer Revier und im Mitteldeutschen Revier bekanntgegeben. Gewinner für das Mitteldeutsche Braunkohlerevier ist das »Center for the Transformation of Chemistry«. Bis zum Jahr 2038 wird der Bund dieses Großforschungs-zentrum mit 1,1 Milliarden Euro fördern. Ziel des, von Prof. Seeberger initiierten, CTC ist es, die bisher lineare Chemieindustrie in eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft zu transformieren.
Für den Ankauf von Gewerbeflächen, die Erschließung von Grundstücksflächen und die Förde-rung von Ansiedlungen haben die Stadt Delitzsch und der Landkreis Nordsachsen den Zweck-verband »Großforschungszentrum CTC – Center for the Transformation of Chemistry« (ZV CTC) gegründet. Für das Projektvorhaben »Gewerbegebiet am CTC - Flächenerwerb, Erschließung und Errichtung des Chemistry lnnovation Lab« erhält der ZV CTC voraussichtlich Zuwendungen von insgesamt rund 94,5 Millionen Euro aus dem Investitionsgesetz Kohleregionen und dem sächsischen Landeshaushalt. Dieses Strukturwandelprojekt ergänzt das Gesamtvorhaben CTC. Der heutige Zuwendungsbescheid über 16,9 Millionen Euro ist für Teilprojekt 1 vorgesehen – den Grunderwerb, wobei 15,6 Millionen Euro auf den Bund entfallen.