Gemeinsam Wohnen, virtuell Arbeiten und in die Welt des Tanzes eintauchen - 5. SÄCHSISCHE INKLUSIONSPREIS 2022

02.12.2022, 09:53 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)

Preisträger in fünf Kategorien ausgezeichnet

Den 5. Sächsischen Inklusionspreis 2022 erhalten: ASB Ortverband Chemnitz und Umgebung e.V., Sächsisches Epilepsiezentrum Kleinwachau, Inklusive Wohngemeinschaft "6plus4", Förderverein Lausitzer Findlingspark Nochten e.V. und Tanzlabor Leipzig

Dresden (2. Dezember 2022) – Unter dem Leitmotiv: »So geht sächsisch inklusiv!« ist heute der 5. Sächsische Inklusionspreis verliehen worden, anlässlich des jährlich am 3. Dezember begangenen Internationalen Tag der Menschen mit Behinderungen. In den Kategorien »Digitale Barrierefreiheit«, »Kinder & Familie«, »Wohnen«, »Tourismus« und »Kultur« zeichnete der Landesbeauftragte für Inklusion der Menschen mit Behinderungen, Michael Welsch, im Beisein des Präsidenten des Sächsischen Landtags und Schirmherren der Veranstaltung, Dr. Matthias Rößler, und des Staatssekretärs für Digitale Verwaltung und Verwaltungsmodernisierung, Prof. Thomas Popp, die fünf Sieger in dem diesjährigen Wettbewerb aus. Die Preise wurden im Rahmen einer Festveranstaltung im Plenarsaal des Sächsischen Landtages vor mehr als 140 Teilnehmern übergeben.

»Die Vielfalt der in diesem Jahr eingegangenen Bewerbungen zeigt, wie sich aktiv und nachhaltig um Inklusion in unserem Land gekümmert wird. Insgesamt 46 Vereine, Verbände, Initiativen und Organisationen haben sich in diesem Jahr mit eindrucksvollen Beispielen um den Inklusionspreis beworben. Dies ist wirklich eine beachtliche Anzahl. Dementsprechend interessant gestaltete sich der Auswahlprozess für die Jury. Am Ende standen die Jurymitglieder vor der schwierigen Aufgabe sich pro Kategorie auf »nur einen« Preisträger einigen zu müssen«, so der Landesbeauftragte Welsch während der Preisverleihung.

Der Preis wird alle zwei Jahre verliehen und ist in jeder Kategorie mit jeweils 1.500 Euro dotiert.

Die Preisträger des 5. Sächsischen Inklusionspreises 2022 sind:

• Kategorie »Digitale Barrierefreiheit«:
Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) Ortverband Chemnitz und Umgebung e.V. - ASB Wohnpflegeheim für körperlich schwerstbehinderte Menschen mit dem Projekt: »Digital Arbeiten, trotz schwerster körperlicher Behinderung.«

Für Menschen mit schwerer körperlicher Behinderung schafft das ASB Wohnzentrum in Chemnitz digitale Arbeitsplätze, in denen diese Menschen ihre Kompetenzen und ihre Leistungsfähigkeit im digitalen Raum einsetzen und weiterentwickeln. In einem ersten Schritt werden verschiedene, spezifisch auf die jeweilige individuelle Funktionseinschränkung abgestimmte Eingabegeräte erprobt, um im digitalen Raum mit der jeweiligen Software oder Anwenderplattform überhaupt kommunizieren zu können. In einem zweiten Schritt wird die bereitgestellte Informationstechnologie erläutert und die zukünftigen Nutzerinnen und Nutzer werden von fachkundigem Personal zu kompetenten Anwenderinnen und Anwendern ausgebildet.

Den Preis an den ASB Ortverband Chemnitz und Umgebung e.V. überreichte Prof. Thomas Popp, Staatssekretär für Digitale Verwaltung und Verwaltungsmodernisierung. In seiner Laudation sagte Popp zur Begründung: »In der analogen Welt wären die Hürden unüberwindbar, doch dank digitaler Werkzeuge öffnen sich Türen in die Arbeitswelt für Menschen mit schwersten Behinderungen. An speziell ausgestatteten Arbeitsplätzen im Wohnzentrum können Unterlagen digital bearbeitet und Informationen erschlossen werden. So wird Menschen mit Behinderung in diesem Modellvorhaben künftig mehr digitale Teilhabe am Arbeitsleben garantiert. Andere Unternehmen und Einrichtungen sollten diesem Beispiel folgen.«

• Kategorie »Kinder & Familie«:
Sächsisches Epilepsiezentrum Kleinwachau mit dem Projekt: »Ambulante Hilfen für Eltern und Kinder«

Mit dem Projekt wird Menschen mit Behinderungen, die bereits ein oder mehrere Kinder bzw. einen Kinderwunsch haben, ermöglicht, ihre Rolle als Eltern wahrzunehmen und auszuüben. Dabei werden sie als Eltern unterstützt. Eine Trennung von Familien aufgrund fehlender Hilfsangebote oder fehlendem Vertrauen in die Elternschaft seitens des vorhandenen Umfeldes wird so vermieden.

Susann Rüthrich, Kinder– und Jugendbeauftragte der Sächsischen Staatsregierung, betonte in ihrer Laudation: »Kinder haben das Recht auf ein Familienleben mit ihren Eltern. Eltern haben das Recht, ihre Kinder zu pflegen und zu erziehen. Dabei steht ihnen bei Bedarf Unterstützung zu. Leider ist es nicht für alle Familien leicht, diese Rechte auch zu verwirklichen. Das Preisträgerprojekt hilft genau diesen Familien. Beeindruckt hat uns in der Jury nicht nur das eigentliche Engagement, nämlich die ambulanten Hilfen für Kinder und deren Eltern mit Beeinträchtigungen, sondern auch, dass die strukturellen Hürden benannt wurden, die diesen Eltern und deren Helfenden im Wege stehen.«

• Kategorie »Wohnen«:
Inklusive Wohngemeinschaft "6plus4" mit dem Projekt: »Inklusive Wohngemeinschaft "6plus4"«

In dem Projekt wohnen Menschen mit und ohne Behinderungen gleichberechtigt und selbstbestimmt zusammen. Dabei dienen den Bewohnern die "5 Säulen der WG" als Grundlage. Die erste Säule besteht aus den "Mitbewohner*innen mit Behinderung", die zweite Säule aus den "Mitbewohner*innen ohne Behinderung", die dritte Säule aus den "Assistent*innen", die vierte Säule aus den "Eltern" und die fünfte Säule aus den "Gästen". Das Wohnprojekt hat sich damit im Laufe der Zeit zu einem inklusiven Begegnungs- und Sozialraum entwickelt, an dem die unterschiedlichsten Akteure beteiligt sind.

Die Laudatorin, Annett Heinich, Inklusionsbotschafterin der Interessenvertretung Selbstbestimmt Leben e.V. (ISL), führte in ihrer Laudatio aus: »Junge Menschen wollen ihren eigenen Weg gehen, sich abnabeln vom Elternhaus. Das geht Leuten mit Behinderung nicht anders. Nur dass es für sie oft schwieriger ist, den Mut aufzubringen, sich gegen Vorbehalte durchzusetzen, geeigneten Wohnraum zu finden und die nötige Assistenz und Unterstützung zu organisieren. Es müsste noch viel mehr solcher inklusiven Wohngemeinschaften geben!«.

• Kategorie »Tourismus«:
Förderverein Lausitzer Findlingspark Nochten e.V. mit dem Projekt: »Findlingspark Nochten – Landschaft barrierefrei erleben«

Das Parkgelände und das Besucherzentrum in Nochten sind für alle Gäste zugänglich. Aufgrund spezieller Angebote kann das Gelände nicht nur von Personen mit Gehbehinderungen oder Rollstuhlfahrern genutzt werden, sondern auch von Personen mit anderen Behinderungen. Der Park bietet visuelle, taktile und auditive Erlebnisse an, z.B.: Barfußpfad, Wasserläufe, Audioguide, Leichte Sprache, Rundgang für sehbehinderte Menschen.

Der Laudator Veit Riffer, Blogger sowie ehrenamtlich tätiger Berater und Tester barrierefreier touristischer Angebote, über den Preisträger: »Für die Mitglieder des Fördervereins ist bereits heute das selbstverständlich, wofür noch immer in der Gesellschaft geworben werden muss – nämlich die aktive Teilhabe von Menschen mit kognitiven, Sinnes- und Mobilitätseinschränkungen am Alltag.«

• Kategorie »Kultur«:
Tanzlabor Leipzig mit dem Projekt: »15 Jahre mixed-abled Tanz beim Tanzlabor Leipzig«

Das Projekt bietet einen barrierefreien, niedrigschwelligen Zugang zu Angeboten des Zeitgenössischen Tanz an. Im Freien Tanzen, in Workshops, in Freien Trainings sowie in professionellen Tanzproduktionen erleben Menschen mit und ohne Behinderung ihre Bewegungsmöglichkeiten und können ihre künstlerischen Potenziale selbstbestimmt entfalten. Das Freie Tanzen ist kostenlos und kann ohne Vorkenntnisse besucht werden. Tanzprojekte werden sowohl angeleitet, als auch durch Menschen mit Behinderung selbst organisiert und einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Der Laudator der Kategorie »Kultur«, Dirk Sorge, Referent der Servicestelle Inklusion im Kulturbereich betonte in seiner Laudation: »Ein langer Atem und kontinuierliche Arbeit zahlen sich aus: Das Tanzlabor steht für hohe künstlerische Qualität auf der Bühne und ermöglicht gleichzeitig auch einen niedrigschwelligen Einstieg für Menschen mit wenig Erfahrung im Tanz. Inklusion bezieht sich hier sowohl auf die künstlerische Arbeit auf der Bühne als auch auf die Menschen im Publikum. Aber im Fokus steht immer die Kunst und die Arbeit am jeweiligen Thema.«


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